Infrastruktur Noch viele Baustellen

Gerolstein · Der Gerolsteiner Stadtrat hat über die Hauptproblemfelder beim (vorerst gestoppten) Konversionsprojekt Brunnengelände diskutiert:   Einzelhandel, Quellen- und Hochwasserschutz. Der Gerolsteiner Brunnen hält sich bedeckt. 

 Die Lichter bleiben vorerst aus, die Kräne stehen still auf dem Brunnengelände. Denn bis der Gerolsteiner Brunnen die Gespräche zur Konversion des Geländes wiederaufnehmen will, hat die Stadt noch etliche Fragen zu klären. Doch die hat das Projekt erst einmal hintangestellt.

Die Lichter bleiben vorerst aus, die Kräne stehen still auf dem Brunnengelände. Denn bis der Gerolsteiner Brunnen die Gespräche zur Konversion des Geländes wiederaufnehmen will, hat die Stadt noch etliche Fragen zu klären. Doch die hat das Projekt erst einmal hintangestellt.

Foto: TV/Mario Hübner

Erstmals hat der Gerolsteiner Stadtrat öffentlich über das vorläufige Aus des Konversionsprojekts Brunnengelände diskutiert – auf Drängen des Bauauschusses. Denn bislang hatten Stadtspitze und Verwaltung es vorgezogen, die Gründe hinter verschlossenen Türen zu behandeln und das Vorhaben erst einmal ad acta zu legen.

Im Auftrag der Fraktionen hat sich nun aber Oliver Knebel vom beauftragten Planungsbüro Firu der Stellungnahmen angenommen, die bei der Aufstellung des Bebauungsplans Brunnengelände eingegangen waren und diese bewertet – zumindest die kritischen, die die geplante Bebauung in Frage gestellt hatten.

Stadtbürgermeister Friedhelm Bongartz (CDU) sagte grundsätzlich zum Vortrag Knebels und der öffentlichen Diskussion: „Die Stellungnahmen zeigen, wie schwierig die Situation ist. Und sie entkräften alle Vorwürfe, dass die Stadt nicht den richtigen Willen oder Einsatz bei dem Projekt gezeigt hat. Vieles liegt einfach nicht in unserer Hand, und vieles ist einfach noch abzuarbeiten.“

SPD-Fraktionschef Uwe Scheider wiederum betonte: „Ich bin froh, dass wir jetzt genau über die kritischen Punkte diskutieren können – auch wenn das Projekt vorerst ruht.“ Und CDU-Fraktionssprecher Helmut Hauth meinte: „Wir müssen nun systematisch vorgehen, dann kriegen wir den Ball auch wieder ins Rollen.“

Auh Tim Steen von den Grünen zeigte sich erfreut über die öffentliche Diskussion (die er eingefordert hatte) und die fachliche Einordnung von Planer Knebel, er widersprach aber auch Stadtbürgermeister Bongartz indem er sagte: „Ich halte es nicht für den richtigen Weg, weiterhin erst einmal alle Detailfragen zu klären und abzuwarten, was der Gerolsteiner Brunnen will, sondern fordere seit Langem: Wir müssen endlich ein Konzept für den touristischen Bereich des Areals vorlegen. Und dafür bedarf es meines Erachtens nach eines Ideenwettbewerbs. Denn bislang ging es stets nur um das Thema Gewerbe.“ Diese Forderung hatte er bereits in der Vergangenheit gestellt, die Stadt hatte einen Wettbewerb auch beschlossen, dann aber doch noch einen Rückzieher gemacht.

