Bertrada macht zwei Tage dicht

Schulfrei wegen Grippewelle, Schwangerschaft und allgemeinem Lehrermangel: An der Prümer Bertrada-Grundschule ist Donnerstag und Freitag der Unterricht ausgefallen.

 Es ist zum Versteinern: Die große Stille in der Prümer Grundschule am Freitag. TV-Foto: Fritz-Peter Linden

Es ist zum Versteinern: Die große Stille in der Prümer Grundschule am Freitag. TV-Foto: Fritz-Peter Linden

Prüm. Freitagmorgen an der Prümer Grundschule: Die Lichter brennen, aber die Klassenräume sind fast alle verwaist. Es ist der zweite Tag ohne Schulbetrieb. Viele der 27 Prümer Pädagogen - und etwa 80 der 368 Kinder - hat die Grippe erwischt. Andere sind wegen ihrer Schwangerschaft im Mutterschutz. Allein sechs hauptamtliche Kräfte fallen längerfristig aus.

Nur sechs Kinder sind gekommen



Konsequenz: zwei Tage schulfrei. Lediglich sechs Kinder sind gekommen, weil ihre berufstätigen Eltern so schnell keine Betreuung organisieren konnten.

Die grassierende Grippe ist nur ein Grund für den Unterrichtsausfall. "Es ist ja ein offenes Geheimnis, dass der Klapperstorch einen Dauerparkplatz bei uns bezogen hat", sagt Rektor Klaus Hack. Das sei zwar eine schöne Sache - aber für eine Kollegin, die ihren Mutterschutz mit Beginn der Weihnachtsferien antrat, habe bislang kein vollwertiger Ersatz gefunden werden können. Obwohl sich die Schulleitung regelrecht krummgelegt habe, wie Sabine Rehm berichtet, die Vorsitzende des Elternbeirats. "Es war einfach keine Kraft frei, die man von Prüm hätte überzeugen können", erklärt Evelyne Dziendziol, Pressesprecherin der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) in Trier.

Und damit sind wir bei dem, was Hack als strukturelles Problem bezeichnet: "Der Lehrermarkt ist leergefegt. Das Märchen von der Lehrerarbeitslosigkeit ist wirklich nur ein Märchen." Es liege auch nicht am fehlenden guten Willen bei der ADD. "Die würden uns gerne weiterhelfen. Aber wenn keine Bewerber da sind..."

Keine Bewerber für Schulen in der Eifel



Genauer gesagt: keine Bewerber für Schulen in der Eifel. Kaum jemand wolle noch aufs Land. "Viele, vor allem junge Kollegen, haben da völlig falsche Vorstellungen", sagt Hack. "Die wissen gar nicht, wie wir uns hier weiterentwickelt haben. Und wie schön es hier ist."

Außerdem fehlt es gerade in der Primarstufe schlicht an Männern (die zudem selten schwanger werden). In Prüm sind Hack und Konrektor Arnold Gierten die einzigen. Und an vielen anderen Grundschulen in der Region sieht es ähnlich aus. Evelyne Dziendziol kennt das Problem. "Das ist in diesem Bereich tatsächlich schwierig." Möglicherweise liege es am immer noch vorherrschenden Bild von der "Kuschelpädagogik". Die ADD versuche zwar, dem entgegenzuwirken. "Aber das ist ein mühevoller Weg. Da werden noch viele Bretter zu bohren sein."

Immerhin kann sie dann aber doch eine gute Nachricht liefern: Zum 1. Februar wird als Ersatz für die schwangere Kollegin ein "Feuerwehr-Lehrer" nach Prüm kommen, "der die ausgefallene Kraft eins zu eins ersetzen wird". "Ein Silberstreif am Horizont", sagt Sabine Rehm, "einen ersten Lichtblick" nennt es Klaus Hack. "Alles weitere müssen wir abwarten."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort