Eifelkreis Bitburg-Prüm: Am Schulstandort Irrel wird nicht gerüttelt

Irrel/Bitburg · Der Schulentwicklungsplan des Eifelkreises Bitburg-Prüm ist im Kreistag vorgestellt worden (der TV berichtete). Für einige Schulen könnte sich laut Gutachten in den nächsten Jahren die Existenzfrage stellen. In diesem Zusammenhang war auch die Realschule plus in Irrel genannt worden.

Irrel/Bitburg. Es ist große Pause. Kinder toben lachend und kreischend über den Hof der Franziskus Grund- und Realschule plus in Irrel. Die Sonne hat es an diesem Tag schwer, sich durch die dicken, grauen Wolken am Himmel zu schieben.
Auch im Lehrerkollegium herrscht nicht gerade eitel Sonnenschein. Der guten Stimmung einen schweren Schlag verpasst hat das Gutachten des Schulentwicklungsplaners Wolf Krämer-Mandeau, der mit Blick auf die demografische Entwicklung prognostiziert, dass ein weiteres Schulsterben im Eifelkreis nicht ausgeschlossen werden kann. Nur bei einer idealen Verteilung der Anmeldungen können die Realschulen plus in Bleialf, Prüm, Neuerburg und Irrel bestehen bleiben. "Diese Idealverteilung ist nicht gegeben und so wird möglicherweise der Standort Irrel aufgegeben werden müssen, was eine räumliche Mehrbelastung für den Standort Neuerburg nach sich zieht", heißt es im Gutachten.
"Nach wie vor ist die Schulbehörde daran interessiert, den Schulstandort Irrel in der bisherigen Form zu erhalten", sagt Miriam Lange, Pressereferentin bei der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) in Trier auf TV-Anfrage. Allerdings: Ab Oktober 2014/15 sollen kleinere Realschulen plus nach den Vorgaben der Leitlinien für ein wohnortnahes Angebot an Realschulen plus (siehe Extra) überprüft werden. Seitens der ADD sei nicht beabsichtigt, weitere weiterführende Schulen im Eifelkreis Bitburg-Prüm zu schließen.
Die Kreisverwaltung des Eifelkreises Bitburg-Prüm möchte zurzeit noch keine Stellung zu diesem Thema beziehen. "Es ist vorgesehen, sich mit den Vorschlägen in dem Arbeitskreis Schulentwicklung, im Schulträgerausschuss und im Kreistag im kommenden Jahr zu befassen sowie mit der Schulbehörde zu erörtern", sagt Pressesprecherin Heike Linden.
Claus von Bronewski, Schulleiter der Franziskus Schule in Irrel, hat gute Argumente, die für den Schulstandort sprechen. Mit insgesamt 448 Schülern (Grundschule: 168, Sekundarstufe I: 280) ist er von überschaubarer Größe. "Nicht jedes Kind eignet sich für die großen Systeme", sagt er. Ein großer Vorteil der Franziskus Schule sei, dass sowohl schwache als auch starke Schüler optimal gefördert würden. "Bei uns tauchen begabte Schüler eher an die Oberfläche." So habe er im vergangenen Jahr viele Berechtigungen für den Wechsel ans Gymnasium geschrieben. "Wen wir zertifizieren, der schafft es auch", beobachtet von Bronewski.
Aber auch im Zweig der Berufsreife gibt es ein gut funktionierendes Modell. So haben die Schüler einmal die Woche einen Praktikumstag. Immer mittwochs sind sie in einem Betrieb tätig - ein Modell, das auch an der Realschule plus in Bleialf mit Erfolg praktiziert wird.
Für den Erhalt der Schule spricht, dass die Kinder nicht stundenlang im Bus sitzen beziehungsweise stehen müssen. "Wir haben jetzt schon Schüler, die eine Stunde lang Bus fahren, um zur Schule zu gelangen", sagt Michael Frien, pädagogischer Koordinator an der Realschule plus. "Bei uns ist es gemütlich, die Schüler und Eltern fühlen sich wohl", ergänzt er. Ein Zeichen dafür ist der Spielhof, der zu 100 Prozent in ehrenamtlicher Arbeit zusammen mit den Eltern umgesetzt wurde.
Durch die Grenznähe zu Luxemburg ist die französische Sprache ein Schwerpunkt der Schule. So wird die Fremdsprache schon ab dem ersten Schuljahr unterrichtet, außerdem gibt es regelmäßige Treffen und Austauschfahrten mit der Partnerschule. Die Kinder werden so auf den Luxemburger Arbeitsmarkt vorbereitet. Geplant ist zudem, der Schule ein naturkundliches und sprachliches Profil zu geben, im Sinne einer Grenzregionschule. "Unsere Vision ist, täglich eine Stunde lang die Natur in den Unterricht einzubinden in enger Kooperation mit unseren Partnern", sagt Moritz Petry, Bürgermeister der VG Irrel.
Die Schulleitung hofft nun auf ein positives Zeichen vom Schulträger. In der Schule müsste dringend in den Brandschutz investiert werden. "Scheinbar ist es mittlerweile ein Wesenszug der deutschen Gesellschaft und ihrer politischen Vertreter, mit der immensen Wichtigkeit von Bildung und der Zukunft unserer Kinder hausieren zu gehen, aber darin nicht investieren zu wollen", sagt Holger Weber, Personalrat an der Franziskus Schule.
Wer sich ein Bild von der Franziskus Schule in Irrel machen möchte, ist eingeladen zum Tag der offenen Tür am Samstag, 1. Februar, von 9 bis 13 Uhr.Meinung

Kleine Schulen stärken
Ja, wir werden immer weniger. Die Schülerzahlen nehmen ab. Aber deshalb muss man nicht vorschnell kleinen Schulen den Garaus machen. Schreckliche Vorstellung, dass irgendwann nur noch drei Standorte für Realschulen plus übrig bleiben, an denen sich jeweils mehr als 1000 Schüler tummeln. Kleine Schulen haben auch Vorteile: Es herrscht familiäres Flair, der Teamgedanke ist ausgeprägter, die Beziehung zwischen Lehrern, Schülern und Eltern oft persönlicher. Solange die Eltern den kleinen Schulstandorten eine Chance geben, indem sie ihre Kinder dort anmelden, solange sollten die politisch Verantwortlichen diese erhalten. Zur Beruhigung der Eltern sei gesagt: Wenn sie jetzt ihr Kind an der Realschule plus anmelden, haben sie die Garantie, dass es auch dort seinen Abschluss machen kann. s.glandien@volksfreund.deExtra

Das rheinland-pfälzische Bildungsministerium und die ADD haben mit Blick auf die rückläufigen Schülerzahlen Leitlinien als Hilfe für die Schulentwicklungsplanung konzipiert. Sie geben einen Rahmen für gesetzliche Ausnahmen von der Mindestzügigkeit bei Realschulen plus aus siedlungsstrukturellen Gründen. Laut Schulgesetz müsste eine Realschule plus mindestens dreizügig sein (in den Klassenstufen fünf bis neun). Aus Gründen der Siedlungsstruktur sind aber auch Ausnahmen erlaubt. Auch die Entfernung zur nächsten Realschule plus spielt eine Rolle. So sollte im Falle einer Schließung innerhalb von 45 Minuten mit öffentlichen Verkehrsmitteln eine gleiche Schulform erreicht werden können. sn

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