Karl Marx im Kreise seiner Familie

TRIER. Im Museumscafé des Karl-Marx-Hauses wurde der Faksimile-Band "Familie Marx privat. Die Foto- und Fragebogen-Alben der Marx-Töchter Laura und Jenny" vorgestellt. Die erste deutsche Buchpräsentation fand im Mai in Berlin statt.

Die Idee dieser Edition kam vom japanischen Forscher und Mitherausgeber Izumi Omura von der Tohuku Universität Sendai. Der bekannte Frankfurter Sozialwissenschaftler und Marx-Kenner Iring Fetscher, der das einführende Essay zum Band schrieb sowie Mitarbeiter der Marx-Engels-Gesamtausgabe ist, Mitherausgeber Rolf Hecker und die Direktorin der Friedrich-Ebert-Stiftung, Professorin Beatrix Bouvier, waren bei der Veranstaltung dabei. Zur Hochzeit mit Paul Lafargue erhielt Laura Marx (1845-1911) ein Fotoalbum als Geschenk. Perlmut- und Bernsteinmosaik schmückten den Umschlag, der von einem Verschluss aus Bronze mit ihrem Namen darauf zusammengehalten wurde. 50 Bilder hätten rein gepasst, es sind aber nur 41 geworden. Die Fotos von Familienmitgliedern, Freunden und Bekannten bieten eine einmalige Möglichkeit, einen Blick ins private Leben der Familie Marx zu werfen. Lieblingstugend: Einfachheit

Das Fotoalbum wurde zusammen mit einem anderen wertvollen Familienstück - einem Notizbuch von Jenny Marx (1844-1883), der ältesten Tochter - im Jahr 1960 von Marx' Urenkel Charles Longuet an Moskau übergeben. Der stolze Besitzer beider Alben und Mitherausgeber ist das heutige Russische Staatliche Archiv für Sozial- und Politikgeschichte in Moskau. Das Album von Jenny sammelte vor allem Fragebögen, so genannte "Bekenntnisse" von Familienmitgliedern und Gästen. Diese waren im 19. Jahrhundert ein beliebtes Gesellschaftsspiel. Zum Beispiel beantwortete Karl Marx die Frage nach seiner Lieblingstugend mit der Einfachheit. Wer hätte das vermutet? Seine Frau Jenny hat Gesundheit als Glück empfunden. Laura Marx hasste Hauben. Ihre ältere Schwester Jenny mochte Napoleon Bonaparte. Die Jüngste, Eleonora, hielt Faulheit und Schuleschwänzen für eine verzeihbare Charakterschwäche. Und Friedrich Engels gab als sein Lebensmotto "take it easy" an. Sogar Haushund Whiskey hatte einen eigenen Fragenbogen, wonach er seine Lieblingsbeschäftigung im Knochenkauen sah. Dieser Faksimile-Band zeigt, dass Marx nicht nur als Verkörperung seiner Lehre angesehen wird, sondern auch als Mensch.

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