Glanz und Elend einer Ikone

Luxemburg · Kurz vor dem dreißigsten Todestag Romy Schneiders hat das Ein-Personen-Stück "Romy Schneider, zwei Gesichter einer Frau" im Luxemburger Kapuzinertheater ein facettenreiches Bild ihrer Persönlichkeit gezeichnet. Eine bravouröse Leistung der Schauspielerin Chris Pichler, die auch für Buch und Regie verantwortlich zeichnet.

 Chris Pichler in „Die zwei Gesichter einer Frau“. Foto: Veranstalter

Chris Pichler in „Die zwei Gesichter einer Frau“. Foto: Veranstalter

Luxemburg. Vor allem Frauen strömen in den ausverkauften Saal des Kapuzinertheaters. Die Faszination Romy Schneiders strahlt auch noch in ihrem dreißigsten Todesjahr aus. Erklärung liefert eine Äußerung von ihr zum Thema weibliche Emanzipation: "Ich war meiner Zeit voraus." Tatsächlich steht Romy Schneider mit ihrem Mut, eigene Entscheidungen zu treffen, und ihrem Erfolg für ein modernes Frauenbild. Doch dafür hatte sie einen hohen Preis zu zahlen: In ihrem Leben folgte dem öffentlichen Glanz stets das persönliche Elend.
Nur Originalzitate


Diese Tragik arbeitet Chris Pichler in ihrem Stück "Die zwei Gesichter einer Frau" hervorragend heraus. Dabei bedient sie sich ausschließlich Originalzitaten, beispielsweise aus Tagebuchaufzeichnungen von Romy Schneider. Zudem hat sie deren Mimik und Gestik sorgfältig einstudiert und selbst eine frappierende Ähnlichkeit mit ihr. Das alles sorgt für die Authentizität, die nötig ist, um Zuschauer an einen rund eineinhalbstündigen Monolog zu fesseln. Er zeichnet chronologisch die wichtigsten Stationen in Romys Karriere nach. Am Anfang steht die zuweilen zum Schmunzeln einladende Schilderung ihrer ersten Filmerfahrung mit 15 Jahren.
Pichler gibt hier überzeugend den koketten Backfisch, der mit naiver Freude und maßgeblicher Lenkung durch die Mutter zu großem Erfolg als Sissi-Darstellerin findet. Doch schon bald deutet sich durch Seitenwechsel auf der Bühne, Musik und neues Kostüm der Seitenwechsel Romys an. Sie will nicht wie auf dem "Viehmarkt" gebrandmarkt sein, lehnt eine vierte Sissi-Folge ab, und geht, wüst von der deutschen Presse beschimpft, nach Paris. Dort lebt sie eine Beziehung mit Alain Delon und beginnt eine künstlerisch anspruchsvolle Karriere. "Mühelosigkeit macht mir keinen Spaß", erfahren die Zuschauer von einer Kämpferin, die bis zur Selbstaufgabe alles für ihre Rollen, aber auch für ihr Gefühlsleben gibt. Hinter dieser Stärke jedoch steckt tiefste Verletzlichkeit. Persönliche Krisen wie das Ende der Beziehung mit Delon oder der folgenden Ehe mit Harry Meyen sowie die anhaltende Pressehatz erschüttern Romy Schneider bis ins Mark. Pichler stellt auch das so überzeugend und intim dar, dass man sich als Zuschauer betroffen, oder gar in die Position des Voyeurs versetzt fühlt. Doch gerade dadurch wird die Ikone Romy Schneider zum Menschen, zur Identifikationsfigur.
Und so verwundert es nicht, dass am Schluss des Stücks, als eine vom tragischen Unfalltod ihres Sohnes Gezeichnete ihrem eigenen Tod ins Auge sieht, Ergriffenheit und Stille im Theatersaal herrschen.

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