Bitzler mit wenigen Prozent: Der erste Federweiße ist da

Mainz (dpa/tmn) · Der Verkauf von Federweißem ist so etwas wie das Startsignal in den Herbst: Die Weinlese hat begonnen, die ersten Trauben sind schon vergoren, der gärende Most in Flaschen gefüllt. Nun ist es an der Zeit, die neue Ernte zu verkosten.

 Federweißer läutet den Herbst ein - er passt besonders gut zu Zwiebelkuchen, Quiche Lorraine oder Esskastanien. Foto: DWI

Federweißer läutet den Herbst ein - er passt besonders gut zu Zwiebelkuchen, Quiche Lorraine oder Esskastanien. Foto: DWI

In diesen Tagen kommt der erste heimische Federweiße in den Handel. Noch ist er sehr süß und schmeckt stark nach Traubensaft. Für einen kleinen Rausch muss dem jungen Wein jetzt noch ordentlich zugesprochen werden. Kurz nach dem Kauf hat Federweißer meist weniger als fünf Prozent Alkohol, sagt Ernst Büscher vom Deutschen Weininstitut in Mainz. Ganz durchgegoren liege der Alkoholgehalt bei zehn bis elf Volumenprozent.

Wem das alkoholhaltige Getränk anfangs zu sehr nach Traubensaft schmeckt, lässt es am besten noch etwas bei Zimmertemperatur stehen. „Wenn Federweißer richtig süß ist, dauert es drei bis vier Tage ab Kaufdatum, bis er ganz durchgegoren ist“, sagt Büscher. „Dann ist er richtig trocken.“ Sollte der Federweiße für den persönlichen Geschmack mal zu stark gegoren sein, empfiehlt der Weinexperte, ihn mit Traubensaft wieder süßer zu machen. „Damit behält er trotzdem seinen 'weinigen' Geschmack.“

Während des Gärens nimmt der Alkoholgehalt stetig zu: Die Hefen im Most wandeln den Zucker aus den Trauben immer weiter in Alkohol um, die Süße nimmt dadurch ab. „Am besten probiert man direkt nach dem Kauf ein Schlückchen“, rät Büscher. „Ist der Federweißer zu süß und soll die Gärung schnell gehen, weil man ihn bald trinken will, stellt man ihn am besten ins sonnige Fenster.“

Wer mehr Zeit hat, hebt das auch als Bitzler, Rauscher oder Sauser genannte Getränk an einem weniger warmen Platz außerhalb des Kühlschranks auf. „Man sollte ruhig morgens und abends ein Schlückchen probieren, um festzustellen, wie weit der Federweißer ist“, rät Büscher. Ist das gewünschte Aroma erreicht, kommt er in den Kühlschrank. Niedrigere Temperaturen verlangsamen beziehungsweise stoppen den Gärprozess: „Bei vier Grad passiert nichts mehr“, erklärt Büscher.

Der ideale Zeitpunkt zum Genuss ist Büscher zufolge gekommen, wenn der Federweiße zur Hälfte von Most zu Wein geworden ist und in etwa fünf Prozent Alkohol enthält. Süße, Alkohol und Fruchtsäure befänden sich dann in einer guten Balance. „Federweißer wird von den Anbietern so eingestellt, dass er nicht zu alkoholreich wird.“

 Ihre Hoheit legt Hand an: Mitte August schnitt die pfälzische Weinprinzessin Melanie Wilhelm zum bundesweiten Auftakt der Weinlese für den Federweißen die ersten Trauben der Sorte Solaris. Foto: DWI

Ihre Hoheit legt Hand an: Mitte August schnitt die pfälzische Weinprinzessin Melanie Wilhelm zum bundesweiten Auftakt der Weinlese für den Federweißen die ersten Trauben der Sorte Solaris. Foto: DWI

 Trüb im Glas, eher süß im Geschmack: Das sind typische Merkmale von frischem Federweißer. Foto: DWI

Trüb im Glas, eher süß im Geschmack: Das sind typische Merkmale von frischem Federweißer. Foto: DWI

Weil während der fortlaufenden Gärung auch Kohlensäure entsteht, die aus der Flasche entweichen muss, ist Federweißer immer nur mit einer luftdurchlässigen Kappe verschlossen. Er sollte daher auch nur aufrechtstehend transportiert werden, rät Büscher. Und wer zu viel Gärung nach dem Kauf verhindern will, bringt den Rebsaft am besten in einer Kühltasche nach Hause.

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