Von der Oase in Jünkerath profitieren beide Seiten

Jünkerath · Ehrenamtliche haben ein Angebot, das ursprünglich nur für Flüchtlinge gedacht war, in eine allgemeine Kleiderbörse für Menschen mit geringem Einkommen umgewandelt. Der Name des Projekts: Oase.

 Melanie Schermann (rechts), Koordinatorin des Caritasverbands Westeifel, betreut das Team der Ehrenamtlichen der Kleiderbörse „Oase“ in Jünkerath. TV-Foto: Brigitte Bettscheider

Melanie Schermann (rechts), Koordinatorin des Caritasverbands Westeifel, betreut das Team der Ehrenamtlichen der Kleiderbörse „Oase“ in Jünkerath. TV-Foto: Brigitte Bettscheider

Foto: Brigitte Bettscheider (bb) ("TV-Upload Bettscheider"

Jünkerath Dienstagnachmittag, kurz nach 14 Uhr, Bahnhofstraße 16: Kaum hat Gaby Bauschen vom Team der Ehrenamtlichen (siehe Info) die Ladentür aufgeschlossen, füllt sich das Geschäft. Ein Elternpaar mit einem Baby und einem Kleinkind, eine ältere Frau und ein Paar mittleren Alters sind unter den Kunden. Sie suchen sich an den Ständern mit Blusen und Hemden und mit Blazern und Sakkos, in den Regalen mit Hosen und Pullovern, in den Körben mit Socken, Tüchern oder Mützen, in dem Schrank mit Bettwäsche etwas Passendes. Oder sie probieren im rückwärtigen Flur Schuhe aus den raumhohen Regalen an. An der Ladentheke macht Irmgard Geilenkirchen ihnen die Rechnung.
Ein Handtuch oder ein Baby-T-Shirt kosten 50 Cent, eine Hose oder ein Pullover zwei Euro, ein Mantel ist für fünf Euro zu haben. Die Sachen sind gebraucht, aber alle in gutem, gepflegten Zustand.
"Alles andere sortieren wir aus", betont Winfried Bauschen. Der 69-Jährige war 45 Jahre lang als Herrenausstatter selbstständig. Und gerade im Ruhestand, als der Landkreis Vulkaneifel 2015 in einem Trakt des Jünkerather Seniorenheimes eine Gemeinschaftsunterkunft für an die 70 Flüchtlinge einrichtete (der Trierische Volksfreund berichtete). Hier stieg Winfried Bauschen ins Ehrenamt ein - als Helfer in einer Kleiderkammer.
Als die Unterkunft wegen rückläufiger Flüchtlingszahlen nicht mehr benötigt wurde, setzte das inzwischen vergrößerte Kleiderkammer-Team eine neue Idee in die Tat um. Mit Unterstützung der Koordinatorin Melanie Schermann vom Caritasverband Westeifel wurde im Oktober 2016 im ehemaligen Blumenladen Freischmidt die Kleiderbörse "Oase" in Jünkerath eröffnet - nach Daun die zweite im Landkreis.
Es seien noch jede Menge Kleiderspenden vorhanden gewesen, erzählt Gisela Meyer. Die 74-jährige pensionierte Grundschullehrerin aus Birgel ist seit vielen Jahren im Vorstand des Vereins "Forum Eine Welt", sie ist Willkommenspatin beim Caritasverband, und von ihr stammte die Initiative zur Gründung der Kleiderkammer für die Flüchtlinge.
Nun ist sie begeistert von der Harmonie im Team der Kleiderbörse. "Diese Aufgabe ist die reinste Freude", meint sie. Von Anfang an sei das Projekt problemlos gelaufen, sagt sie mit Blick etwa auf Inventar, das die Familie Bauschen aus ihrem ehemaligen Geschäft zur Verfügung stellte, auf die Unterstützung durch die Weiterbildungseinrichtung Dekra in Gerolstein, auf die Großzügigkeit der Ladenbesitzerin, die keine Miete nimmt, sondern nur die Nebenkosten berechnet. Mit dem 28-jährigen Afghanen Ali Sadigi arbeitet ein Ehemaliger aus der Flüchtlingsunterkunft im Team der Ehrenamtlichen mit.
Gisela Meyer resümiert das erste halbe Jahr der "Oase" so: "Die Leute, die Kleiderspenden bringen, sind froh, dass ihre Sachen noch etwas wert sind und noch mal gebraucht werden. Die Kunden sind glücklich, dass sie gut erhaltene Kleidung und Textilien für ganz wenig Geld bekommen." Über beide Besucher freue sich das Team gleichermaßen, über die Spender und über die Kunden, sagt sie.KLEIDUNG FüR KLEINES GELD AUS ZWEITER HAND

Extra

Die Kleiderbörse "Oase" in Jünkerath, Bahnhofstraße 16, gibt gegen geringe Euro-Beträge Bekleidung und Schuhe für Jung bis Alt sowie Haushaltstextilien aus zweiter Hand an Menschen mit geringem Einkommen ab. Die Öffnungszeiten zur Abgabe von Kleidungs- und Textilspenden sowie zum Verkauf sind dienstags von 14 bis 16 Uhr, donnerstags von 10 bis 12 Uhr und freitags von 15 bis 17 Uhr. Dem Team der Ehrenamtlichen gehören an: Gaby und Winfried Bauschen (Jünkerath), Chantal Bohl (Üxheim), Irmgard Geilenkirchen (Jünkerath), Rosa Henn (Birgel), Marlene Maus-Guthausen (Kerschenbach), Paula Marxen (Jünkerath), Gisela Meyer (Birgel) und Ali Sadigi (Jünkerath). Die Koordinatorin ist Melanie Schermann vom Caritasverband Westeifel e.V., Telefon 06592/95730.

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