Handwerk Der Jogi Löw der Maurer und die EM

Kenn · Seit wenigen Monaten ist Ralf Schmitz von der Handwerkskammer Trier Nationaltrainer der deutschen Maurer. Vor der Europameisterschaft in Budapest hat er für Christoph Rapp im Bauhof Kenn ein Trainingslager aufgebaut.

 Der Nationaltrainer Ralf Schmitz und sein Schützling Christoph Rapp sind optimistisch, bei der Europameisterschaft der Maurer in Budapest vorn mitmischen zu können. Foto: Handwerkskammer

Der Nationaltrainer Ralf Schmitz und sein Schützling Christoph Rapp sind optimistisch, bei der Europameisterschaft der Maurer in Budapest vorn mitmischen zu können. Foto: Handwerkskammer

Foto: HWK

Die Beinarbeit ist für einen Maurer wohl nicht ganz so entscheidend dafür, ob er ein erfolgreicher Handwerker wird, eher Köpfchen, Fachverstand und das richtige Händchen für Steine, Mörtel, Kelle und Winkelmesser. Während sich bis vor wenigen Tagen die deutsche Fußballnationalmannschaft für die Weltmeisterschaft in Russland im Trainingslager vorbereitet hat, gilt es im Maurerhandwerk noch bis September, die Weichen für den nächsten internationalen Wettbewerb zu stellen: für die Europameisterschaft in Budapest in Ungarn.

Entscheidenden Anteil daran, ob der deutsche Teilnehmer Christoph Rapp (21) aus Schemmenhofen in Baden-Württemberg den Europa-Titel erringen kann, hat auch ein Handwerker aus der Region Trier: Seit wenigen Monaten ist der Leiter des Berufsbildungs- und Technologiezentrums (BTZ) Bau der Handwerkskammer (HWK) Trier in Kenn, Ausbildungsmeister Ralf Schmitz, zusammen mit drei weiteren Kollegen aus dem gesamten Bundesgebiet Nationaltrainer, quasi der Jogi Löw der deutschen Maurer. Und Kenn ist damit auch Standort eines der offiziellen nationalen Trainingslager für Junghandwerker wie Rapp.

Die Prüfung im September in Budapest hat es in sich: Innerhalb von 18 Stunden in drei Tagen müssen Europas beste Maurer ein Projekt nach Plan aufzeichnen und umsetzen. Da heißt es Nerven bewahren und sich von den Fans und Zuschauern ringsherum nicht aus dem Konzept bringen zu lassen. „Herausforderung ist es, exakt zu arbeiten. Da wird in Millimetern nachgemessen“, sagt der 21-jährige Schwabe Rapp. Jeder Stein müsse auf Maß geschnitten werden, die Fugen zwischen den Steinen exakt und gleichmäßig ausgefüllt sein. Und warum ist er deshalb gerade in Kenn? „Ich erhoffe mir hier noch Tipps und Tricks, um mich zu verbessern.“

Die kann Ralf Schmitz reichlich einbringen. Er ist gelernter Maurer und arbeitet seit 22 Jahren im BTZ Kenn. Als Kammer- und Landessieger Rheinland-Pfalz hat er sich 1985 selbst gegen Berufskollegen durchgesetzt und zudem am Bundesentscheid der Maurer teilgenommen. „Damals war ich Einzelkämpfer und wurde nicht großartig unterstützt“, sagt der 53-Jährige. Dies möchte er mit seinen Erfahrungen ändern und seinen Schützling Rapp bestmöglich vorbereiten. „Der Christoph kann was reißen, er ist ein Ausnahmetalent, der sich immer etwas strenger als wir ihn bewertet“, sagt der Ausbildungsleiter. Alles, was man an Wissen an ihn weitergebe, „saugt er wie ein Schwamm auf und setzt es um“.

Und woran hapert es dann noch? „Ich muss noch viel an meiner Geschwindigkeit arbeiten“, sagt der aktuell beste deutsche Maurergeselle über seine Defizite. Und der Nationaltrainer bestätigt: „Beim Aufziehen des Mörtels arbeitet er noch zu viel mit der Kelle. Man muss den Mörtel zielgerichtet auftragen und weniger mit der Wasserwaage, sondern mehr mit dem Auge arbeiten. Das spart Zeit, und die kann beim exakten Arbeiten an Ecken und Winkeln besser eingesetzt werden“, erklärt Ralf Schmitz die Details.

Denn in Budapest prallen nicht nur verschiedene Nationen mit ihren besten Maurern aufeinander, sondern auch verschiedene Handwerkstraditionen: England und die Niederlande sind traditionell im Verklinkern von Wänden schnell, andere Länder trainieren gezielt über Monate hinweg auf Wettbewerbe hin, die Deutschen liegen durch die Betriebspraxis in der dualen Ausbildung in der Umsetzung von Plänen von Papier auf Stein eher eine Kellenlänge vorn. Hier sieht sich Titelaspirant Rapp in Kenn bestens aufgehoben: „Ralf Schmitz bringt immer all seine Erfahrungen ein und greift auch selbst zum Werkzeug, um mir etwas zu zeigen“, lobt der Maurergeselle.

Und wenn es dann doch nicht fürs Siegertreppchen reichen sollte? „Ich sehe das nicht nur als Konkurrenzkampf, sondern auch als Austausch mit Kollegen an. Außerdem kann ich mich noch für die Weltmeisterschaft 2019 in Russland qualifizieren“, sagt Rapp, der derzeit seinen Techniker­abschluss macht und dann in den Maurerbetrieb von Vater und Onkel einsteigen will.

 Um EM-Teilnehmer Christoph Rapp wichtigste Kniffe und Tricks beizubringen, legt Ausbilder und Maurer-Nationaktrainer Ralf Schmitz auch selbst Hand an. Foto: HWK

Um EM-Teilnehmer Christoph Rapp wichtigste Kniffe und Tricks beizubringen, legt Ausbilder und Maurer-Nationaktrainer Ralf Schmitz auch selbst Hand an. Foto: HWK

Foto: HWK

Und für den Maurer-Nationaltrainer steht jetzt schon fest:„Dass wir hier das Trainingslager für Deutschlands besten Maurer haben, tut auch uns als Ausbildern für den Handwerkernachwuchs gut. Das verbessert das Image vom Bau. Und für unsere knapp 50 Azubis ist Christoph Rapp Vorbild und Motivation zugleich“, sagt Schmitz (siehe Info).

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