Alte Gefährte(n): Oldtimer-Freunde zu Besuch in Bitburg

Bitburg · 45 Oldtimer-Lastwagen machen Station auf dem Bitburger Bedaplatz. Einer von ihnen war jahrzehntelang in der DDR verschollen.

Alte Gefährte(n): Oldtimer-Freunde zu Besuch in Bitburg
Foto: Andrea Weber

Alte Rettungsfahrzeuge, Schaustellerwagen, eine ehemalige mobile Sparkasse und ein Krupp Mustang: Nach und nach rollen 45 historische Oldtimer-Lastwagen auf den Bedaplatz. Fahrräder werden von Ladeflächen gehievt, Stühle ausgepackt, Hände geschüttelt, gegrüßt und gelacht - eine Atmosphäre wie auf dem Campingplatz.

Und damit ist die 16. Ferienfahrt der Nutzfahrzeug-Veteranen-Gemeinschaft (NVG) auch vergleichbar. Nur dass die Wagen keine Wohnmobile, sondern historische Oldtimer-Lastwagen sind, der älteste ist ein Opel-Blitz von 1941. Und manch einer der Oldies hat eine spannende Geschichte: Der Krupp Mustang von Günter Kemper aus Wuppertal war jahrzehntelang in der DDR verschollen. "Diese Geschichte macht das Auto erst so besonders", sagt der 75-Jährige.

Der Wagen wurde 1957 zugelassen, Kemper arbeitete damals als Fernfahrer für das Rheinisch-Westfälische Frachtenkontor in Wuppertal. Schon bei seiner zweiten Tour vom Rheinland nach Berlin hätten die DDR-Behörden den nagelneuen Lastwagen allerdings beschlagnahmt, weil er sechs Kisten Tränengas-Wurfkörper für die Westberliner Polizei geladen hatte. "Das war reine Willkür", sagt Kemper heute, "aber die haben ihn nicht mehr rausgerückt."

In den 70ern betrieb Kemper mit seinem Zwillingsbruder eine LKW-Werkstatt in Berlin und reparierte häufig Lastwagen in der DDR. "Da ist uns dieses Auto hin und wieder entgegengekommen", erzählt er. Das Fahrzeug war einer Spedition im Erzgebirge zugeteilt worden. Sie erkannten es sofort wieder, "die Schrift war weggepinselt, aber die Farben waren geblieben". Dann sahen sie es irgendwann nicht mehr - bis es in den 80ern wieder in Westdeutschland auftauchte, bei einem Autoliebhaber im Ruhrgebiet. Der war über den DDR-Politiker Alexander Schalck-Golodkowski an den Wagen gekommen. "Das haben wir durch Zufall mitbekommen", sagt Kemper.

Der hatte den Wagen aber wiederum an einen Niederländer weiterverkauft. "Wir sind dann nach Amsterdam gefahren und haben ihn gekauft", sagt der 75-Jährige. Er restaurierte ihn und fuhr 1994 das erste Mal zu einem Oldtimer-Treffen in Budapest. "Seitdem mache ich mit meiner Frau jedes Jahr fünf, sechs Touren durch ganz Europa."

Und dieses Jahr eben auch nach Bitburg. Zwischen Rhein und Niederlande ist das Motto der diesjährigen Ferienfahrt der NVG. Rund 40 Autoliebhaber aus ganz Deutschland und den Niederlanden treffen sich inzwischen jedes Jahr, um mit ihren historischen Schätzen auf Fahrt zu gehen und gemeinsam etwas zu erleben, wie NVG-Tourenwart Achim Röttgermann erzählt.

Die erste Fahrt fand 1997 statt. Die Idee sei gewesen, die Fahrzeuge nicht nur rumstehen zu haben, sondern etwas damit zu erleben. Das seien aber reine Männertouren gewesen. "Da ging es rustikaler zu und die Toiletten waren auch schon mal im Wald", sagt er und lacht.
Seit er 2005 die Organisation übernommen hat, sind auch Frauen und Kinder dabei. In manchen Fahrzeugen stünden nur ein Feldbett und eine Kleiderkiste, andere seien inzwischen recht luxuriös ausgebaut mit Kühlschrank und allem Drum und Dran. Wie bei Georg Reuss aus Bebra bei Kassel. Er ist seit einem Jahr im Ruhestand. "Da habe ich zu meiner Frau gesagt, irgendwas Verrücktes muss ich ja jetzt machen." Stolz zeigt er seinen ausgebauten LKW mit Küche, Bad, und zwei Schlafzimmern - auch für die Enkel. "Ich war letztes Jahr schon dabei", sagt der zehnjährige Leonard.

Noch bis Donnerstag sind die alten Gefährte auf dem Bedaplatz zu bestaunen. Morgen besichtigen die Besitzer Luxemburg und das Müllerthal, am Donnerstagvormittag ziehen sie weiter nach Bad Münstereifel. Ihr Ziel ist Delfzil in den Niederlanden. Dort endet die Fahrt am Freitag in einer Woche. Aber nur für dieses Jahr.

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