Riesen-Sieg in Schleswig-Holstein Die Union will jetzt mehr

Analyse | Berlin · Die CDU siegt deutlich bei der Landtagswahl in Schleswig-Holstein. In Berlin hofft man jetzt auf viel mehr angesichts des „Stimmungsaufhellers“ durch den Wahlausgang in Kiel. Denn nun glaubt man an Rückenwind für den Urnengang in Nordrhein-Westfalen am kommenden Sonntag.

CDU-Generalsekretär Mario Czaja freute sich „wahninnig“ über den Sieg in Schleswig-Holstein. Nun hofft er auf Rückenwind für NRW.

CDU-Generalsekretär Mario Czaja freute sich „wahninnig“ über den Sieg in Schleswig-Holstein. Nun hofft er auf Rückenwind für NRW.

Foto: dpa/Fabian Sommer

Nach der Wahl im Saarland Ende März ging man seitens der Bundes-CDU noch auf maximale Distanz zum Landesverband, auch zum Wahlverlierer Tobias Hans. So sehr traf die Union das Debakel. Diesmal war das am Sonntagabend im Konrad-Adenauer-Haus ganz anders. Man freue sich „wahnsinnig“, erklärte ein zufriedener Generalsekretär Mario Czaja. Ein satter Sieg für den amtierenden Ministerpräsidenten Daniel Günther von der CDU. Lang ist es her, dass die Union so überzeugend gewinnen konnte. Günthers Amtsbonus sei Dank. Nun will die Union aber mehr.

Die Schleswig-Holstein-Wahl war die zweite Landtagswahl, seit Czaja im Amt ist. Die erste an der Saar wurde ordentlich vergeigt, diese jetzt an der Kieler Förde deutlich gewonnen – Czajas Bilanz ist damit ausgeglichen. Gleiches gilt für den neuen Parteivorsitzenden Friedrich Merz, der im Vorfeld des Urnengangs aus seinem Optimismus keinen Hehl gemacht hatte angesichts der Umfragen. Den Sieg in Kiel kann er gut gebrauchen bei der weiteren Neuaufstellung der CDU. Denn die Union ist inzwischen schnell dabei, in kritischen Situationen auch die Führungsfrage zu stellen. Nun dürfte er das Resultat als Bestätigung seines Kurses als Oppositionsführer in der Ukraine-Krise verstehen – vorläufiger Höhepunkt war seine viel beachtete Reise nach Kiew und sein Treffen mit dem ukrainischen Präsidenten Selenskyj in der letzten Woche.

„Daniel Günther bleibt Ministerpräsident, das zählt zunächst“, hieß es am Sonntagabend aus der Partei. Der frühere CDU-Ministerpräsident Peter Harry Carstensen meinte dann auch lobend über seinen Nachfolger: „Er hat die Menschen mitgenommen.“ Andere twitterten noch vor Bekanntwerden der Prognose: „Bitte anschnallen, um 18 Uhr heben wir ab.“ So CDU-Mann Dennis Radtke. „Das ist ein prima Zeugnis, das die Wähler heute ausgestellt haben für die CDU und den Ministerpräsidenten“, jubelte auch Schatzmeisterin und Präsidiumsmitglied Julia Klöckner. „Dieses klare Wahlergebnis ist als erstes und vor allem der Verdienst der Parteifreunde vor Ort“, so Klöckner. „Es ist zugleich Rückenwind für die Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen und für uns als Bundes-CDU“, sagte Klöckner unserer Redaktion. „Dieser Stimmungsaufheller tut gut und muss sich verstetigen“, ergänzte sie.

Womit Klöckner es auf den Punkt brachte: Die Wahl in Schleswig-Holstein ist fast schon abgehakt, nun richten sich die Blicke auf den Urnengang in Nordrhein-Westfalen am kommenden Sonntag. 18 Millionen Wähler sind dort aufgerufen, eine „kleine Bundestagswahl“. CDU-Amtsinhaber Hendrik Wüst muss um sein Amt kämpfen, das Ergebnis wird nach jetzigem Stand knapp – also alles andere als so klar wie in Schleswig-Holstein. Nun hofft man auf deutlichen Rückenwind auf den letzten Metern. Deswegen wird auch Merz in der letzten Woche vor der Wahl noch einmal kräftig Wahlkampf machen an Rhein und Ruhr.

CDU-Vize Carsten Linnemann sprach von einem „sehr wichtigen“ Sieg. Es habe kein Gegenwind aus Berlin gegeben, betonte Linnemann, aber den Wahlsieg könne man sich auch nicht anheften als Bundes-Partei. Auch Generalsekretär Czaja sprach von einem „Vertrauensbeweis“ für Günther. Eine Politik, die unter anderem Wirtschaftswachstum in den Vordergrund gestellt habe, werde belohnt. „Es zeigt sich, CDU geführte Regierungen setzen die richtigen Prioritäten.“ Günter habe zudem einen „bemerkenswerten Unerschied“ zur Regierung von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) geleistet, so Czaja.

Bleibt die Frage, mit wem der Wahlsieger eventuell koalieren wird. „Das muss ausschließlich Daniel Günther entscheiden. Dazu wird es aus Berlin keine Empfehlung geben“, betonte Czaja. Die würde Günther als ein neuer, starker Mann der CDU sicherlich auch nicht annehmen. „Die Wähler haben eine eindeutige Entscheidung getroffen. Der Wahlsieger ist die CDU, sind wir“, rief der Ministerpräsident dann am Abend vor jubelnden Anhängern. Er werde jetzt mit beiden seiner bisherigen Koalitionspartner Grüne und FDP Gespräche führen. Er habe am Abend zuvor noch bis halb drei Uhr nachts mit der Jungen Union gefeiert, so Günther grinsend. „Aber heute werden wir die Party mit Sicherheit toppen.“ Grund genug hat er ja.

(has)
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