Nächste Runde im Windkraftstreit

Gusenburg · Die konfliktträchtige Windkraftdebatte in der Verbandsgemeinde (VG) Hermeskeil geht weiter und weiter und weiter. Schwerpunkt ist diesmal Gusenburg. Die Interessengemeinschaft (IG) Rettet den Hochwald sieht sich vom dortigen Ortsbürgermeister Josef Barthen (FWG) zu Unrecht kritisiert.

Gusenburg. Der TV-Bericht vom 4. April über die jüngste Sitzung des Gusenburger Rats hat in Sachen Windkraft Nachwehen erzeugt. Die IG Rettet den Hochwald wehrt sich in einer aktuellen Stellungnahme gegen Aussagen, die Ortsbürgermeister Josef Barthen dort gemacht hat. Die Gruppe um den früheren SPD-Bundestagsabgeordneten Karl Diller wertet sie als "unqualifizierten und ungehörigen Angriff auf uns".
Barthen hatte in der Sitzung betont, dass die von der IG publizierten Zahlen und Angaben zu den Gusenburger Windkraftplänen nicht der Realität entsprechen würden. Derzeit hätten nur noch acht Räder Chancen - je vier auf der Grendericherhöhe und am früheren Übungsplatz der Kaserne.
Dies zieht die IG in ihrer aktuellen Pressemitteilung erneut in Zweifel. Sie verweist darauf, dass die Firma Jade, Investor und Vertragspartner der Gemeinde Gusenburg, auf ihrer Internetseite über ihre aktuellen Projekte informiert und dort nach wie vor eine Karte elf Standorte für Anlagen zeigt.
Auch habe Barthen keine Angaben darüber gemacht, ob es auch private Eigentümer gibt, die ihre Grundstücke für die Errichtung von Windrädern verpachtet haben.
Streitpunkt Rückbaukosten


Darüber hinaus sei es nicht "die feine Art, wenn Barthen der IG eine Aussage zuschreibt, die sie gar nicht gemacht hat, um dann über sie herzuziehen", so die Gruppe. Der Gusenburger Ortschef hatte im TV-Bericht darauf hingewiesen, dass der von der IG genannte Bankbürgschaftsbetrag von 35 000 Euro für die Rückbaukosten einer Windkraftanlage weit entfernt von den Zahlen sei, die die Gemeinde Gusenburg mit ihrem Vertragspartner Gaia vereinbart habe. Diese würde deutlich höher liegen.
Die IG verweist aber darauf, dass es VG-Chef Michael Hülpes (CDU) war, der die Zahl von 35 000 Euro erstmals bei einer Veranstaltung der Gruppe im Februar im Hermeskeiler Johanneshaus genannt habe.
Schließlich kritisiert die IG Barthens "erschreckende Unkenntnisse, was die Pläne der Nachbargemeinden angeht". Die Gruppe macht in ihrer Stellungnahme eine eigene Zählung. Demnach seien neben den Gusenburger Anlagen vom Investor Gaia 15 Standorte auf den Gemarkungen Reinsfeld, Grimburg und Hermeskeil (Windpark Hochwald) geplant. Die Firma Juwi plane auf der Grendericherhöhe auf Grimburger Gebiet weitere sechs Räder. Dazu kommen weitere Anlagen, die die Stadt Hermeskeil (Windpark Süd) sowie Nonnweiler und Wadern planen und von Gusenburg aus sichtbar wären. In der Summe kommt die IG zu dem Schluss, "dass die Einwohner von Gusenburg bald auf Dutzende von 200 Meter hohen Monsterrädern blicken müssen".Extra

Im Gespräch mit unserer Zeitung nimmt Ortschef Josef Barthen zu den Kritikpunkten der IG Stellung. Er betont noch einmal, dass es auf gemeindeeigenem Gebiet "nach heutigem Stand der Planung acht Anlagen sind. Punkt." Die Gemeinde habe für die nächste Ratssitzung, die noch vor der Kommunalwahl am 25. Mai, stattfindet, den Geschäftsführer von Jade eingeladen, um nochmals umfassend über die Windkraftpläne zu informieren. "Die Gemeinde kann aber nichts für die Aktualität der Internetseite ihres Vertragspartners", so Barthen. Im Übrigen sei ohnehin wegen des nach wie vor ungelösten Mopsfledermausproblems völlig unklar, ob sich die Gusenburger Windkraftpläne überhaupt verwirklichen lassen. Barthen sagt weiter, dass es seines Wissens eine mögliche Potenzialfläche eines privaten Eigentümers gebe, auf der eventuell ein weiteres Rad errichtet werden könne. Die Gemeinde sei hier aber außen vor, weil in diesem Fall Grundstückseigentümer und Investor Vertragspartner wären, so Barthen. Den Betrag von 35 000 Euro Rückbaukosten hätten die IG-Vertreter mehrfach - zum Beispiel bei einer Radiosendung - selbst genannt. In Bezug auf die Pläne der Nachbargemeinde verweist Barthen darauf, dass er deren Bürgermeister offiziell angeschrieben habe, um Näheres zu erfahren. Allerdings betont Barthen: "Wir befinden uns in einem schwebenden Verfahren und es gibt noch so viele offene Fragen, so dass im Endeffekt niemand verlässliche Zahlen sagen kann, wie viele Räder es in der VG werden." Um das Problem deutlich zu machen, greift der Gusenburger Ortschef einen Punkt heraus, auf den jüngst der Hermeskeiler Stadtbürgermeister Udo Moser aufmerksam gemacht hatte. Unterschiedliche Gemeinden planen mit unterschiedlichen Investoren nah beieinander liegende Windparks. Da zwischen den einzelnen Rädern aber Abstände eingehalten werden müssen, könnte das beim Park Hermeskeil-Süd laut Moser dazu führen, "dass ein bis drei Anlagen fallen", wenn die Gemeinde Nonnweiler auf ihrer Seite schneller ist. ax

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