Zeichen und Wunder

Es geschehen noch Zeichen und Wunder: Der Arbeitgeber-Präsident lobt die "konstruktive” Rolle der Gewerkschaften! Wer am Mittwoch glaubte, seinen Ohren nicht zu trauen, wurde eines besseren belehrt.

Dieter Hundt hat das Bemühen der Arbeitnehmer-Vertreter anerkannt, sich im Interesse des Gemeinwohls zu bewegen. Dass er zugleich auch Forderungen nach einer "neuen Tarifkultur” stellte, nach mehr betrieblichen Lösungen, ist legitim. Problematisch aber ist das Verbreiten halbgarer Thesen zum Kündigungsschutz: Die Behauptung, ein Abbau dieses Schutzes führe zum Aufbau von Beschäftigung, ist bis heute nirgendwo belegt worden. Kritikwürdig ist insbesondere der unseriöse Vergleich mit der Schweiz, mit dem CDU-Fraktionsvize Friedrich Merz die Notwendigkeit einer Gesetzesverschärfung begründet. Bloß, die Schweiz taugt nicht als Beispiel: Die alpenländische Arbeitslosenquote (unter vier Prozent) hat weniger mit fehlendem Kündigungsschutz als vielmehr mit extrem niedrigen Lohnnebenkosten, einem hohen Anteil von Teilzeit-Arbeitnehmern sowie flexiblen innerbetrieblichen Regelungen zu tun. Außerdem gibt es Arbeitslosengeld ("passiver Tagesgeldbezug”) nur für 150 Werktage, dann fällt der Jobsuchende aus der offiziellen Statistik. Als die Regierung Kohl den Kündigungsschutz lockerte, versprach die Wirtschaft 400 000 neue Jobs. Tatsächlich war der Effekt gleich Null. Die Bürger sollten sich nichts ins Bockshorn jagen lassen. nachrichten.red@volksfreund.de

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