Kündigung für einen Rentner

TRIER/OLSBERG. Der Rausschmiss von 78 Klinik-Mitarbeitern im Hochsauerland kommt die Ordensgemeinschaft der Barmherzigen Brüder Trier teurer zu stehen als geplant. Der Grund: Die Kündigungen sind unwirksam.

78 Mitarbeiter des von der Schließung bedrohten St.-Josef-Krankenhauses in Olsberg/Hochsauerlandkreis haben vor der Schlichtungsstelle des Trierer Bistums einen Teilsieg errungen. Wie der TV aus Kirchenkreisen erfuhr, erklärte die fünfköpfige Kommission die Kündigungen der Klinik-Mitarbeiter für unwirksam. Eine herbe Schlappe für die Barmherzigen Brüder. Wie unsere Zeitung bereits berichtete, will sich die Trierer Ordensgemeinschaft zum 1. Januar 2004 von der erst vor drei Jahren übernommenen Klinik trennen. Das Krankenhaus soll dann in kräftig abgespeckter Version (Innere und allgemeine Chirurgie werden dicht gemacht) von einem anderen katholischen Träger - der Kölner Josefsgesellschaft - weitergeführt werden. Die Josefsgesellschaft betreibt im nur wenige Kilometer von Olsberg entfernten Stadtteil Bigge die Elisabeth-Klinik, die im Gegenzug aufgestockt werden soll.Wegen ihrer Rückzugspläne waren die Trierer Brüder von den betroffenen Krankenhaus-Mitarbeitern und Teilen der Bevölkerung heftig kritisiert worden ("Eure Barmherzigkeit stinkt zum Himmel"). Dennoch gingen Ende Juli die ersten 78 Kündigungsschreiben raus. Weil das den "Brüdern" offenbar nicht schnell genug ging, machten sie handwerkliche Fehler.Rauswurf trotz schwerst behinderten Kindes

Die Mitarbeitervertreter (Mav) des Olsberger Krankenhauses wurden nach TV -Informationen nicht (wie in der Mitarbeitervertretungs-Ordnung für das Bistum Trier vorgegeben) ausreichend angehört. Und mit den betroffenen Beschäftigten durften sie angeblich nicht sprechen. Laut Mav-Chef Franz-Josef Suchla wurde einer Mitarbeiterin gekündigt, die ein schwerst behindertes Kind hat ("wenig christlich") und sogar einem Mitarbeiter, der schon pensioniert war. Alles in allem offenbar Gründe genug für die von den Beschäftigten angerufene Schlichtungsstelle beim Bistum Trier, die Kündigungen für unwirksam zu erklären.Ihren Arbeitsplatz verlieren werden die 78 Ärzte, Pfleger und Angestellten dennoch, nur eben später, als von den "Brüdern" ursprünglich geplant. Wegen der Kündigungsfristen können etliche Betroffene statt zum 31. Dezember 2003 nun erst zum 31. März oder sogar 30. Juni 2004 vor die Klinik-Tür gesetzt werden. "Die Nummer kostet die Brüder schon ein paar Euro", lästern Insider hinter vorgehaltener Hand. Mav-Vorsitzender Franz-Josef Suchla spricht von "zwischen 300 000 und 500 000 Euro".Aus ihren handwerklichen Fehlern bei der ersten Kündigungswelle haben die "Brüder" offenbar gelernt. Bei der Ende August eingeläuteten zweiten Kündigungsrunde (betroffen sind 15 Beschäftigte der Klinik-Küche) sei alles korrekt gelaufen, meint der oberste Mitarbeitervertreter. Walter Quast, Sprecher der Trierer Ordensgemeinschaft, sagte dem TV , man akzeptiere den Schlichterspruch: "Unser Bestreben ist es, die Sache für beide Seiten sauber, gerecht und einwandfrei abzuwickeln."

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