Unschuldig in Verruf geraten

ENSCH. Zwei ähnliche Ortsnamen, in derselben Branche tätig und Übereinstimmungen bei den Altersangaben - dies reichte aus, um eine Familie in Verruf zu bringen.

 Gestörtes Idyll: Annette Lörscher und Tochter Susan.Foto: Friedhelm Knopp

Gestörtes Idyll: Annette Lörscher und Tochter Susan.Foto: Friedhelm Knopp

Im Mai 2003 wurde in Esch (Kreis Daun) der 61 Jahre alte Betreiber eines Reiterhofs festgenommen - er soll in zahlreichen Fällen Pferde begeisterte Kinder, die als Gäste auf seinem Hof weilten, sexuell missbraucht haben (der TV berichtete). Der Fall erregte großes Aufsehen, das weit über den kleinen Eifelort hinausging. In der Untersuchungshaft erlitt der Beschuldigte, der mit einer jüngeren Frau verheiratet ist, einen leichten Herzanfall. Zurzeit wartet er auf seine Gerichtsverhandlung. Indirekt davon betroffen - obwohl völlig unschuldig - ist nun die Familie Lörscher aus Ensch (Kreis Trier-Saarburg), die in dem Moselort auch einen Reitstall betreibt und ebenfalls Ferienkinder aufnimmt. Edmund Lörscher ist 61, seine Frau Annette deutlich jünger. Wegen seiner angeschlagenen Gesundheit war er kürzlich im Krankenhaus. Inzwischen ist seit der Festnahme von Esch fast ein Jahr vergangenen, doch vor 14 Tagen kam für die Lörschers der große Schlag: Ein Bekannter warnte die Familie vor Gerede und Gerüchten, wonach ihr Betrieb in der Öffentlichkeit als der "Kinderschänder-Reitstall" gehandelt werde. Auch gehe die Mär herum, dass der Edmund im Gefängnis sitze. Weitere Hinweise folgten. "Das mit dem Kindesmissbrauch wird überall herumtelefoniert", hieß es. Inzwischen wurde sogar Tochter Susan (12) von anderen Kindern "merkwürdig" angesprochen. Esch oder Ensch, Vulkaneifel oder Mosel, das kollektive Gedächtnis ist kurz. Edmund Lörscher, im Dorf nur Eddi genannt, sitzt eindeutig nicht Haft, als er den Besucher per Handschlag begrüßt. Im Haus wartet Frau Annette (44). "Als die Berichte über Esch liefen", sagt sie "haben wir das mit Empörung verfolgt, zumal das unsere Branche betraf." Über eine Verwechslung habe sie sich aber keine Gedanken gemacht, zu unwahrscheinlich sei ihr das erschienen.Freunde warnten schon im Mai 2003

Freunde der Lörschers fragten schon im Mai 2003, ob man keine Angst vor einer Verwechslung habe. "Nein", war die Antwort. Doch nun ist sie plötzlich da, diese Angst vor der öffentlichen Verunglimpfung. Und die Anmeldungen für Ferienkinder seien auch weniger geworden als in den Vorjahren. "Liegt es an der Konjunktur oder an dem Gerede?", fragt sich Annette Lörscher, die den TV im Hilfe gebeten hatte. Sie hat auch Bedenken: "Sollen wir das nun öffentlich machen? Schadet das nicht eher?" Doch ihr wird klar: Einfach schweigen wäre falsch. Die Sache muss in aller Offenheit klargestellt werden - was hiermit geschehen ist. Was brennt Ihnen auf den Nägeln? Schildern Sie uns Ihr Problem auf maximal einer Din-A-4-Seite und schicken Sie es als Brief an: Trierischer Volksfreund , Stichwort: " TV bringt's voran", Hanns-Martin-Schleyer-Straße 8, 54294 Trier, oder als E-Mail an: thema@volksfreund.de.

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