Viel Polizei für kurzen Prozess

Nach nur 30 Minuten ist der erste Verhandlungstag gegen zwei Mitglieder der Rockerbande Hells Angels vor dem Trierer Landgericht beendet. Sie sind wegen Drogengeschäften angeklagt.

 Der Hauptangeklagte, ein Luxemburger Mitglied der Hells Angels, sitzt in Handschellen auf der Anklagebank des Trierer Landgerichts. TV-Foto: Friedemann Vetter

Der Hauptangeklagte, ein Luxemburger Mitglied der Hells Angels, sitzt in Handschellen auf der Anklagebank des Trierer Landgerichts. TV-Foto: Friedemann Vetter

Trier. Zwei schwer bewaffnete Polizisten patrouillieren um das Trierer Landgericht. Gegenüber, auf der anderen Straßenseite, steht auffällig ein unauffälliger blauer Ford. Ein uniformierter Polizist sitzt drin, den Eingang zum Gerichtsgebäude im Blick. Ansonsten dürfte nur aufmerksamen Beobachtern auffallen, dass an diesem Morgen das Trierer Landgericht besonders gesichert ist. Im großen Sitzungssaal sitzen zwei "schwere Jungs" aus dem Rockermilieu auf der Anklagebank, weil sie mit Drogen gehandelt haben sollen. Der 36-jährige Hauptangeklagte, ein Luxemburger, ist sogenanntes Vollmitglied der berüchtigten Rockerbande Hells Angels. Der 39-jährige Mitangeklagte stammt aus dem Westerwald und wird dem Umfeld der für ihre Nähe zur organisierten Kriminalität bekannten Bande zugerechnet.

Aus Angst vor Übergriffen von Anhängern der Hells Angels herrscht an diesem Morgen Sicherheitsstufe eins im Landgericht. Wer aber gedacht hat, vor dem Gebäude würden Dutzende von Motorrädern parken und im Gericht würde es nur so von schwergewichtigen, tätowierten Männern in Motorradkleidung wimmeln, der sieht sich enttäuscht. Das Zuschauerinteresse für den Prozess ist eher gering. Die Anklage unterscheidet sich auch kaum von der in vergleichbaren Drogenprozessen. Es geht um zwei Kilo Amphetamin und 110 Gramm Kokain, mit denen der Luxemburger zum Teil gemeinsam mit dem drei Jahre Älteren gehandelt haben soll. Der 36-Jährige, der schon früh Kontakte zu den Hells Angels gehabt hat, zunächst in den Niederlanden, später in Trier, ist bereits in Luxemburg in Sachen Drogen verurteilt worden. 2002 hat ihn dann das Trierer Landgericht zu neun Jahren und drei Monaten Freiheitsstrafe wegen Drogenhandels und Waffengewalt verurteilt. Doch schon als Freigänger 2008 beginnt er wieder mit Drogen zu handeln.

Erst zwei Stunden später als vorgesehen beginnt der erste Prozesstag. Das liegt aber nicht an den erhöhten Sicherheitsvorkehrungen - alle Zuhörer müssen durch eine Sicherheitsschleuse wie am Flughafen und vor Betreten des Gerichtssaals ihre Personalien angeben. Der aus dem hessischen Bensheim kommende Anwalt des 39-jährigen Westerwälders steht stundenlang im Stau. In Handschellen wird der Angeklagte in den Gerichtssaal geführt. Sein Kopf ist kahl rasiert, die Arme tätowiert, er trägt eine Lederjacke. Teile seiner Jugend hat er in einem Trierer Kinderheim verbracht.

Auch er kein unbeschriebenes Blatt. 2005 hat ihn das Landgericht Diez zu fünf Jahren und zwei Monaten Haft wegen Drogenhandels verurteilt, 2008 ist er frühzeitig aus dem Gefängnis gekommen. Bereits nach 30 Minuten ist der erste Verhandlungstag beendet. Nachdem Staatsanwalt Eric Samel die Anklage verlesen hat, fragt der Vorsitzende Richter Armin Hardt die beiden Angeklagten, ob sie sich zu ihren Lebensläufen äußern werden, was beide erwartungsgemäß verneinen.

Prozessbeobachter gehen aus, dass die in Hells-Angels-Prozessen erfahrenen Anwälte - Volkhard Schreiber, der Verteidiger des Luxemburgers, hat in einem Rockermord-Prozess in Kaiserslautern ein angeklagtes Mitglied der Rockerbande vertreten - den Prozess mit Anträgen in die Länge ziehen werden. Bislang sind vier weitere Verhandlungstage terminiert.

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