Ganz schön international

EUREN. Ganz schön international: Sie stammt aus Rumänien, hat außerdem italienisches, österreichisches und polnisches Blut in den Adern, einen spanischen Vornamen – und Euren als Wahlheimat: Consuela Schön ist in vielerlei Hinsicht eine "Exotin". Die Architektin ist als Bauleiterin in einer klassischen Männerdomäne erfolgreich.

Es war Liebe auf den dritten Blick. Als Consuela Schön im Herbst 1989 nach Trier kam, sah sie sogleich ein Vorurteil bestätigt: "Ich hasse unpersönliche Bahnhöfe. Der Trierer Hauptbahnhof war und ist keine Visitenkarte für die Stadt." Ab der Theodor-Heuss-Allee seien die Trier-Eindrücke positiver geworden. An der Porta Nigra und der Altstadt angekommen, wusste sie: "Eine liebenswerte Stadt. Hier fühle ich mich zuhause."Mädchen für alles auf Krankenhaus-Baustelle

Bereut haben die 49-Jährige und ihr Mann Sebastian Schön (48) den Schritt von Siebenbürgen über Baden-Württemberg an die Mosel nicht. Auch wenn der berufliche Neubeginn nicht gerade leicht fiel. Die Architektin, die in Rumänien Industriegebäude geplant hatte, bot, wenn schon nicht fachlich, wegen ihrer Aussprache Angriffsfläche: "Mein Akzent gefiel nicht allen Kollegen." Aber sie wusste zu kontern: "Auf Nachfragen stellte sich heraus, dass diese Kollegen nur eine Sprache oder zwei beherrschten. Ich spreche auch noch englisch und französisch." Die kleinen Nickligkeiten in Planungsbüros gehören längst der Vergangenheit an. Consuela Schöns Leistungen und Erfolge sprechen eine eigene, überzeugende Sprache. Für ein Aachener Büro baute sie Krankenhäuser in Ostdeutschland. In Trier sammelte sie als Bauleiterin bei Neubau und Erweiterung des evangelischen Elisabeth-Krankenhauses Anfang der 90er-Jahre erste Meriten: "Angefangen hatte es mit drei Bauleitern in einem siebenköpfigem Team, zum Schluss war ich alleine und nebenher noch Lehrmädchen, Sekretärin und Rechnungsprüferin." Die "One-Woman-Show" machte auch bei der schwierigen Generalsanierung des Hindenburg-Gymnasiums (1996/97) Furore. Das öffentliche Lob, das Detlef Bachmann vom Weinheimer Architekturbüro Engel & Bachmann damals seiner Bauleiterin nach erfolgreichem Projektabschluss zollte, habe sehr gut getan, sagt die Frau, die zum großen Erstaunen und zur noch größeren Erleichterung der Stadtväter sowohl den Kosten- als auch den Zeitrahmen einzuhalten vermochte. Ansonsten sei persönliches Lob nicht ihre Sache: "Planen und Bauen ist immer eine Team-Leistung." Auch wenn es für männliche Bau-Leute "oft schwierig" sei, "sich von einer Frau was sagen lassen zu müssen. Manchmal muss ich hart sein, auch wenn ich einen eher weichen Kern habe." Seit sechs Jahren steht Consuela Schön in Diensten des Trierer Architekturbüros Werner Schaack und trägt dazu bei, ansehnliche Akzente zu setzen. Sie war maßgeblich beteiligt an Sanierung und Umbau der Steipe und zahlreichen Bauaktivitäten auf der Ost-Seite der Palaststraße, allesamt Projekte von Günther Reh, was ihr den Ruf als "Hofarchitektin" des Multimillionärs mit Stadtbild-Faible einbrachte. "Damit kann ich gut leben. Ich arbeite gerne für Herrn Reh. Er tut sehr viel dafür, dass Trier schöner wird."Freizeit gehört Tochter Carla

Im Heimatstadtteil Euren steht das einzige Gemeinschaftsprojekt des seit 25 Jahren verheirateten Architekten-Ehepaars Schön. In einer Baulücke in der Karelstraße verwirklichten beide vor sieben Jahren den Traum vom eigenen Haus. Ansonsten gibt es keine beruflichen Berührungspunkte: Sebastian Schön arbeitet in der Stadtverwaltungs-Abteilung Zentrales Controlling/Strategisches Gebäudemanagement. Kehrseite des Berufs, den Consuela Schön nach eigenen Worten "mit Professionalität, Disziplin und Ehrlichkeit" ausübt: "Wenig Freizeit." Die aber ist ihr heilig, und sie widmet sie Tochter Carla (10): "Ich finde, eine gute Verbindung zu den Eltern ist sehr wichtig für die Entwicklung eines Kindes."

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