Vermittler mit Fingerspitzengefühl

MORBACH. Am Sonntag in einer Woche ist Bürgermeisterwahl in Morbach. Als einziger Kandidat steht Amtsinhaber Gregor Eibes zur Wahl. Was hat der gebürtige Gutenthaler in den vergangenen acht Jahren seiner Amtszeit bewirkt? Was hat geklappt und was nicht?

Bürgermeister Gregor Eibes hat ein Problem. Wie macht man als Amtsinhaber und einziger Kandidat für das Morbacher Bürgermeisteramt Wahlkampf? Plakate aufhängen, Flyer verteilen, Wahlveranstaltungen abhalten? Das würden die Bürger schon allein aus finanziellen Gründen nicht verstehen. Da will Eibes doch eher Taten für sich sprechen lassen. Geändert hat sich im Vergleich zu früher der Politikstil in der Gemeinde. Schaut man auf die Zeit vor der Wahl im Mai 1997 zurück, war im Gemeinderat der "Karren verfahren". CDU und UWM besaßen 14 Mandate, SPD und FWM ebenfalls. Die verschiedenen Lager waren auf Konfrontationskurs. Das Zünglein an der Waage war die Stimme von Bürgermeister Lieser. Eibes dagegen versuchte von Anfang an, breite Mehrheiten zu finden. Die Tatsache, dass ausgerechnet die CDU, der er auch angehört, im Wahlkampf auf einen auswärtigen Kandidaten setzte, machte die Ausgangslage noch problematischer. Dass es ihm gelungen sei, eine Vermittlerrolle einzunehmen, darauf "bin ich schon ein bisschen stolz". Schließlich entsprach das, so Eibes, auch seiner Vorstellung, Politik zu machen. In entscheidenden Fragen habe es in den nächsten eineinhalb Jahren keine Kampfabstimmung gegeben. Nach der Kommunalwahl, nach der die CDU über die absolute Mehrheit verfügte, entspannte sich die Situation ohnehin. Ein Beispiel aus jüngster Zeit für den Diskussionsprozess sei der Neubau des Morbacher Rathauses, der mit breiter Mehrheit beschlossen wurde. Ein Projekt, an dem der Vorgänger scheiterte. Dennoch gebe es auch heute ohne Frage Themen, die nicht einstimmig beschlossen werden könnten. Zum Beispiel bei der Erweiterung des Flughafens Frankfurt-Hahn, aber da gehe es "auch um ideologische Dinge". Unter der Amtsführung des 45-Jährigen wurde in den vergangenen Jahren einiges verwirklicht: die Erweiterung der Baldenau-Halle, der Bau des Archäologieparks Belginum, die Umwandlung des ehemaligen Munitionslagers in Wenigerath in die Morbacher Energielandschaft (MEL), um nur die größten Projekte zu nennen. Insgesamt wurden in der Einheitsgemeinde in den Jahren 1977 bis 2005 35 Millionen Euro investiert. Auch in den Dörfern sei vieles passiert. All dies sei nicht allein sein Verdienst, macht Eibes deutlich. Diese Projekte seien "Mannschaftsleistungen", versichert der Hobby-Fußballspieler. Ohne Mitarbeiter und Gremien gehe es nicht. Zur finanziellen Situation gehört aus seiner Sicht auch eine "Portion Glück". Deshalb gilt sein Dank auch den Betrieben in der Einheitsgemeinde, Betriebsinhabern wie Mitarbeitern, die dafür gesorgt hätten, dass es "uns wirtschaftlich recht gut geht". Gibt es etwas, von dem er besonders bedauert, dass es nicht geglückt ist? Eibes muss nicht lange nachdenken: der Ferienpark auf dem heutigen MEL-Gelände. Das Modellprojekt sei ohne Zweifel eine gute Sache, aber der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung hätte ein Feriendorf sehr gut getan. Ganz aufgegeben hat er die Idee übrigens nicht und spielt auf einen potenziellen Standort an der Burgruine Baldenau an. Auch für die kommenden acht Jahre steht für Eibes einiges auf der Agenda, ganz oben das Thema demografischer Wandel, auch wenn er die zurückgehenden Einwohnerzahlen als weniger dramatisch ansieht. Dorfentwicklung müsse auch ein Investitionsschwerpunkt werden. Die Landwirtschaft müsse durch Projekte wie die geplante Biogas-Anlage unterstützt werden, damit die Flächen auch künftig bewirtschaftet werden. Auch im Tourismus sieht Eibes einen Arbeitsschwerpunkt: "Es muss uns gelingen, die Bettenzahl zu steigern." Da in den starken Monaten die Leistungsträger ausgebucht sind, kann das nur heißen: ein neues Hotel. Oder es wird doch noch was mit dem Ferienpark...

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