Auf den Wandel vorbereitet

Der demografische Wandel stellt Gesellschaft und Wirtschaft vor Probleme: Damit Fachkräftemangel und eine Überalterung der Belegschaft die Firmen nicht lähmen, entwickeln Land und Handwerkskammer Trier (HWK) in einem Modellprojekt Ideen.

Trier. Das Modellprojekt "Alternde Belegschaft" der HWK Trier wird seit 2006 vom rheinland-pfälzischen Arbeitsministerium und aus dem Europäischen Sozialfonds mitfinanziert. Bei der Zwischenbilanz zeigten sich die Verantwortlichen der Handwerkskammer Trier und Arbeitsministerin Malu Dreyer von den ersten Ergebnissen angetan. Viele Maßnahmen schon angegangen

"Die alarmierenden Hochrechnungen sollten für uns ein Signal sein: Da wollen wir nicht hin!", sagte Malu Dreyer. Um der Problematik Herr zu werden, sei es eben jetzt wichtig, zu reagieren - etwa mit einem Modellprojekt, wie es die HWK umsetze. Der Präsident der Handwerkskammer Trier, Rudi Müller, sieht ebenfalls diese Dringlichkeit. "Im Handwerk fehlen nach unserer Umfrage zurzeit rund 3000 Fachkräfte, für die es derzeit keine qualifizierten Bewerber gibt, sagte Müller. Jeder dritte Betrieb bekomme laut einer Umfrage nicht einmal Rückmeldungen auf offene Stellen, so der HWK-Präsident. Die Zukunft könnte sogar noch schwieriger werden, "wenn wir jetzt nichts gegen diese Entwicklung tun", sagte der Hauptgeschäftsführer der HWK, Hans-Hermann Kocks. Ohne Aktionen würde der Bedarf im Handwerk der Region bis 2030 sogar auf 22 000 fehlende Fachkräfte ansteigen. Doch Gegenmaßnahmen seien angelegt: "Das Projekt ,Alternde Belegschaft' hat zum Ziel, möglichst viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter möglichst lange im Erwerbsleben zu halten und neue Fachkräfte für Handwerk und Mittelstand zu gewinnen", so Kocks.Viele Betriebe ohne ältere Arbeitnehmer

"Lediglich 50 Prozent der Unternehmen im Land haben noch Arbeitnehmer, die älter als 50 Jahre sind", sagt Ministerin Dreyer und fordert: "Da muss der Schalter im Kopf noch umgelegt werden." Denn gleichzeitig schätzten die meisten Firmen Eigenschaften wie Zuverlässigkeit, Sorgfalt und Erfahrung bei Mitarbeitern - Züge eben, die vor allem ältere Arbeitnehmer nachweisen könnten. Entsprechend will das Projekt die Unternehmer für die Problematik sensibilisieren, die Qualifikation von älteren Mitarbeitern stärken und auch das Arbeitskräftepotenzial anheben. Kocks sieht es deshalb "als Gebot der Stunde" an, Frühverrentung abzuwenden, mehr Frauen auch im Handwerk in Beschäftigung zu bringen und Bewerber punktgenau auf die Anforderungen der Betriebe zu qualifizieren. Josef Adams, stellvertretender HWK-Hauptgeschäftsführer, sieht das Projekt auf einem guten Weg: "Wir haben bereits 35 ältere Arbeitnehmer integrieren können. Bis Ende 2007 hoffen wir, dass es rund 65 sind, und bis Ende 2008 sind wir optimistisch, rund 170 Ältere vermitteln zu können." Vor allem die Nähe zu den Betrieben und den Arbeitsuchenden sei ein Vorteil für die Projekt-Organisatoren. "Bei uns gibt es keine Lehrgänge von der Stange." Als Beispiel nannte Adams das Engagement in der Metallbranche. "Wir haben im Handwerk in der Region zehn offene Stellen für Schweißer. Deshalb bieten wir nun ab Mitte September einen für Arbeitslose und Arbeitnehmer kostenlosen Lehrgang an - mit der Hoffnung, möglichst alle Stellen zu besetzen." Ministerin Dreyer verwies auch auf das weitere Engagement des Landes. Im Bereich der älteren Langzeitarbeitslosen fördere Rheinland-Pfalz im Rahmen der Arbeitsmarktinitiative "Neue Chancen: 6000 plus für Jung und Alt" viele Qualifizierungs- und Beschäftigungsmaßnahmen. Auch für das HWK-Modellprojekt, dessen Förderung 2007 ausläuft, möchte sich Dreyer weiter einsetzen. "Wir haben den Ehrgeiz, gut gehende Projekt auch weiter zu unterstützen."

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