Trennung vom Sorgenkind

GREVENMACHER. (sas) Der Logistikdienstleister Thiel Logistik hat seine problembehaftete Schweizer Tochter BTL Logistics an die Schweizer Post verkauft. Für das Gesamtjahr 2003 rechnet Thiel nun mit einem nahezu ausgeglichenen operativen Ergebnis.

"Mit dem Verkauf von BTL an die Schweizer Post sind wir unser Sorgenkind los. Da keine Besserung in Sicht war, hat man sich zum Verkauf entschlossen", sagte Thiel-Sprecher Armin Zimny gestern gegenüber dem TV. Somit werde der Luxemburger Logistik-Spezialist für 2003 voraussichtlich keine finanziellen Belastungen im Ergebnis ausweisen. Vor Restrukturierungskosten und Abschreibungen hatte Thiel nach den ersten neun Monaten einen Verlust von 15,4 Millionen Euro ausgewiesen. Dabei hatte der Verlust allein in der Schweiz 9,19 Millionen Euro betragen. Bereits vor einigen Wochen - bei der Vorstellung der Neun-Monats-Zahlen - hatte Thiel-Chef Klaus Eierhoff gegenüber unserer Zeitung von "ernsthaften Gesprächen" mit Interessenten über den Verkauf des Verlustbringers gesprochen. Nun wurde reinen Tisch gemacht. Über den Verkaufspreis haben Luxemburger und Eidgenossen allerdings Stillschweigen vereinbart. Bis zum Ende des ersten Quartals 2004, kündigte Eierhoff am Donnerstag an, wolle sich Thiel noch von weiteren kleineren Unternehmensteilen trennen, danach sei die Verkaufsphase beendet. Eierhoff hatte Firmengründer Günter Thiel zum 1. April als Vorstandsvorsitzender abgelöst. Für das kommende Jahr strebe das Logistik-Unternehmen ein Ergebnis von 20 Millionen Euro an, teilte Eierhoff mit. Wachstumsbringer sollen dann die Bereiche Textil- und Möbellogistik sein. "Dies ist im Sinne unserer Strategie. Um die Schweiz abzudecken, brauchen wir die BTL nicht", fügt Sprecher Zimny hinzu. Analysten begrüßten den Verkauf von BTL. Die im MDax notierte Thiel-Aktie legte über Tag um gut zehn Prozent auf 4,42 Euro zu. Einig sind sich die meisten Analysten aber darüber, dass dies noch nicht der Startschuss für eine nachhaltige Aufwärtsbewegung der Thiel-Aktie ist. Zuerst müsse noch die komplexen Konzernstruktur umgebaut werden. Im vergangenen Jahr war es bei der Schweizer Tochter BTL zu gravierenden Managementfehlern gekommen. Thiel hatte das Unternehmen, das aus der 1930 gegründeten Brechtbühl AG hervorgegangen ist, im Jahr 2000 übernommen. Nach Aussagen des früheren Unternehmenschefs Günter Thiel war es danach mit dem Management von BTL zu Differenzen über die strategische Ausrichtung gekommen. Das Management in der Schweiz wurde ausgewechselt. Thiel musste seine Jahresplanung für 2002 massiv nach unten korrigieren.

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