Die friedliche "Eroberung"

Mein Heimatort ist Kröv an der Mosel. Dieser Ort wurde am 13. März 1945 "erobert". Ich erinnere mich noch genau. Ich war zehn Jahre alt. Es war ein heller, schöner Frühlingstag. Wir wussten alle, dass die Amerikaner kommen.

Alle Straßen waren menschenleer. Schließlich konnte man ja nicht wissen, was die "Eroberer" vorhatten. Dann um die Mittagszeit kamen fünf amerikanische Soldaten mit Maschinengewehren im Anschlag die Hauptstraße herunter (damals Adolf-Hitler-Straße). Mein Vater sagte uns, irgendjemand müsse sich mit den Soldaten in Verbindung setzen. Er ging als einziger auf die Straße und sagte zu den Soldaten (da er selbst nicht englisch sprach): "I will call my wife." Meine Mutter, die gut englisch sprach, kam hinzu und bat die Soldaten, zu uns auf ein Glas Wein zu kommen. Das Angebot wurde dankend angenommen. Die Soldaten beschenkten uns Kinder mit Kaugummi. Einige Tage später beschoss uns die deutsche Wehrmacht von der gegenüberliegenden Moselseite, um eine Kriegswende herbeizuführen. Schäden im Ort wurden nur durch die Deutschen angerichtet. Dieter Schnitzius, 69, gebürtig aus Kröv, lebt als Pensionär in Traben-Trarbach. Er war Beamter beim Europaparlament und später Beamter bei der Bezirksregierung.

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