Hetzerath Wasserflut aus dem Solarpark

Hetzerath · In Hetzerath schlagen die Wogen hoch: Der Investor einer Photovoltaikanlage muss nachbessern, um die Probleme mit Niederschlagswasser in den Griff zu bekommen. Und es gibt weitere Bedenken.

 Für die Photovoltaikanlage in  Hetzerath muss ein neues Entwässerungssystem gebaut werden.

Für die Photovoltaikanlage in Hetzerath muss ein neues Entwässerungssystem gebaut werden.

Foto: Christian Moeris

Auf einer früheren Wiese neben der Autobahn erzeugt die Firma Lehnen Solar OHG seit Ende 2016 umweltfreundlichen Sonnenstrom. Als wenig freundlich empfinden diesen Solarpark jedoch einige Anrainer – und mittlerweile auch viele Mitglieder des Ortsgemeinderats, wie die zurükliegende Sitzung zeigte. Denn der Status quo entspricht nicht dem genehmigten Plan.

Deshalb fließt schon bei mittleren Regenereignissen von der Photovoltaikanlage das Wasser teilweise sturzbachartig über Wirtschaftswege und Nachbargrundstücke in Richtung Ort (der TV berichtete).

Auch einige mittlerweile angelegte Gräben und Auffangbecken brachten keine wesentliche Verbesserung. Deshalb schritt jetzt die für wasserwirtschaftliche Fragen zuständige Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Nord ein und ließ ein neues Konzept erarbeiten:

Gebaut werden müssen demnach insgesamt neun Rückhaltebecken und ein Drosselschacht, der das Wasser wohldosiert in den Bach Rossgraben leitet. Der Ortsgemeinderat stimmte bei fünf Enthaltungen zu.

Das neue Abwasserkonzept für den Solarpark wertet die rund 26 000 Quadratmeter große Fläche der Photovoltaik-Module so, als handele es sich um eine befestigte Straße. Dies ist die Konsequenz aus dem Zusammentreffen „ungewöhnlicher Faktoren“, so Theo Irmisch vom Planungsbüro John & Partner. So stehen die Module auf einem künstlich angelegten Hang mit verdichtetem Boden und sind dort – der höheren Energieausbeute wegen – hangparallel angeordnet.

Gleich mehrere Zuhörer wiesen in einer Sitzungsunterbrechung darauf hin, dass dies eigentlich nicht genehmigt war: Ursprünglich sollte die Anlage auf einer ebenen Fläche entstehen, von Aufschüttungen sei keine Rede gewesen.

Entsprechend machten auch die Ortsgemeinderäte ihrem Ärger Luft, als sie die vom Investor geschaffenen Tatsachen nachträglich absegnen sollten. Von „Vertrauensbruch“ (Herbert Zimmer) war die Rede, „stinksauer“ (Beigeordneter Peter Stoffels) sei man auf Firmenchef Lehnen.

Umso mehr hoffen die Hetzerather nun, dass sich die übergeordneten Behörden dafür einsetzen, dass rund um den Solarpark geordnete Verhältnisse einkehren.

Um die Entwässerungsprobleme nachhaltig in den Griff zu bekommen, muss der Solarpark-Betreiber neun sogenannte Rigolen unterschiedlicher Größe und Tiefe bauen, die zusammen mehr als 2000 Kubikmeter Wasser aufnehmen können. Die Becken sind über Grobschlag-Kanäle miteinander verbunden. Am Ende fließt das Wasser über einen Drosselschacht geregelt in den Rossgraben Richtung Dorf ab: Ein Schieber begrenzt die Abflussmenge auf maximal zehn Liter pro Sekunde.

Aus Sicherheitsgründen müssen die Entwässerungseinrichtungen eingezäunt werden. Der Ortsgemeinderat drängte hier auf mindestens einen Meter Abstand zwischen Zaun und Wirtschaftsweg, damit der landwirtschaftliche Anliegerverkehr ordentlich rangieren kann.

Mehrere Räte fragten sich, ob hierfür und für den vorgegebenen Gehölzstreifen, für den ebenfalls ein neues naturschutzrechtliches Konzept erarbeitet wird, ausreichend Platz ist. Mögliche Lösung: „Dann muss er halt ein paar Solarmodule abreißen.“

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