Als die Westeifel um Anschluss kämpfte

Für den "Prümer Landboten" hat sich Erich Reichertz mit der Geschichte der Westeifel-Eisenbahn befasst. Dazu bearbeitete er den Aufsatz "Die Entstehung des Eisenbahnnetzes in der Eifel", von Kurt Hoppstädter bearbeitet nach Akten des Staatsarchivs Koblenz.

 Der Prümer Güterbahnhof: Hier begann der Weiterbau der Bahnstrecke aus Richtung Gerolstein in Richtung Pronsfeld, Bleialf und Sankt Vith. Foto: privat

Der Prümer Güterbahnhof: Hier begann der Weiterbau der Bahnstrecke aus Richtung Gerolstein in Richtung Pronsfeld, Bleialf und Sankt Vith. Foto: privat

Prüm/Bleialf. (red) Nachdem 1883 das erste Teilstück der Westeifelbahn von Gerolstein nach Prüm seinen Betrieb aufgenommen hatte, gingen die Bemühungen weiter, die Bahnstrecke in Richtung des damals deutschen Kreises Malmedy und nach Montjoie auszubauen. Neben der Weiterführung in Richtung Pronsfeld-Bleialf nach St. Vith sollten auch Waxweiler und Neuerburg einen Bahnanschluss erhalten.Am 19. September 1881 teilte der zuständige preußische Minister dem Oberpräsidenten der Rheinprovinz mit, "dass ich nach dem bisherigen Ergebnis der binnen kurzem zum Abschluss gelangenden technischen Untersuchungen über die zur weiteren Erschließung der Eifel in Aussicht zu nehmenden Meliorationsbahnen den staatsseitigen Ausbau einer Eisenbahn untergeordneter Bedeutung von Prüm über St. Vith, Bütgenbach und Montjoie (dem heutigen Monschau) nach Aachen mit Abzweigung von Bütgenbach nach Malmedy und eventuell einer solchen von Ahrweiler nach Adenau für den Fall befürworten (…) würde, dass die beteiligten Interessenten sich zur Übernahme angemessener (…) Leistungen verpflichten."Der Kreistag Prüm beschloss daraufhin am 3. November 1881, sich am Grunderwerb der Strecke Prüm-St. Vith mit (nur) einem Fünftel zu beteiligen, da er glaubte, die Bahn werde auch gebaut werden, ohne dass die Interessenten Opfer brächten. Nach Meinung des Landrates kam dieser Beschluss einer Ablehnung der Bahn gleich.Linie durchschnitt Niederprümer Wiese

Einen Monat später konnte er dann aber doch melden, sämtliche Gemeinden des Kreises bis auf zwei hätten ihr Gemeindeland zum Bau der Strecke zur Verfügung gestellt. "Für eine der sich weigernden Gemeinden liegt ein vernünftiger Grund zu dieser Ablehnung vor: für die Gemeinde Niederprüm. Hier durchschneidet die neue Linie, wie sie vorläufig abgesteckt ist, der ganzen Länge nach das einzige Eigentum, das die Gemeinde besitzt, eine noch dazu lange und schmale Wiese. Aus ihrer Verpachtung bezieht die Gemeinde jährlich im Durchschnitt 1200 Mark. Die unentgeltliche Hergabe dieser Wiese würde daher der armen, mit 189 Prozent Communal-Abgabe belasteten Gemeinde einen Kapitalverlust von etwa 4000 Mark zumuten. (…)Bei der anderen sich weigernden Gemeinde Pittenbach liegt nur Bauernschlauheit vor. Diese glaubt fest: Die Bahn wird auch ohne die Abgabe gebaut.Bürgermeisterei Bleialf bewilligte Beiträge

Sehr erfreulich sind die Beschlüsse der Bürgermeisterei Bleialf. Hier haben nicht nur sämtliche Gemeinderäte die unentgeltliche Hergabe des Gemeindeeigentums, sondern auch noch kleine Beiträge zu den Baukosten bewilligt. (…) Daneben steht die Erklärung der Diskonto-Gesellschaft in desto schrofferem und traurigerem Widerspruch. Die arme, mit 302 Prozent Umlagen belastete Gemeinde gibt 200 Mark zu den Baukosten der Bahn, die große Gesellschaft in Berlin - nichts. Die Erklärung würde meiner Ansicht nach nur Grund und Sinn haben, wenn das Gerücht wahr spräche, welches behauptet: Das Blei in Bleialf ist zu Ende. Dem ist aber faktisch nicht so. Es sind eben neue Schächte abgeteuft worden, in denen viel Blei steht. Es werden weitere Vorarbeiten emsig betrieben und alles ist darauf eingerichtet, dass bei Eröffnung der Bahn das Werk wieder in vollem Betrieb ist." EXTRA Der vollständige Artikel "Die Geschichte der Westeifel-Eisenbahn (2)" von Erich Reichertz steht neben vielen weiteren Beiträgen in der Ausgabe Nummer 96 der Zeitschrift "Der Prümer Landbote". Der Geschichtsverein Prümer Land veröffentlicht den Landboten viermal pro Jahr mit mehr als 70 Seiten und stellt ihn allen Mitgliedern frei Haus zu. Wer Interesse an einem Abo hat, kann sich beim Geschichtsverein unter Telefon 06551/3799 melden. Anfragen auch per E-Mail an geschichtsverein-pruemerland@t-online.de (cus)

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