Cattenom, Fukushima und die Windkraft

Die Ereignisse im fernen Japan mögen den Grünen vor der Landtagswahl 2011 Vorschub leisten. Dies hilft auch Marianne Rummel aus Mertesdorf, der grünen Direktkandidatin von Bündnis90/Die Grünen im Wahlkreis 24 Trier/Schweich, beim Gespräch mit den Bürgern. Der TV traf die 61-jährige Kandidatin an einem Wahl-Infostand in Kordel.

Kordel. Es klingt sarkastisch - aber bessere Wahlhelfer als die japanischen Katastrophenreaktoren von Fukushima hätte sich die grüne Direktkandidatin Marianne Rummel nicht wünschen können. Bei dem Wahlauftritt auf der Kordeler Bahnhofsstraße, den die örtlichen Grünen dort für ihre Spitzenkandidatin organisiert haben, sind das Nukleardesaster in Fernost das Thema.

Ein kalter Wind zieht durchs Kylltal und zerrt am Grünen-Sonnenschirm, den darunter ausgebreiteten Wahlkampfbroschüren und den gelben "Kernkraft-Nein-Danke-Sonnen" zum Aufkleben. "Die sind wieder der große Renner", sagt Rummel. Hinter ihr, in den Geschäften im Kordeler Zentrum, herrscht Hochbetrieb. So mangelt es nicht an potenziellen Ansprechpartnern. Herbert Kluth und Michael Bösen vom Ortsverein unterstützen ihre Kandidatin. Auch Mechthild Michels, im Verbandsgemeinderat Ruwer grüne Fraktionskollegin von Rummel, ist nach Kordel gekommen.

Menschtrauben bilden sich nicht um den Stand - die Außentemperatur verleitet kaum zum Verweilen - doch diejenigen, die stehen bleiben, zeigen sich diskussionsfreudig.

Atomkraft in Deutschland? Wie lange noch? Sind die Alternativen schon ausreichend vorhanden? Die Fragen gleichen sich, die Kandidatin sieht Handlungsbedarf in Sachen Meilerabschaltung sofort - und ihre Besucher am Stand widersprechen dem nicht.

Aber auch Windkraft und Solarenergie erscheinen problembehaftet. Der Nachteil bei Energiequellen ist ihre ungewisse Verfügbarkeit: Windräder drehen sich nur bei Wind, und Solarkraftwerke halten Nachtruhe. So sieht es auch Reinhold Sausen aus Kordel, der offenbar regelmäßig ein Auge auf die Rotoranlagen in der Nähe hat. "Ich bin sicher nicht gegen Windkraft, aber die Dinger stehen nach meiner Ansicht viel zu oft", sagt Sausen, was besonders Herbert Kluth, den Windkraftexperten im Team, zu umfangreichen Erklärungen herausfordert.

Der an diesem Morgen meist zitierte ausländische Ort ist übrigens nicht Fukushima, sondern Cattenom. Durch die Ereignisse in Japan ist der gewaltige französische Vierer-Reaktorblock nahe der deutschen Grenze wieder stark ins öffentliche Bewusstsein gerückt.

Kandidatin Rummel hofft, dass die jüngste Entwicklung auch in Frankreich einen Bewusstseinswandel herbeiführen könnte. Carmen Hostert, Studentin in Metz, weiß es anders: "Die Franzosen betrachten die Atomkraft völlig sorglos." f.k.

EXTRA

POLITISCHE ZIELE



Die Ziele der grünen Kandidatin Marianne Rummel: Ich würde mich dafür engagieren, dass alle Informationen aus Ministerien und Ämtern künftig klar und verständlich formuliert werden. Ich setze mich für ein Landesprogramm Dorf- und Stadtumbau Rheinland-Pfalz ein, damit unsere Dörfer im Hinblick auf den demografischen Wandel nicht benachteiligt werden. Dazu gehören auch die Stärkung des ÖPNV im ländlichen Raum und die Pflege der Straßen. Mir ist wichtig, dass die Kommunal- und Verwaltungsreform mit den Bürgern "von unten" und nicht über ihre Köpfe hinweg entschieden wird. f.k.

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