Ein Ziel, viele Akteure

Das Bündnis ist tot, es lebe das Bündnis: Das lokale Familienbündnis für die Region soll mit neuem Leben erfüllt werden. Die Stadt Trier soll die einzelnen Initiativen koordinieren. Gleichzeitig arbeitet die Initiative Region Trier (IRT) an weiteren Familienbündnissen.

Trier. Die Euphorie war groß, als sich vor fünf Jahren 22 Akteure aus der Region zum lokalen Familienbündnis zusammenschlossen. Darunter die Stadt Trier und die vier Landkreise sowie die Kammern, die Agentur für Arbeit, die Uni, die Fachhochschule und die Initiative Region Trier (IRT). Man wolle dem "Lebensmodell Familie" zu neuer Attraktivität verhelfen, eine Plattform schaffen, auf der sich Unternehmen über die Möglichkeit, familienfreundliche Arbeitszeiten zu schaffen, austauschen können. Arbeitskreise wurden gegründet, es gab Konferenzen, Präsentationen, Expertengespräche. Kurzum: Es wurde viel gesprochen, doch greifbare Ergebnisse ließen auf sich warten. Koordiniert wurde die Bündnis-Arbeit vom Gewerkschaftsbund in Trier.

Doch so recht in Gang kam die Initiative nicht. Viele Unternehmen ergreifen daher Eigeninitiative, wenn es etwa darum geht, einen Betriebskindergarten einzurichten. Etwa die Milchunion Hocheifel (MUH) in Pronsfeld (Eifelkreis Bitburg-Prüm), die zusammen mit der Verbandsgemeinde Prüm eine Betreuung für Mitarbeiterkinder aufbaut. 60 000 Euro lassen sich Kommune und die Großmolkerei das Angebot, das nächstes Jahr starten soll, kosten wie Klaus Becker von der MUH kürzlich bei einer Veranstaltung über betriebliche Kinderbetreuung bei der Industrie- und Handelskammer in Trier sagte.

Auf die Erfahrungen anderer Unternehmen mit dem Thema kann die MUH nur bedingt zurückgreifen, seit das Familienbündnis quasi nicht mehr existiert. Warum die Initiative eingeschlafen ist, weiß niemand so genau. Hört man sich bei Unternehmern um, wird auf den Gewerkschaftsbund verwiesen. Eine Arbeitnehmervertretung als Koordinator ist einigen Chefs wohl nicht so recht gewesen.

Doch auch die IRT schaffte es bislang nicht, das Bündnis mit neuem Leben zu erwecken.

Seitdem haben sich etwa im Kreis Bernkastel-Wittlich, den Verbandsgemeinden Hermeskeil, Saarburg und Schweich eigene lokale Bündnisse für Familie gegründet. Initiativen wie Zeitzeichen in Trier, eine Koordinierungsstelle für familienfreundliche Arbeitszeiten, haben Aufgaben des Bündnisses übernommen. Der Unmut bei einigen in Sachen Familienfreundlichkeit besonders engagierten Chefs über eine fehlende zentrale Koordinierungsstelle wuchs.

Etwa bei Jürgen Kentenich, Chef des Trierer Finanzamtes. Die Behörde war eine der ersten in der Region, die auf Familienfreundlichkeit setzte und dafür landesweit beachtet wurde. "Wir brauchen wieder ein lokales Bündnis für Familien", forderte Kentenich bei der IHK-Veranstaltung und sprach damit direkt den Trierer Oberbürgermeister Klaus Jensen an.

Seit längeren stand nämlich die Forderung im Raum, dass im Trierer Rathaus die Anlaufstelle für das Bündnis eingerichtet werden soll.

Doch blieb auch das bislang ein frommer Wunsch einiger besonders Engagierter.

Was natürlich eine gewisse Pikanterie hat: Jensen ist Ehemann der rheinland-pfälzischen Familienministerin Malu Dreyer, die mit ihrer Initiative Viva Familia für familienfreundlichere Bedingungen im Land wirbt. Jensen sagte nun zu, das Bündnis wiederzubeleben. Er sprach bereits mit seiner Gleichstellungsbeauftragte, die möglicherweise die Bündnisarbeit koordinieren soll.

Gleichzeitig arbeitet aber auch die IRT im Rahmen einer Zukunftsstrategie "Region Trier 2025" an der Schaffung neuer lokaler Familienbündnisse. Die Initiative will die Kinder- und Jugendfreundlichkeit der Region mit flächendeckenden kommunalen Bündnisse statt einem regionalen Bündnis verbessern. Das bisherige Bündnis sei nicht effekiv gewesen, heißt es kritisch in der Projketplanung. "Man kann sicherlich sagen, dass der Wirkungskreis des Bündnisses, die gesamte Region Trier, sich als zu groß erwiesen hat."

Ziel sei es, so IRT-Geschäftsführer Thomas Rabe, bis 2013 in allen Verbandsgemeinden, Landkreisen und der Stadt Trier Bündnisse für Familie zu gründen. Zuständig für das Projekt ist Kreisverwaltung Trier-Saarburg.

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