Zwischen Mosel und Mendoza

Was für die Mosel der Riesling ist, das ist für Mendoza der Malbec. Der Argentinier Omar Luis Santos importiert die Weine seiner Heimat. Seine Frau Mariana ist Chefärztin in Trier.

 In Sachen Fußball hält Omar Santos zu seinen Landsleuten. TV-Foto: Daniel John

In Sachen Fußball hält Omar Santos zu seinen Landsleuten. TV-Foto: Daniel John

Trier/Oberbillig. "Unsere Stärke sind die Rotweine", sagt Omar Luis Santos. Malbec, Syrah oder Bonarda heißen die typischen Rebsorten, die der Argentinier aus seiner Heimat importiert. Seit 2003 lebt der heute 60-jährige Agraringenieur an der Mosel, nach der Wirtschaftskrise in Argentinien im Jahr 2001 entschloss er sich auszuwandern. Seine Frau Mariana ist Medizinerin und bekam eine Stelle als Chefärztin der kinderchirurgischen Abteilung des Mutterhauses in Trier.Mariana Santos ist in Argentinien als Tochter einer deutschen Mutter und eines österreichischen Vaters aufgewachsen. Daher konnte sie neben der argentinischen auch die österreichische Staatsbürgerschaft beantragen, was den beruflichen Wechsel nach Europa erleichterte.In München studiert und geheiratet

Für Omar und Mariana Santos war es bereits das zweite Mal, dass sie sich in Deutschland niederließen. Beide haben in München studiert und 1970 dort geheiratet. Nach Abschluss des Studiums, einem Umzug nach Frankfurt und der Geburt der ersten Tochter ging die Familie 1979 wieder zurück nach Südamerika."Unsere Studienzeit in Deutschland war eine sehr lehrreiche und schöne Zeit und hat unser Leben stark geprägt", sagt Omar Santos rückblickend. Fast 20 Jahre lang arbeitete er danach in der Pflanzenschutz-Abteilung eines Chemie-Konzerns. Seine Frau bekam drei weitere Kinder, alle besuchten die deutsche Schule in Mar del Plata, "einer der schönsten Städte Argentiniens". Ohne die Krise in der Heimat wären sie wohl dort geblieben.Persönliche Kontakte nach Trier hatte Mariana Santos bereits über eine Austauschschülerin aus Niedermennig, die ein Jahr in Argentinien verbrachte. Dass sich hier eine berufliche Perspektive für sie eröffnete, war ein glücklicher Umstand. Ihr Mann Omar dagegen hätte als Diplom-Landwirt mit 56 Jahren nur schwer Arbeit finden können, daher gründete er seinen Weinvertrieb. "Am Anfang war es sehr schwer. Der deutsche Konsument kennt uns nur wenig", bedauert er. Dabei seien argentinische Weine "strukturiert, gehaltvoll und sehr bekömmlich". Langsam kommt das Geschäft jedoch in Schwung, in diesem Jahr soll sich der Umsatz im Vergleich zu 2006 verdreifachen.Viertelfinale live im Stadion erlebt

Wenn es um Fußball geht, dann hält der Argentinier zu seinen Landsleuten. Gemeinsam mit seinen inzwischen erwachsenen Kindern hat er bei der Weltmeisterschaft die Spiele der Nationalmannschaft live im Stadion erlebt, auch das Viertelfinale gegen Deutschland. Und obwohl Argentinien im Elfmeterschießen ausschied, war er von der friedlichen Stimmung begeistert. Auch sonst fühlt sich Omar Santos wohl in Deutschland: "Trier und die Umgebung sind sehr schön, es ist ein Genuss, hier zu leben." Im letzten Jahr ist er nach Oberbillig ins eigene Haus gezogen. Beim Blick über die Mosel auf die Weinberge stellt er fest: "Die Heimat bleibt immer die Heimat, aber ein wunderschönes Zuhause haben wir jetzt hier." Sie kommen aus Kamerun, den USA, Griechenland, Mexiko und anderen Teilen der Welt: Menschen, die sich die Stadt und Region Trier aus beruflichen oder privaten Gründen als eine der Stationen ihres Lebens ausgesucht haben. Ein Team von TV-Mitarbeitern suchte das Gespräch mit ihnen und wollte wissen, warum sie in Trier gelandet sind, was sie an Land und Leuten besonders schätzen, und in welchen Punkten sie sich im Vergleich mit ihrer jeweiligen Heimat gewaltig umstellen mussten. Dabei kamen hochinteressante Sichtweisen und Momentaufnahmen der alten Römerstadt heraus, die wohl auch erfahrene Trierer in dieser Form noch nicht kennen. j

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