Aus Ablehnung wird Freundschaft

Saarburg · Grundschüler zeigen mit ihrem Musical in Irsch vor 1500 Zuschauern, warum Menschen fliehen müssen.

 „Du hast mich geschubst“, behauptet der böse Hase (Fynn Hemmen) einfach so. Der Tukan (Jolien Prison) ist immer an allem schuld, weil er ein Fremder ist. TV-Foto: Herbert Thormeyer

„Du hast mich geschubst“, behauptet der böse Hase (Fynn Hemmen) einfach so. Der Tukan (Jolien Prison) ist immer an allem schuld, weil er ein Fremder ist. TV-Foto: Herbert Thormeyer

Foto: Herbert Thormeyer (h_sab )

Saarburg Lieber in Gefangenschaft leben als verhungern. Vor diese Alternative wird ein kleiner Tiger gestellt, als ihm Menschen mit Kettensägen einfach so die Lebensgrundlage stehlen. Drastisch zeigt das Kindermusical "Vanillepudding mit Pfefferschoten" von Monika Köberle in einer Überarbeitung der ehemaligen Leiterin der Grundschule Irsch, Maja Brandscheit, anhand von Tierfiguren Fluchtursachen auf.
Das Stück, für das die Schule und ihre kleinen Darsteller bereits vom Innenministerium 2007 ausgezeichnet wurden, ist nach einer Überarbeitung ein noch bunteres Spektakel mit sehr ernstem Hindergrund geworden.
"Als wir die Szene probten, in der der kleine Tiger gefangen wird, haben einige Kinder geweint", verrät Brandscheit, die nicht nur für den Text, sondern auch die Kostüme und die Auswahl der Musik zuständig ist. Die Tänze sind Teamarbeit. 18 Helfer sichern den reibungslosen Ablauf auf und vor allem hinter der Bühne. Schließlich gilt es einmal eine Elefantenherde, eine Affenhorde zu dirigieren und Mensch gewordenes Popcorn hüpfen zu lassen.
Rund 1500 Zuschauer sahen die vier Vorstellungen, in denen jeweils 130 Kinder aus Irsch, Freudenburg, Taben-Rodt und Serrig auf der Bühne standen. "Ich bin sprachlos, wie diese vielen Kinder zusammenarbeiten", staunt Mechthild Schmitt aus Dilmar. Allein schon die tollen Kostüme zeigen, wie viel Arbeit dahintersteckt. Eine prachtvoll bunte Szenerie eröffnet sich dem Publikum direkt, als sich der Vorhang öffnet. Alles ist so friedlich. Die Bäume singen im Wind. Doch Ungeheuerliches geschieht, als ein Flüchtling auftaucht. Der Tukan, ein pfefferfressender Vogel aus dem Dschungel, kommt so gar nicht zurecht, und wird als störend empfunden. Schnell ist er Außenseiter, weil es auch mit der Verständigung nicht klappt.
Was die Ursachen sind, wenn man nicht mehr in seiner Heimat bleiben kann, wird klar, als das wilde Dschungelleben drastische Einschnitte erfährt, wie ein Tiger erzählt. Aus einem Paradies wird durch den Menschen eine öde Landschaft, die nur noch dem Profit dient. So produziert man Flüchtlinge, ist die Botschaft.
Verständigung ist ein Problem, das auf dem Fuße folgt. Diese aber kann nicht nur verbal funktionieren. Vanillepudding mit Pfefferschoten essen, bringt Fremde einander näher. Die Botschaft der Kinder: "Man soll öfter mal was Neues probieren, und das gilt nicht nur fürs Essen." Alle singen gemeinsam "Diese Welt ist für alle da", nach der Melodie von "Heal the World" von Michael Jackson.
Extra: DAS KOMMT IM NÄCHSTEN JAHR


Maja Brandscheit steckt schon in den Vorbereitungen für die Aufführung im nächsten Jahr. "Lasst Bücher leben" wird das Thema sein. Es wird der Kampf des gedruckten Wortes gegen das digitale aus dem Internet dargestellt. Ein hochaktuelles und spannendes Thema in einer Zeit, in dem ja niemand mehr etwas selbst wissen muss, weil ja alles im Internet steht. Wissenschaftler sprechen daher schon von "digitaler Demenz".

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