Freizeit Auf dieser Baustelle ist alles erlaubt

Trier · In Tufatopolis sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt. Kinder hämmern, werkeln, schrauben und sägen in dem beliebten Ferienworkshop. Doch seine Zukunft ist ungewiss.

 Ein Blick auf Tufatopolis: Die Kinder sind mit Feuereifer dabei.

Ein Blick auf Tufatopolis: Die Kinder sind mit Feuereifer dabei.

Foto: Trierischer Volksfreund/FRANZISKA WONNEBAUER

Von den Wänden der Kunst-Bau-Stelle Tufatopolis hallt eifriges Klopfen und Hämmern. 22 Kinder sägen, schmieden und schrauben hier unermüdlich. Sie klettern auf dreistöckige Holzbauten, planen Häuser, Wendeltreppen und Brücken und tragen Holzleisten über das Gelände. Inmitten der Wiese ein knisterndes Lagerfeuer zum Grillen – vielleicht zum vorletzten Mal.

Was ursprünglich als einmaliges Kunst-Bau-Projekt geplant war, hat sich sehr schnell als jährlich stattfindender und äußerst beliebter Ferienworkshop etabliert. Jeden Freitagnachmittag und immer in den letzten beiden Sommerferienwochen öffnet Tufatopolis seine Tore für alle Kinder zwischen neun und 14 Jahren. Zwischen neun und 13 Uhr wird auf dem Eckgelände Wechselstraße/Gervasiusstraße geplant und gebaut, gezimmert und gespielt. Der Fantasie der Kinder sind dabei keine Grenzen gesetzt.

„Am meisten Spaß macht mir das Nägelklopfen mit dem Zimmermannshammer“, sagt der achtjährige Johann überzeugt, während er eine Holzlatte souverän mit der Säge verkürzt. Der Hammer sei sein Lieblingswerkzeug. Den Umgang damit habe er hier auf dem Bauspielplatz gelernt.

Wenige Meter weiter arbeiten sein älterer Bruder Theo und dessen Freund Niklas an ihrem Zollhaus. Ursprünglich wollten sie dieses und den nebenstehenden Turm mit einem Flügeltor verbinden, um den Zutritt zur kleinen Stadt aus Holz nur gegen eine Schraubenspende zu gewähren.

Später stellten sie fest, dass der Bau eines Flügeltors mit mehr Aufwand verbunden wäre als ursprünglich gedacht, und entschieden sich kurzerhand für die Konstruktion einer Schranke. „Es steckt wirklich eine Menge Arbeit drin, aber es macht so viel Spaß“, sagt der zwölfjährige Niklas.

Das Erfolgskonzept scheint einfach zu sein. Keine Vorschriften, keine Machtverhältnisse, kein Erwartungsdruck. „Wir dürfen bauen, was und wie wir wollen“, erklärt Johann. Während der Planungsphase 2010 hagelte es deshalb auch sofort Kritik. „Zahlreiche Pädagogen warnten uns vor Chaos und Misserfolgen“, erzählt der betreuende Künstler Laas Koehler. Letztendlich habe man trotz allem nicht vor der Umsetzung des Projekts zurückgeschreckt.

Begleitet werden die Jungen und Mädchen bei ihrer Arbeit von renommierten Künstlern. Hilfe wird jedoch nur auf den ausdrücklichen Wunsch der Kinder und stets auf Augenhöhe geleistet. „Wichtig ist, die Pläne der Kinder ernst zu nehmen, um ihnen die Ernsthaftigkeit des Projekts zu verdeutlichen“, sagt Sebastian Böhm, der das Projekt seit Beginn begleitet. „Die Kinder sind hier schließlich Architekten und Baumeister zugleich. Sie sind hier die Künstler.“ Neben der Förderung sozialer Kompetenzen sei das Projekt durch die Voraussetzung von Aufgabe-Lösungs-Kompetenzen auch intelligenzfördernd.

Nach neun Jahren Tufatopolis könnte es 2018 jedoch eine der letzten Ferienaktionen sein, denn das Gelände neben der Tufa eigne sich für den Bau einer Interimsunterkunft des Trierer Theaters, so Kulturdezernent Thomas Schmitt (der TV berichtete). Bereits zur Spielzeit 2020/2021 könnte der gesamte Theaterbetrieb dorthin verlagert werden.

Bedeutet das das Ende für die Kunst-Bau-Stelle? „Nein“, ist sich Laas Koehler sicher. Er habe Vertrauen in die Stadt Trier, dass sich eine andere Fläche finden ließe, auf welcher das Projekt fortgeführt werden könnte. „Natürlich ist mir der Bauspielplatz eine Herzensangelegenheit, aber wir müssen realistisch bleiben.“ Die Raumnot des Theaters sei schließlich ein ernstzunehmendes Problem.

Zudem könne der geplante Neubau nach der Generalsanierung des Theaters von der Tufa dauerhaft weitergenutzt werden. Nach einer langjährigen Grundstücksleihgabe sei es da an der Zeit, danke zu sagen statt zu protestieren. Das voraussichtlich letzte Jahr Tufatopolis könne 2019 dann vielleicht im Rahmen eines Abrissworkshops zelebriert werden.

Bis zum 3. August  haben jedoch zunächst noch einmal alle Interessierten zwischen neun und 14 Jahren die Möglichkeit, an diesem einzigartigen Kunst-Bau-Projekt teilzunehmen. Die Kosten pro Woche betragen 80 Euro pro Kind. Anmeldungen können per E-Mail an info@tufa-trier.de oder telefonisch unter 0651-718 2412 erfolgen.

Wer das Kunst-Bau-Projekt unterstützen möchte, kann mit einer materiellen oder finanziellen Spende zum zukünftigen Erhalt von Tufatopolis beitragen. Erwünscht sind Schrauben, Akkuschrauber, Schraubenzieher, Hammer, aber auch Vollholz.

Finanzielle Spenden können unter dem Verwendungszweck „Spende Tufa.topolis“ auf das folgende Konto überwiesen werden: IBAN: DE5558550130 0001005859, BIC: TRISDE55XXX (Sparkasse Trier), Kontoinhaber:Tuchfabrik Trier.

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