Sagenhaft, überlegen und unantastbar

Eine runde Sache war der Abend "Barocke Sommerpracht" des Mosel Musikfestivals im Innenhof des Kurfürstlichen Palais. Präsentiert vom Trierischen Volksfreund, konnte vor allem Oboist Albrecht Mayer nicht nur durch sein exzellentes Spiel die Herzen des Publikums für sich gewinnen.

 Jubelnder Beifall für ein prächtiges Sommerkonzert im Kurfürstlichen Palais. TV-Foto: Gerhard Kluth

Jubelnder Beifall für ein prächtiges Sommerkonzert im Kurfürstlichen Palais. TV-Foto: Gerhard Kluth

Trier. Das war Balsam für das Herz eines jeden Trierers. Al brecht Mayer, der derzeit vielleicht gefragteste Oboist im internationalen Klassikgetriebe, bekannte: "Eigentlich wollte ich heute Morgen einen Ausflug nach Luxemburg machen und mir die Stadt ansehen. Aber ich bin dann hiergeblieben und durch die Stadt Trier gelaufen. Ihre Stadt ist so wunderschön, dass ich froh bin, mich so entschieden zu haben. Gerne komme ich wieder." Dass dieses Bekenntnis beim Konzert "Barocke Sommerpracht" im Innenhof des Kurfürstlichen Palais mit brausendem Applaus quittiert wurde, versteht sich fast von selbst.

Gut 650 Musikfreunde hatten sich in Triers "schönstem Konzertsaal", wie Intendant Hermann Lewen den Innenhof einmal genannt hat, versammelt, um Mayer, den Trompeter Thomas Hammes und das polnische Orchester "Sinfonia Varsovia" zu ereben. Wenn Petrus ein Gradmesser für die Qualität der Musik bei Open-Air Veranstaltungen ist, kann das, was die Musiker boten, nicht schlecht gewesen sein. Am Anfang des Abends dräute es noch bedrohlich.

Als die Pause erreicht war, schaute Mayer gen Himmel und meinte: Das sieht ja nicht gerade gut aus. Da muss man ja jede Minute nutzen. Wollen sie noch etwas hören?" Die jubelnde Zustimmung war klar. Also zogen Mayer, Hammes und das Orchester Kompositionen von Georg Philipp Telemann, die als Zugabe gedacht waren, vor.

Dabei hatte der Abend gar nicht so überzeugend begonnen. In der Biografie des Orchesters, das unter der Leitung von Konzertmeister Jakub Haufa stand, war zu lesen, es habe ein fast uneingeschränktes Repertoire.

Interpretationsmäßig schien die Barockmusik, zumindest nach heutigen Maßstäben, nicht zu den Stärken zu gehören. Sowohl Alessandro Marcellos Introduktion, Arie und Presto, als auch Giuseppe Torellis Sonate für Trompete und Streicher kam breit daher. Und auch Hammes, vielbewunderter Trompetenstar aus Osann-Monzel, hatte nicht seine beste Stunde, konnte nicht überzeugen.

Die wahren Qualitäten der Akteure sollten sich aber noch zeigen. Henryk Mikolaj Góreckis "Drei Stücke im alten Stil" und Mieczyslaw Karlowicz Serenade, Opus 2, passten zwar nicht so richtig ins Programm, zeigten aber, dass die Sinfonia hier zu Hause war.

Das unglaubliche Pianissimo des Thomas Hammes



Für Hammes kam die große Stunde mit Tomaso Albinonis Concerto D-Dur für zwei Oboen und Streicher, bei dem eine Oboenstimme für Trompete bearbeitet war. Es war vor allem dieses unglaubliche Pianissimo, durch das man sein Spiel auf der Piccolotrompete neben dem souveränen Mayer nur noch mit "sagenhaft" beschreiben konnte: Mayer selbst agierte so, wie man es anders nicht erwarten sollte, unantastbar, überlegen, auf allerhöchstem Niveau. Und damit sein Part in "Verdi prati", einem Konzert für Oboe d'amore und Streicher nach Kompositionen von Georg Friedrich Händel, auch wirklich so zur Geltung kam, wie er es wünschte, übernahm er kurzerhand das Dirigat der Sinfonia.

Mit vollem Erfolg, denn auf einmal näherte sich der Klang doch erheblich dem, was man als Barockmusik bezeichnen kann. Ein lohnender Abend, vor allem mit zwei überzeugenden jungen Solisten.

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