Trolle und Fjorde Urlaub im wilden Norwegen

Einem Troll begegnen Sie in Fjordnorwegen vermutlich nicht. Es gibt einige Klischees über Norwegen, die sich nicht zwingend bestätigen. Eines jedoch trifft hundertprozentig zu: die landschaftliche Kulisse ist atemberaubend – abwechslungsreich und eigenwillig

Einem Troll begegnen Sie in Fjordnorwegen vermutlich nicht. Es gibt einige Klischees über Norwegen, die sich nicht zwingend bestätigen. Eines jedoch trifft hundertprozentig zu: die landschaftliche Kulisse ist atemberaubend - abwechslungsreich und eigenwillig. Eigenwillig wie das Klima, das Wetter wechselt häufig und meist völlig unvermittelt. Im einen Moment ist der Himmel wolkenverhangen, im nächsten taucht die Sonne die Umgebung in eine kitschige Postkartenidylle. Die Einheimischen machen aus den Elementen kein Aufheben. Sie kleiden sich praktisch und schielen nicht ständig zum Horizont. Fragen nach dem Wetter beantworten sie meist mit einem Achselzucken. Richtig schlechtes Wetter gibt es hier sowieso nicht, man muss sich eben richtig anziehen.

Wetterfeste Kleidung ist Pflicht

Noch so ein Klischee, aber auch dieses trifft zu. Wetterfeste Kleidung und gutes Schuhwerk sind für den Norwegenurlauber unbedingte Pflicht! Derart gewappnet, macht das Naturerlebnis Spaß. Ganz gleich, für welche Art Urlaub man sich hier entscheidet, man sollte das Land wenigstens einmal zu Fuß erkunden. Unter den unzähligen Wanderrouten findet sich für jede individuelle Kondition die richtige Strecke. Wanderfreunde könnten hier zwar durchaus ihren Meister finden. Der Norweger als solches wirkt geradezu unverschämt fit und schlendert auch dann noch scheinbar entspannt, wenn es längst steil bergauf geht. Wer müde ist, setzt den Weg bequemer per Fähre oder Schiff fort. In der von unzähligen Fjorden zerklüfteten Küstenregion verbringt man viel Zeit auf dem Wasser. Manche dieser Meeresarme reichen bis zu 200 Kilometer ins Landesinnere! Viele Einheimische besitzen Speedboote, mit denen sie auch Touristen befördern. Eine komfortable Reise entlang der Fjordküste bieten die Schiffe der Hurtigruten-Flotte.

Elf luxuriöse Riesen pendeln von Bergen nach Kirkenes jenseits des Nordkaps. Einst stellten die Post-fährschiffe der Hurtigruten die einzige Möglichkeit dar, Passagiere, Waren und Post von Küstenort zu Küstenort zu transportieren. Inzwischen sind viele Touristen an Bord, die laut Veranstalter die "die schönste Seereise der Welt" erleben. Man kann mit der Hurtigrute aber auch einfach nur von Ort zu Ort fahren - wie mit einem Bus. Nach viel Bewegung in freier Natur lohnen die Städte More og Romsdals einen Besuch. Sie sind so abwechslungsreich wie die Umgebung. Alesund, die Stadt des Jugendstils, liegt im Süden der Provinz. Im Jahr 1905 brannte die Stadt in einer einzigen Nacht fast völlig nieder. Junge norwegische Architekten bauten Alesund wieder auf und entwickelten dabei ihren eigenen, eleganten "norwegischen" Jugendstil.

Die malerische Rosenstadt Molde liegt am weitläufigen Moldefjorden. An einem klaren Tag erblicken Sie von hier 222 Berggipfel der nahegelegenen Romsdalsalpen. Es soll Norweger geben, die sie alle erklommen haben. Es empfiehlt sich, Molde während des Jazz- oder des Literaturfestivals im Sommer zu besuchen, für die die Stadt berühmt ist. Kristiansund im Norden bietet vor allem eines - leckeren Fisch. Einst lebte die auf drei Inseln gelegene Stadt ausschließlich vom Export gesalzenen Trockenfisches. Noch heute ist dieser "Stock-" oder "Klippfisch" eine beliebte Spezialität der norwegischen Küche. Wer es auf seinen Wanderungen einfacher und naturverbunder mag, übernachtet in den Hütten des Wanderverbandes KNT. Der Verband unterhält 20 teilweise bewirtschaftete Wanderhütten in More og Romsdal. Die in ehrenamtlicher Arbeit errichteten Holzhäuser sind einfach, aber dennoch komfortabel eingerichtet und bieten neben dem Naturerlebnis die Möglichkeit, Gleichgesinnte kennen zu lernen.

Eine Anmeldung ist nicht notwendig, denn "für einen Wanderer findet sich immer einen Platz". Mitglieder des Wanderverbandes erhalten sogar einen Schlüssel. Wer Ruhe sucht, erlebt sie auf der kleinen, vor der Küste gelegenen Insel Ringholmen. Auf diesem knapp 700 Quadratmeter großen Mini-Eiland finden die behaglichen Holzhütten des Gästehauses im Familienbetrieb gerade Platz. Der Inselherr persönlich holt seine Gäste mit seinem Speedboot ab, bewirtet sie und unterhält sie abends am Lagerfeuer. Das Meer rauscht, gelegentlich hört man ein Motorboot. Eine fast unheimliche Idylle. Partylöwen oder Sonnenurlauber sind hier sicher fehl am Platz, Fjordnorwegen bietet ruhigere Attraktionen. Diese Ruhe hat jedoch nichts mit Langeweile zu tun. Dafür ist bei so viel Abwechslung einfach keine Zeit.

Karin Sontheimer

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