Blues und Rock, bis die Ohren klingeln

Freudenburg · Schweißtreibenden Blues und Rock haben US-Gitarrist Josh Smith und seine Band im Ducsaal Freudenburg zum Saisonabschluss vor der Sommerpause kredenzt. Ihr fast dreistündiges Konzert bestach durch Energie und handwerkliche Solidität. Auch bot es viele Spielarten des Blues, ließ aber Wünsche nach einer prägnanten individuellen Handschrift offen.

 Zeigt vollen Einsatz, Vielseitigkeit und Improvisationsfreude: Josh Smith im Ducsaal Freudenburg. TV-Foto: Anke Emmerling

Zeigt vollen Einsatz, Vielseitigkeit und Improvisationsfreude: Josh Smith im Ducsaal Freudenburg. TV-Foto: Anke Emmerling

Foto: Anke Emmerling (ae) ("TV-Upload Emmerling"

Freudenburg. Josh Smith ist bereits früh als Blues-Talent gefeiert worden. Mit 14 veröffentlichte der heute 36-jährige, in Los Angeles lebende Gitarrist seine erste CD, mit 15 gewann er mit den Rhino Cats den Preis als beste Blues-Band Floridas. Heute taucht im Zusammenhang mit seinem Namen gelegentlich der Begriff Ausnahmegitarrist auf.
Er hat es wirklich drauf, das zeigt er bei seinem dritten Auftritt im Ducsaal Freudenburg, wo er sein aktuelles Album "Over Your Head" vorstellt. Gleich mit "How Long" servierte er einen rockigen Kracher mit nervenzerfetzendem Solo, das seine Improvisationsfreude unter Beweis stellt. Und er legt nach mit "Pusher", einem melodischem Stück, in dem er nicht nur durch äußerst geschmeidiges und gefühlvolles Spiel, sondern auch mit seiner warmen, erdigen Reibeisenstimme überzeugt.
Echtes tiefes Blues-Gefühl kommt auf, als er mit ebendieser Stimme den Schmerz einer scheiternden Beziehung besingt und dazu in bester B.-B.-King-Manier die Gitarre seufzen und klagen lässt. Tatsächlich habe der just verstorbene Blues-Großmeister hier Pate gestanden, erklärt Smith, der sogar einen seiner Söhne nach ihm benannt hat. Dann lässt er eine Hommage an Albert King folgen, bis er mit einem getragenen Instrumentalstück aus einem früheren Album wieder zu eigenem Material zurückkehrt. Das wiederum klingt ein wenig nach Gary Moore.
Und genau hier liegt das Problem, das man mit diesem Konzertabend haben kann. Egal, was Josh Smith mit seinen Begleitern John Yarding am Schlagzeug und Josh Allen am Bass auflegt - immer erinnert es an irgendjemand anderen. Fast klingt es so, wie es der Titel "Still Searching" treffend benennt, als suche der Gitarrist noch nach seinem ureigenen Sound. Er probiert sich durch viele Stile, sei es harter Texas-Blues-Rock oder Rock\'n\'Roll mit Country-Anleihen.
Erdig und authentisch


Die meisten Stücke des neuen Albums kommen mit einem rauen, manchmal betont ungeschliffenen, sehr fetzig-rockigen Sound daher, nichts für Puristen, die etwas mehr Blues-Seele schätzen. Eine erdige und authentische Wirkung kommt beim vollen Einsatz der Musiker durchaus rüber - aber ist das nun Josh Smith, oder schwebt hier nicht vielmehr der Geist von Jimi Hendrix?
Dennoch, mitreißend ist allemal, was das Trio da auf der Bühne veranstaltet, und Höhepunkte gibt es einige, zum Beispiel den Titelsong der neuen CD "Over Your Head", in dessen Original Joe Bonamassa mitspielt. Smith übernimmt seinen Part auf der Bühne so, dass man Bonamassas Handschrift erkennt. Es ist ihm zu wünschen, dass seine irgendwann auch so unverwechselbar ist.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Vom erwischt werden
Vinyl der Woche: Love Is A Wonderful Thing – Michael Bolton Vom erwischt werden
Aus dem Ressort