Wenn Träume keine Schäume sind

FEYEN-WEISMARK. Allein in ihrem Weinberg arbeitet die 58-jährige Winzerin Ursula Franzen-Grimbach. Nach fast 30 Jahren rückt die Erfüllung ihres Traums in greifbare Nähe: eine eigene Weinstube.

Früh am Morgen um 6.30 Uhr schwingt sich Ursula Franzen-Grimbach in ihr Auto und fährt durch das Konversionsgebiet zu einem Tor in der Valeriusstraße/Ecke Görresstraße. Hinter dem Tor öffnet sich der Blick auf einen steil abfallenden Weinberg. In dem kleinen Häuschen im Weinberg macht sie sich Frühstück und geht bis mittags in ihren Weinberg. "Schneiden und Binden mache ich selbst. Aber ich mache es gerne und immer nur, wenn ich will." Die 58-Jährige kann sich ihre Arbeit im Weinberg frei einteilen. Seit 1976 bewirtschaftet die gelernte Winzerin im Nebenerwerb ihre drei Hektar in Feyen und in Konz-Obermennig. Auf dem Weinberg an der Eisenbahnstrecke in Feyen baute früher die Familie von Nell Wein an. Hier sollen sogar die ersten Rebstöcke der Römer in Trier gewachsen sein. 1946 wird Ursula Grimbach "Auf dem Kirchspiel" in Feyen geboren. Während im "Dorf" die meisten Arbeiter waren und nur für den Eigenbedarf ein wenig Landwirtschaft nebenbei betrieben, waren ihre Eltern hauptberuflich in Landwirtschaft und Weinbau tätig. Da der Vater wegen einer Kriegsverletzung nicht mehr arbeiten konnten, mussten nach dem Zweiten Weltkrieg die beiden Töchter Ursula und Regina einspringen, lernten Winzerin und führten zusammen mit der Mutter den Betrieb weiter. Ob Traktor fahren oder Reben schneiden - die beiden Mädchen mussten ran und "konnten alles". Doch beide suchten sich keinen Landwirt oder Winzer als Mann. Ursula Grimbach heiratete einen Zollbeamten, gab aber ihre Weinberge nicht auf. "Dann wird es passend gemacht", antwortete die Frau mit der zupackenden Art auf die Befürchtung des Pastors, eine Ehe zwischen einer Bauern- und einer Beamtenfamilie könne nicht gut gehen. Allerdings: Sie freut sich über eine "sehr gute Ehe" und drei inzwischen erwachsene Kinder. Die Söhne Markus (35) und Bernd (32) gehen ihr beim Keltern zur Hand. Als vor neun Jahren ihr Mann starb, gab ihr die Arbeit in der Natur Kraft. "Die Arbeit im Weinberg hat mich in dieser Zeit aufgefangen und mir geholfen." Sie baute sich einen eigenen Freundeskreis auf und trat den Weinbruderschaften Augusta Treverorum und Mosel-Saar-Ruwer bei. Bereits seit 1975 hegt die Winzerin den Wunsch, an ihrem Weinberg zu bauen. Doch ihre Pläne wurden abgelehnt. Jetzt kam die Nachricht, dass der Stadtrat der Änderung des Bebauungsplans zugestimmt hat, wonach die landwirtschaftliche Kulturlandschaft in Feyen erhalten werden soll. Endlich sieht Ursula Franzen-Grimbach den Weg frei für ihren Traum: Auf einer brachliegenden Fläche in ihrem Weinberg, der inmitten des Wohngebiets an der ehemaligen Franzosen-Siedlung und Alt-Feyen liegt, will sie ein neues Haus für ihren Winzerbetrieb bauen, in dem sie unten eine Weinstube "nach Tarforster Vorbild" eröffnen will. Im nächsten Jahr soll es losgehen. Dabei denkt sie nicht nur an Touristen. "Ich vermisse die Einheit im Stadtteil Feyen-Weismark. Jetzt kommt in diesem Jahr sogar das Wein- und Heimatfest nicht zustande. Es gibt hier auch keine Gastronomie. Es wäre schön, wenn sich in der Weinstube die Leute aus den unterschiedlichen Wohngebieten wie Grafschaft, Alt-Feyen oder Weismark treffen", sagt die Winzerin mit den roten Wangen, der man es abnimmt, dass Genießen und Weinanbau zusammen gehören.

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