Ein Dorf mit viel Pioniergeist

Neuheilenbach · Kalte Füße und strahlende Gesichter: In Neuheilenbach sind 54 Bürger der Einladung des TV gefolgt und haben an der Dorffoto-Aktion auf dem Platz vor dem Bürgerhaus teilgenommen.

Neuheilenbach. Sanft schmiegen sich die Wälder an die Hügel rund um Neuheilenbach. Dass hier heute eine Gemeinde existiert, war noch vor 185 Jahren nicht abzusehen. Erst um 1828 wuchs der kleine bis dahin namenlose Weiler schlagartig an. Heute leben 270 Menschen in dem Ort. 54 von ihnen nahmen die Einladung des TV an und haben auf dem Platz vor dem Bürgerhaus für die Dorffoto-Aktion posiert.
Die Pioniere Neuheilenbachs wollten vor der Gründung des Dorfes in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts aus dem neun Kilometer entfernten Heilenbach eigentlich viel weiter wegziehen. Ein neues Leben in Brasilien lockte.
Es sollte anders kommen. Statt ihre Zukunft in Südamerika zu suchen, änderten sie ihre Meinung. Höfe und Gehöfte waren bereits verkauft, in der Nähe von Balesfeld fanden sie aber ein hübsches Fleckchen Erde, auf dem vier Haushalte gegründet wurden - die Geburtsstunde des neuen Dorfes.
Dorffoto Aktion


Fast 200 Jahre später ist noch immer etwas vom Pioniergeist der ersten Neuheilenbacher zu spüren. "Angesichts knapper Kassen mussten wir uns selbst Gedanken über eine Finanzierung unseres Ortes machen", erklärt Ortsbürgermeister Theo Marx (61). Die Lösung wurde in einem neuen Solarpark auf dem ehemaligen Militärstützpunkt gefunden. "Rund um die alte Radaranlage hat ein Investor auf 18 Hektar einen Solarpark gebaut", so Marx.
An der Einspeisevergütung ist die Gemeinde beteiligt. Sie erhält also, sobald die Anlage in diesem Jahr ans Netz angeschlossen ist, Anteile der Gewinne der Anlage (der TV berichtete). "Jetzt müssten wir noch schauen, dass die wenigen Leerstände im Ort gefüllt werden", sagt der Ortsbürgermeister.
An zuzugswilligen Neubürgern mangelt es zumindest nicht. "Wir sind 2009 hier hingekommen, weil wir ein Haus suchten. Neuheilenbach liegt für uns optimal an der Landesstraße. Es ist grenznah, und die Dorfgemeinschaft hat uns gleich gut aufgenommen", sagt Jana Wiese (33). Ihr Sohn Luca (acht Monate) ist der jüngste Bürger, der zum Fototermin gekommen ist.
"Für Kinder ist es sehr schön hier. Wir haben nur Sorgen mit dem Verkehr. Viele Autofahrer rasen durch den Ort, als ob hier niemand leben würde", ärgert sie sich.
Auch Dieter Brill, als Wirt der Gaststätte zum Neuheilenbach ein Urgestein im Ort, ist vor vielen Jahren hier hingezogen. "1969 kam ich als Maschinist der Radarstation, verliebte mich und eröffnete mit meiner Frau die Gaststätte", sagt er. Gefallen habe es ihm im Ort immer: "Ein wunderschöner Platz zum Leben."

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