Fluchthelfer aus dem Gefängnis der Sucht

THALFANG. Mit einer Suchtberatungsstelle erweitert das Diakonische Werk Trier sein Angebot in der Außenstelle in Thalfang. Die Diplompsychologin Soi Papanastasiu bietet dort zwei Mal im Monat Betroffenen und Angehörigen kostenlos ihre Hilfe an.

 Oft gehen Abhängige erst auf Drängen von Angehörigen zu einer Beratungsstelle. In Thalfang berät eine Psychologin des Diakonischen Werkes.Foto: TV -Archiv/Markus Stölb

Oft gehen Abhängige erst auf Drängen von Angehörigen zu einer Beratungsstelle. In Thalfang berät eine Psychologin des Diakonischen Werkes.Foto: TV -Archiv/Markus Stölb

Ausgelaugt, innerlich leer und müde fühlt sich Hans nach einem stressigen Arbeitstag. Reden will er nicht darüber. Was soll das auch bringen? Das einzige, was wirklich hilft, sind ein paar Feierabendbierchen. Immer öfter trinkt er in seiner Stammkneipe, immer seltener vorm Fernseher. Damit er sich nicht immer die Vorhaltungen seiner Frau anhören muss, er trinke zu viel. Das müsse aufhören, sonst würde sie sich trennen. Aber wie soll das gehen, wie soll er den Stress aushalten, ganz ohne Alkohol?Zweimal im Monat vor Ort

"Gemeinsam mit den Betroffenen einen Weg aus der Sucht zu finden, das ist das Ziel unseres Beratungsangebotes", sagt Soi Papanastasiu vom Diakonischen Werk in Trier. Seit Anfang Dezember kommt sie auch zwei Mal im Monat, jeden zweiten und vierten Donnerstag, nach Thalfang, um mit ihrem Fachwissen vor Ort zu helfen. Das kostenlose Angebot richtet sich an alle, die ein Suchtproblem haben: Von Alkohol und Medikamenten über weiche Drogen wie Marihuana bis hin zu harten Drogen wie Heroin. Aber auch Menschen, die unter Ess-Störungen wie Magersucht oder Bulimie oder Spielsucht leiden, gehören zu ihrem Klientel."Es ist uns ein Anliegen, auch in den Außenstellen für die Nöte der Bürger ansprechbar zu sein", erklärt die 35-jährige Diplompsychologin. Nur den ersten Schritt müssten die Betroffenen alleine gehen: zu erkennen, dass sie ein Suchtproblem haben und bei ihr anrufen, um einen Termin auszumachen. Soi Papanastasiu weiß aus Erfahrung, dass sich viele Betroffene schämen, oder noch nicht einmal wahrnehmen, dass sie krank sind. Die Grenzen seien fließend, sagt sie, vom Konsum über Missbrauch zur körperlichen und psychischen Abhängigkeit. "Kritisch wird es, wenn sich zum Beispiel körperliche Abhängigkeit bemerkbar macht, wenn beim Entzug Zittern und Schweißausbrüche auftreten." Doch diese sichtbaren Zeichen seien nicht die einzigen Merkmale für eine Abhängigkeit. "Wenn sich die Gedanken nur noch um den Konsum drehen. Wenn man keine Kontrolle mehr hat, also weiß, dass der Konsum einer Substanz schadet, aber trotzdem nicht aufhören kann." Viele Betroffene vernachlässigen auch Hobbys, Interessen und Menschen, die irgendwann einmal wichtig waren, erklärt die Expertin.Da jeder Fall anders ist, es vielfältige Ursachen und Suchtkarrieren gibt, versucht die Suchtberaterin zuallererst, die Einzelsituation aufzuarbeiten. Vor allem sei es wichtig, eine innere Motivation beim Betroffenen aufzubauen: "Oft kommen die Betroffenen nicht aus eigenem Antrieb, sondern weil andere Druck ausüben. Der Partner droht damit, den Betroffenen zu verlassen, der Arbeitgeber mit Entlassung. Oder der Arzt diagnostiziert gesundheitliche Schäden."Wer den Schritt zur Suchtberatung gegangen ist, kann zwischen verschiedenen Hilfsangeboten wählen. Einzel- und Gruppentherapie vor Ort, aber auch die Vermittlung in stationäre Therapie oder in Selbsthilfegruppen. Natürlich kann ein Betroffener auch nach stationärer Entwöhnungstherapie weiter beraten und betreut werden. Doch nicht nur für die Abhängigen selbst, sondern auch Angehörige und Gefährdete können ihre Hilfe in Anspruch nehmen.Fachfrau will Mut machen

Ein spezielles Angebot ist die Beratung bei Führerscheinentzug. "Normalerweise müssen sich Personen, die den Führerschein wegen Alkohol oder Drogenmissbrauch abgeben mussten, extra nach Trier fahren lassen. Jetzt gibt auch in Thalfang für sie einen Ansprechpartner", sagt sie.Soi Papanastasiu will allen Mut machen: "Es ist keine Schande, nicht immer alles im Leben allein meistern zu können. Wichtig ist nur, dass man keine Angst davor hat, sich helfen zu lassen".Jeden zweiten und vierten Donnerstag bietet sie ihre Beratung in der Kirchgasse 4, immer zwischen 14 und 16.30 Uhr, in Thalfang an. Termine gibt es nach Vereinbarung unter Telefon 0651/2090058 oder Email: Suchtberatung@evangelische-Kirche-Trier.de. Das Angebot ist kostenlos und konfessionsungebunden.

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