Kratowo Er hat eine Mission

Kratowo · Warum Cristiano Ronaldo nach seiner Spanien-Gala womöglich zur Ziege werden will.

 Show-Gehabe oder pure Konzentration? Cristiano Ronaldo polarisiert im Fußball, lässt aber Tore sprechen – wie gegen Spanien.

Show-Gehabe oder pure Konzentration? Cristiano Ronaldo polarisiert im Fußball, lässt aber Tore sprechen – wie gegen Spanien.

Foto: dpa/Li Ga

(dpa) Das Rätsel über Cristiano Ronaldos ominösen Torjubel mit einem möglichen Seitenhieb auf Lionel Messi bleibt vorerst ungelöst. Auf dem Weg zum womöglich doch „Größten aller Zeiten“ will der 33 Jahre alte Superstar aber schon gegen Außenseiter Marokko die nächste (Tor-)Gala zelebrieren und sich dem WM-Titel einen weiteren kleinen Schritt näher bringen.

„Ich glaube immer an mich“, sagt Ronaldo. Und ganz Portugal glaubt an ihn. „Er ist für uns alle ein Vorbild, nicht nur im Spiel, sondern auch, wie er die Mannschaft führt“, preist Mitspieler Adrien Silva am Sonntag bei einer Pressekonferenz der Portugiesen in Kratowo.

In dem kleinen Örtchen, dem jeder Hochglanz abgeht, logiert der Spieler, der eine irrwitzige Ablösesumme von einer Milliarde Euro in seinem Vertrag mit Real Madrid stehen hat. Nebengeräusche wie den möglichen Weggang von den Königlichen und die Probleme mit den spanischen Steuerbehörden kann Ronaldo hier ganz offensichtlich erst recht ausblenden – er ist auf einer Mission.

Fern jeglichen Trubels und fern jeder Ablenkung arbeitet der 33-Jährige mit derselben Akribie und Leidenschaft an seiner Vollendung. Als hätte es nicht genug Bilder von seinem denkwürdigen Dreierpack zum 3:3 am Freitag in Sotschi gegen Spanien gegeben, rattern die Auslöser bei jeder Bewegung des Modellathleten mit den weißen Schuhen und weißen Socken. Beim Spiel vier gegen zwei muss er wie jeder andere in die Mitte, als er den Ball verliert.

Nicht mal 48 Stunden nach dem WM-Auftakt starteten Ronaldo und seine Mitspieler in die Vorbereitung auf das zweite Gruppenspiel an diesem Mittwoch in Moskau gegen Marokko, 41. der Weltrangliste und Letzter der Gruppe B nach der 0:1-Niederlage gegen Iran. Marokko gegen Ronaldo, könnte es auch heißen. „Ronaldo drei – Spanien drei“, meinte das portugiesische Blatt A Bola nach dem Remis gegen Spanien.

Ronaldo gab den Zuschauern aber auch ein kleines Rätsel auf: Was hatte der Jubel nach dem verwandelten Elfmeter zur 1:0-Führung zu bedeuten? Was sollte die Geste bedeuten, sich am Kinn zu kratzen? Eine Anspiel auf Messi etwa, sein argentinischer Dauerrivale um den Titel des Weltfußballers? Dieser ließ sich vor der WM von einem Magazin und seinem Sponsor mit Ziegen ablichten. Warum das? Weil die Übersetzung der Abkürzung der englischen Bezeichnung für „Größter aller Zeiten“ (Greatest of all times) kurz Goat, nichts anderes als Ziege heißt.

Klar ist, dass Ronaldo alles daransetzen wird, noch mehr Gelegenheiten zum Jubeln zu haben. Drei seiner sechs WM-Tore schoss er nun in Russland, als vierter Spieler nach Pelé, Uwe Seeler und WM-Rekordtorschütze Miroslav Klose traf er bei vier WM-Turnieren. Bei acht EM und WM-Endrunden war er nun nacheinander erfolgreich, sein persönlicher 51. Dreierpack egalisierte die Gesamtzahl an Dreierpacks in der Geschichte von Fußball-Weltmeisterschaften. Und er will mehr: „Wir glauben daran, dass wir bis ganz zum Ende kommen.“

Portugal - Spanien 3:3 (2:1)

Portugal: Rui Patricio - Cédric Soares, Pepe, J. Fonte, Guerreiro - B. Silva (69. Ricardo Quaresma), Moutinho, William Carvalho, B. Fernandes (68. Joao Mario) - Goncalo Guedes (80. A. Silva), Cristiano Ronaldo
Spanien: de Gea - Nacho, Piqué, Sergio Ramos, Jordi Alba - Koke, Busquets - David Silva (86. Vazquez), Iniesta (70. Thiago), Isco - Diego Costa (77. Aspas)

Schiedsrichter: Gianluca Rocchi (Italien)

Zuschauer: 43 866
Tore: 1:0 Cristiano Ronaldo (4./Foulelfmeter), 1:1 Diego Costa (24.), 2:1 Cristiano Ronaldo (44.), 2:2 Diego Costa (55.), 2:3 Nacho (58.), 3:3 Cristiano Ronaldo (88.)

(dpa)
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