Ruhe bewahren

In Israel wird dem einstigen Topterroristen und späteren Friedensnobelpreisträger Jassir Arafat kaum jemand eine Träne nachweinen. Zu sehr stehen er und seine Fatah-Bewegung mit all ihren radikalen Absplitterungen für blutigen Terror.

Doch das Pulverfass im Nahen Osten ohne den Mister Palästina wird noch explosiver sein, als es ohnehin gewesen ist. Denn der begnadete Selbstdarsteller Arafat dachte zu Lebzeiten keine Sekunde daran, die Macht zu teilen, einen Nachfolger aufzubauen, die Dinge zu ordnen. Es gibt weder klare Führungs- und Machtstrukturen, noch eine funktionierende Infrastruktur, und was noch viel schlimmer ist: Es gibt für die Palästinenser keine Hoffnung auf Einheit, auf Frieden, auf Zukunft in einem eigenen Staat. Statt dessen Zersplitterung, Chaos und Kampf ums tägliche Überleben. Dem Westen bleibt nur die Hoffnung, dass sich die mächtigen Männer Palästinas auf eine gemeinsame Führung einigen, die breite Bevölkerungsschichten einbindet und der es gelingt, auch die Radikalen an die Kandare zu nehmen. Vor allem aber muss der Westen Druck auf Israel machen. Sollte Ariel Scharon mit seinen Scharfmachern versuchen, das Machtvakuum nach Arafat für eigene Zwecke auszunutzen, wird das Pulverfass Nahost allen um die Ohren fliegen. d.schwickerath@volksfreund.de

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