Jede Menge Theater mit der Familie

Trier · Unter dem Motto "Beatus ille, der keine Familie hat!" bietet das Theater im Stadtmuseum Simeonstift derzeit eine ganz besondere Führung durch die Marx-Ausstellung an. Anhand ausgewählter Exponate, Lesungen und Spielszenen bekommt der Besucher einen Eindruck vom turbulenten Marx\'schen Familienleben. Auffällig ist der Unterschied zwischen der Realität und den Darstellungen des 20. Jahrhunderts.

Trier. Die Lieblingsfarbe von Jenny Marx, geborene Westphalen, war nicht Rosa, sondern Grün. Mit solchen Details reichern die drei Darsteller des Theaters im Stadtmuseum Simeonstift ihre Darstellung des Privatmannes Karl Marx an. Denn in dieser Führung, als szenische Lesung aufbereitet, geht es nicht um das Werk des berühmtesten Trierers, sondern um sein Familienleben. Briefe, Tagebucheinträge und Gemälde geben Einblick in eine turbulente Ehe oder beweisen das innige Verhältnis, das Marx zu seinen drei Töchtern hatte.Uschi Britz, Regina Waters und Herbert Lauer schlüpfen abwechselnd in die Rollen der Marx\'schen Familienmitglieder und führen ihr Publikum so durch die Ausstellung "Ikone Karl Marx - Kultbilder und Bilderkult", die bereits seit März im Stadtmuseum zu sehen ist. Das ungewöhnliche Konzept kommt an: "Mit dem Werk von Marx habe ich mich schon ausführlich beschäftigt. Aber was ich hier heute über seine Familie erfahren habe, hat mich sehr beeindruckt", sagt Besucherin Ingrid Altier. Besonders geheimnisvoll mutet die Geschichte rund um die Haushälterin Helene Demut an. Marx soll ein uneheliches Kind mit ihr gehabt haben, das nach der Geburt in eine Pflegefamilie gegeben wurde. "So etwas passte nicht in das Bild, das die sozialistischen Führer von Marx propagieren wollten", erklärt Regina Waters. Deshalb habe Stalin sich bemüht, alle Spuren dieses Kindes zu verwischen. Auch in anderen Bereichen unterschied sich die Darstellung der Familie Marx offenbar teils deutlich von der Realität. So zeigen etwa Familienporträts, die im 20. Jahrhundert gefertigt wurden, eine bürgerliche, gut situierte Familie. Dabei prägten oft Geld- und Zukunftssorgen das Familienleben, wie ein Brief von Jenny Marx an ihren Mann enthüllt: "Nie habe ich besser ausgesehen als jetzt. Ich putze mich gerne heraus. Dennoch, entschließe dich zu einem ständigen Posten." Noch drei Mal bietet das Stadtmuseum die Führung an: Samstag, 7. September, um 15 Uhr, Dienstag, 10. September, um 19 Uhr und im Rahmen der langen Museumsnacht am 21. September um 21 Uhr. Weitere Informationen untermuseum-trier.de

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