Eine Frau soll's richten

Mit einer Frau an der Spitze will der Landessportbund (LSB) nach langen Führungsquerelen endlich in ruhigeres Fahrwasser kommen: Bei der Mitgliederversammlung am heutigen Samstag in Bingen steht bislang nur die Chefin des Sportbundes Rheinhessen, Karin Augustin (51), zur Wahl für den Präsidentenposten des LSB.

Mainz. Auf Karin Augustin ruhen viele Hoffnungen der Sportfunktionäre. Vor allem die Hoffnung auf mehr Harmonie. Voraussetzungen bringt die im Westerwald geborene Frau reichlich mit: Sie ist Diplom-Sportlerin und Pädagogin, Präsidentin des kleinsten regionalen Sportbundes Rheinhessen und damit für den Ausgleich zwischen den meist konkurrierenden Sportbünden Rheinland und Pfalz prädestiniert - und sie gilt als selbstbewusst und engagiert in der ansonsten von Männern dominierten Funktionärsriege. Auf Ärger war beim LSB immer Verlass

Wenn in dieser Riege des rheinland-pfälzischen Sports seit Jahren auf eines Verlass war, dann auf den Ärger an der LSB-Spitze. Drei von vier Männern gingen seit 2004 im Zorn, das Präsidium war am Ende zerstritten. Neun Vizepräsidenten versuchten sich in der gemeinsamen Führung des Sportbundes. Die Politik sah dem Treiben im LSB jahrelang ziemlich machtlos zu, obwohl jährlich neun Millionen Euro aus der Landeskasse an den immer wieder kriselnden Dachverband fließen. Sterzenbach ging 2004 wegen Querelen

Die jüngsten Führungsquerelen wurden durch eine umstrittene Gehaltszulage für einen Geschäftsführer ausgelöst (der TV berichtete). Der Pfälzer Sportbund-Präsident Dieter Noppenberger sah nach Vorwürfen der Vetternwirtschaft keine Vertrauensbasis mehr, sprach im TV von "Meuchelmördern" an der Verbandsspitze und trat Ende November 2007 als Geschäftsführender LSB-Vizepräsident zurück. Das Amt war nach dem Tod von LSB-Präsident Hermann Höfer als Übergangslösung geschaffen worden. Gleichzeitig zog Noppenberger auch seine angekündigte Kandidatur für den LSB-Chefsessel bei der heutigen Versammlung zurück. Heilloser Streit und unfreiwillige Abtritte prägen seit langem das Bild des LSB. 2004 ging Präsident Rüdiger Sterzenbach im Ärger, weil er vergeblich gegen die Macht der regionalen Sportbünde kämpfte, 2006 wurde sein glückloser Nachfolger Egon Heberger zum Rücktritt gezwungen. Höfer erkankte kurz nach seiner Wahl

Der im September 2006 gewählte LSB-Präsident Hermann Höfer erkrankte unmittelbar nach seiner Wahl schwer und konnte das Amt bis zu seinem Tode ein halbes Jahr später kaum wahrnehmen. Mit Karin Augustin soll nun ein erneuter Neuanfang beim LSB gestartet werden.

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