Todbringende Invasion

Nachdem bereits zahlreiche Krebse in der Irsen an der Krebspest verendet sind, fordert der Kreisfischereiberater Herbert Schneider eine entsprechende Änderung der Landesfischverordnung. Demnach sollen die nichteinheimischen Krebsarten, die für die Verbreitung der Krankheit verantwortlich sind, ihren Schutzstatus verlieren.

 Edelkrebse wie diese beiden Exemplare sind im höchsten Maße gefährdet, weil sie im Gegensatz zu den oft infizierten amerikanischen Kamberkrebsen gegen die Krebspest nicht immun sind und bei einer Infizierung quallvoll verenden. Foto: privat

Edelkrebse wie diese beiden Exemplare sind im höchsten Maße gefährdet, weil sie im Gegensatz zu den oft infizierten amerikanischen Kamberkrebsen gegen die Krebspest nicht immun sind und bei einer Infizierung quallvoll verenden. Foto: privat

 Die Bachpaten Michel Cailloux und Theo Bretz (von links) haben die an der Krebspest infizierten Tiere in der Irsen entdeckt und alles mit Fotos dokumentiert. Kreisfischereiberater Herbert Schneider fordert in diesem Zusammenhang eine Änderung der Fischverordnung. TV-Foto: Uwe Hentschel

Die Bachpaten Michel Cailloux und Theo Bretz (von links) haben die an der Krebspest infizierten Tiere in der Irsen entdeckt und alles mit Fotos dokumentiert. Kreisfischereiberater Herbert Schneider fordert in diesem Zusammenhang eine Änderung der Fischverordnung. TV-Foto: Uwe Hentschel

Metterich/Bitburg/Prüm. Wenn Herbert Schneider von einer "Bedrohung durch Amis" spricht, meint der Kreisfischereiberater aus Metterich nicht etwa die in der Eifel stationierten US-Soldaten, sondern jene Besatzungsmacht im kleinen Flüsschen Irsen, die sich als äußert resistent erweist und deshalb eine Bedrohung für einheimische Gewässertiere ist. Es ist der aus Amerika stammende Kamberkrebs, der in hohem Maße mit dem Erreger der Krebspest infiziert ist. Und während der "Ami" selbst gegen diese Seuche immun ist, überträgt er die Krankheit an die einheimischen Flusskrebse weiter."Das muss für die Tiere ein ganz erbärmlicher Tod sein", sagt Schneider und zeigt Fotos, auf denen Flusskrebse mit abgefaulten Gliedmaßen zu sehen sind. Aufmerksam darauf gemacht haben ihn die beiden Angler Michel Cailloux aus Dudeldorf und Theo Bretz aus Sinspelt, die mit zwei weiteren Naturfreunden die Bachpatenschaft am Irsenbach übernommen haben. Nachdem einige der verendeten Exemplare vom Institut für Zoologie, Fischereibiologie und Fischkrankheiten an der Tierärztlichen Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität München untersucht wurden, hat sich der Verdacht der Krebspest bestätigt.Schneider geht davon aus, dass im Oberlauf des Gewässers amerikanische Krebse ausgesetzt wurden. "Leider ist vielen Anglern, Fischereipächtern und Bewirtschaftern nicht bekannt, dass die amerikanischen Krebsarten die Hauptüberträger des Pilzes sind", sagt der Fischereiberater, und zudem könnten viele Angelfreunde die ausländischen Scherentiere von den einheimischen kaum oder gar nicht unterscheiden. Deswegen sei ihnen oft auch nicht bewusst, dass sie damit gegen das Landesfischereigesetz, das den "Besatz mit nicht einheimischen Arten" verbietet, verstoßen.Neben dem missachteten Verbot gibt es für Schneider allerdings noch ein weiteres Problem, und zwar im Gesetz selbst. So verbietet die Landesfischverordnung zwar den Besatz mit fremden Krebsarten, schützt aber zugleich deren Bestand - die Weibchen ganzjährig und die Männchen während der Laichzeit. Schneider fordert deshalb, dass dieser Schutzstatus für die Überträger der Krebspest aufgehoben wird und hat einen entsprechenden Antrag beim Umwelt-Ministerium eingereicht. Hintergrund Woher die Pilzkrankheit kommt Noch bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts waren die Gewässer der Eifel von einheimischen Flusskrebsen wie Stein- oder Edelkrebsen dicht besiedelt. Der zunächst als Fastenspeise populär gewordene Edelkrebs, der im späten Mittelalter sogar im erheblichen Umfang als Nahrungsmittel genutzt wurde, verschwand allerdings mit dem Auftreten der Krebspest, einer todbringenden Pilzkrebsart, vor rund 150 Jahren nach und nach von der Speisekarte. Für den Ausbruch der Pest werden aus Amerika eingeschleppte Flusskrebse, die wahrscheinlich infiziert waren, verantwortlich gemacht. Mittlerweile haben sich die fremden Eindringlinge in den einheimischen Gewässern aber verbreitet und stellen somit eine ständige Bedrohung für die Restbestände der heimischen Krebse dar.

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