Bongartz wollte (erneut) nicht auf die Idee einen Ideenwettbewerbs eingehen, meinte aber: „Jetzt, wo der Projektentwickler Faco vom Tisch weg ist, können wir uns freier bewegen. Denn er hat uns immer gedrängt, gedrängt, gedrängt.“ Dafür kündigte Bongartz für Oktober eine Bürgerversammlung zum Thema an. Diese Themen werden als kritisch angesehen:

Einzelhandel: Geplant und vom Projektentwickler Faco vorangetrieben worden war eine Umsiedlung des HIT- und DM-Marktes aus der Sarresdorfer Straße auf das Brunnengelände. Das Problem: Die Kreisverwaltung hat per sogenanntem Raumordnerischem Entscheid dafür Bedingungen festgelegt: So sollte der Umsiedlung nur zugestimmt werden, wenn es auf Sarresdorf nicht zur Nachbelegung durch einen großen Einzelhandels- und einen Drogeriemarkt kommt. Denn: Ungeachtet eines Umzug bleibt der Rechtsanspruch bestehen, auf den dortigen Flächen angebotsverwandte Anbieter anzusiedeln. Ein Geschäft, dass sich die Grundstückseigentümer nicht entgehen lassen wollen. Deren Anwalt hat denn auch wissen lassen, dass Sarresdorf weiterhin als zentraler Versorgungsbereich eingestuft ist und daher nicht geschwächt werden dürfe. Dem entgegnet Planer Knebel: „Ein Umzug der beiden Märkte wäre keine massive Schädigung für Sarresdorf, da es dort noch viel anderes Gewerbe gibt.“ Zudem könne sich eine Gemeinde weiterentwickeln und neue Schwerpunkte setzen – auch was den zentrale Versorgungsbereiche angehe. Sarresdorf, das eben nicht zentral liege, nannte er in diesem Zusammenhang eine „Fehlentwicklung“. Auf die Frage von Tim Steen, ob man sich über den Raumordnerischen Entscheid hinwegsetzen könne, sagte Knebel: „Maßgeblich ist nicht der Entscheid, sondern es gelten die Ziele der Raumordnung wie etwa das „Nichtbeeinträchtigungsgebot.“ Also die Frage, ob durch eine Ansiedlung andere Standorte (wie Sarresdorf) oder Nachbarkommunen massiv geschädigt werden. Und laut zweier Gutachten werde nachgewiesen, dass sowohl Sarresdorf als auch etwa Hillesheim „nicht wesentlich beeinträchtigt“ werden, so Knebel. Doch obwohl sich der Planer auf der sicheren Seite sieht, „würden wir, falls an Gewerbeansiedungen festgehalten wird, zunächst einmal nochmals mit den Gutachtern als auch der Behörde im Vorfeld sprechen“, sagte Knebel.

Quellenschutz: Der Gerolsteiner Brunnen hatte stets zur obersten Bedingung für die Öffnung seines Areals gemacht, dass dem Schutz seiner dort angesiedelten Quellen oberste Priorität beizumessen sei dem sich alle Ansiedlungs- und Gestaltungpläne zu unterwerfen hätten. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Wie der Schutz der Quellen allerdings genau auszusehen habe, ob beispielsweise um jede Quelle eine dementsprechend großer Schutzradius zu ziehen sei und ob in der Nähe beispielsweise Autos parken oder fahhen dürfen – dazu besteht offensichtlich noch Klärungsbedarf. So soll es derzeit noch Abstimmungen zwischen der Wasserbehörde und dem Unternehmen geben, zudem sei diesbezüglich ein Gutachten in Arbeit. Der Gerolsteiner Brunnen wollte sich derzeit nicht nochmals zur Gesamttematik äußern.

Hochwasserschutz: Die derzeit teilweise an einer Betonmauer entlang des Gewerbeareals fließende Kyll sollte im Rahmen des Blau plus-Programms renaturiert und vom Gelände aus erlebbar gemacht werden. Der Kreis als Projektträger hatte dazu bereist Pläne erstellt. Alles schien in bester Ordnung. Doch es kam anders. Knebel sagt: „Ich war sehr verblüfft, dass irgendwann die Aussage der SGD Nord als Oberer Wasserbehörde kam: Das geht so nicht, der Retentionsraum reicht nicht aus. Schließlich handelt es sich um eine Planung des Kreises, bei dem ja auch die untere Wasserbehörde angesiedelt ist.“ Also müsse auch da der Plan überarbeitet werden.

Der Stadtrat hat beschlossen, sich nun erst einmal um die Entwicklung rund um das Brunnengelände zu kümmern, wo ebenfalls einige Umbauvorhaben geplant sind. Dennoch soll schon bald wieder das Gespräch mit dem Brunnen gesucht werden.

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