Virtuoses Gebet

Ich bin mir nicht sicher, ob der englische Organist Wayne Marshall als "Höhepunkt" zum Schluss seines famosen Konzertes daran dachte, die deutsche Nationalhymne in "allen denkbaren und undenkbaren Formen" in der evangelischen Konstantinbasilika dem geneigten Publikum zu Gehör zu bringen.

Der Konzertkritiker Kluth empfand es jedenfalls so. Vielmehr unterstelle ich dem Organisten, dass er zum Abschluss seiner Darbietungen in der Kirche ein virtuoses musikalisches Gebet ausdrücken wollte, ein Gotteslob, denn die Melodie von Haydn (1732-1809) ist eigentlich ein kroatisches Volkslied und wurde 1796 für die "Founding Hospital Collection" mit zwei Strophen (Versen) als englisches Kirchenlied (Praise the Lord, ye heavens adore him!) in das Gesangbuch aufgenommen unter Lied Nr. 425. Die dritte Strophe schrieb Edward Osler (1798-1863). Nationalhymne als Dank an die Gastgeber in Trier oder Kirchenlied als Gottespreisung? Übrigens: Das entsprechende Lied wird in englischen Kirchen am ersten Weihnachtstag gesungen. Deutsche Nationalhymne? Ein Schelm, der Böses dabei denkt. Reiner Stolp, Thalfang

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort