Land will Realschulstandort Thalfang prüfen

Thalfang/Mainz · Zu kleine Realschulen plus sind pädagogisch nicht sinnvoll, meint Bildungsministerin Doris Ahnen. Deshalb sollen kleine Standorte geschlossen werden. Maßgeblich sind erst die Zahlen des Schuljahrs 2014/15. Bleiben die Anmeldezahlen auf dem heutigen Stand, ist auch die Thalfanger Schule gefährdet.

 Große Pause: 270 Schüler besuchen die Realschule plus in Thalfang. TV-Foto: Klaus Kimmling

Große Pause: 270 Schüler besuchen die Realschule plus in Thalfang. TV-Foto: Klaus Kimmling

Thalfang/Mainz. Die Nachricht kam wie ein Donnerschlag: Anfang Mai erklärt Bildungsministerin Doris Ahnen, dass die Landesregierung Realschulen plus schließen will (der TV berichtete). Als "umsichtige Schulentwicklungsplanung, die ein wohnortnahes Bildungsangebot sichert" tituliert ihr Ministerium den Plan in einer Pressemitteilung. Ein Kriterienkatalog soll feststellen, ob bei einer Schule die Schließung geprüft wird oder nicht. Erst ab dem Schuljahr 2014/15 tritt der in Kraft. Aber: "Nach derzeitigem Stand würde er auf 20 Realschulen plus angewendet", sagt Ahnen. Der TV hat beim Bildungsministerium nachgefragt: Gehört die Erbeskopf-Realschule plus in Thalfang dazu? Erwägt die Landesregierung, die einzige weiterführende Schule in der Verbandsgemeinde zu schließen? Wolf-Jürgen Karle, Pressesprecher des Ministeriums: "Würden die Kriterien bereits in diesem Schuljahr angewandt, wäre die Realschule in Thalfang im Prüfungsprozess drin." Eine Schule müsse mindestens 181 Schüler haben und dreizügig sein - also drei Parallelklassen pro Jahrgang haben - um der Prüfung zu entgehen. Dies sei die praxisnahe Größe, wenn es darum ginge, Wahlpflichtfächer, Arbeitsgemeinschaften oder Lerngruppen anzubieten. "Angesichts der demografischen Entwicklung führt an Schließungen einfach kein Weg vorbei", sagt Karle. "Wir können nicht jede Schule auf Teufel komm raus erhalten, auch wenn es pädagogisch keinen Sinn mehr macht."Die Erbeskopf-Realschule besuchen zwar 270 Schüler - aber sie ist durchgängig zweizügig. Erst ab 51 Schülern kann eine dritte Parallelklasse gebildet werden, ein Wert den die Bildungseinrichtung in den vergangenen Jahren nur knapp verfehlte. "Im fünften Schuljahr haben wir 50 Schüler", sagt Schulleiterin Sabine Becker. In den anderen Stufen sei man ebenfalls am Rand der Zweizügigkeit. "Ich schaue dem, was da kommen sollte, gelassen entgegen", sagt die 48-Jährige. Auch wenn ihre Schule geprüft werde, bedeute das ja nicht automatisch das Aus. Das bestreitet auch Wolf-Jürgen Karle vom Bildungsministerium nicht. Komme es zu einer Prüfung, würden viele weitere Kriterien untersucht. Etwa, woher die Schüler kämen oder wie wichtig diese für die Kommune ist, in der sie steht. Auch die Identifikation der Menschen mit der Bildungseinrichtung spiele eine Rolle. Gerade Letzteres scheint in Thalfang sehr ausgeprägt zu sein. "Wir werden Himmel und Hölle in Bewegung setzen, damit die Schule hierbleibt", sagt VG-Bürgermeister Marc Hüllenkremer. Falle die Schule weg, dann falle auch das Grundzentrum weg. "Kommunalreform, demografischer Wandel - wie soll eine kleine VG mit 7000 Einwohnern dem entgegenwirken, wenn auch noch die Schule weg ist?" Er will alle Hebel in Bewegung setzen, damit die Ausbildungsstätte bleibt - und setzt dabei auch auf die Hilfe der Thalfanger. "Es gibt die Bereitschaft in der Bevölkerung, dazu etwas beizutragen", sagt Hüllenkremer. Das hat sich bereits im März dieses Jahres gezeigt: 1700 Bürger forderten damals per Unterschriftenaktion die Sanierung der Turnhalle im Thalfanger Schulzentrum. Die Realschule plus ist Thema in gleich zwei Ausschusssitzungen des VG-Rats: Am Montag, 10 Juni, berät der Haupt- und Finanz ausschuss über einen Antrag auf eine Ausnahmegenehmigung bezüglich der Mindestzügigkeit beim Land. Am 11. Juni wird dieser Antrag auch im Schulträgerausschuss diskutiert. Die Debatten finden im nichtöffentlichen Teil der Sitzungen statt.Meinung

Alle müssen an einem Strang ziehenDie Thalfanger Realschule plus könnte auf die Abschussliste der Landesregierung geraten. Und wenn nichts passiert, dann ist die Bildungseinrichtung in einigen Jahren vielleicht tatsächlich Geschichte. Deshalb müssen jetzt die Politiker auf allen Ebenen an einem Strang ziehen und Streitereien über Sanierung und Trägerschaft vergessen. Zu guter Letzt liegt es auch an den Bürgern: Sie müssen Widerstand leisten - und dürfen der Bildungseinrichtung nicht den Rücken kehren. Denn sogar die Landesregierung sagt: Identifizieren sich die Menschen mit der Schule und werden viele Kinder angemeldet, dann bleibt sie bestehen. t.senzig@volksfreund.de

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