Da wären passendere Ideen möglich gewesen

Straßenname Zum Bericht "Erinnerung an eine vergessene Künstlerin" (Trierischer Volksfreund vom 14. März) schreibt diese Leserin: Der pädagogische Koordinator der Realschule plus Gerolstein, Till Habel-Thomé, und die Vorsitzende des Fördervereins machen den Vorschlag, in Gerolstein nach der Sängerin und Pianistin Gertrud Grunow eine Straße zu benennen. Diese hatte 1896 einen Auftritt in Gerolstein.

Bei Recherchen in der alten Schulchronik war Till Habel-Thomé auf diesen Namen gestoßen.
Dazu ist zu bemerken: Es ist üblich und lobenswert, Straßen und Wege nach bekannten Persönlichkeiten zu benennen. Diese Personen hatten jedoch - außer in der Nazizeit - immer etwas positiv Bleibendes mit dem Ort zu tun. Sie hatten "Spuren" hinterlassen.
Das kann man bei der Musikerin Grunow nicht behaupten. Wenn man nach allen bekannten Personen, die einmal Gerolstein einen Besuch abgestattet haben, eine Straße benennen wollte, wäre das eine lange Liste.
Wer in Gerolstein wirklich "Spuren" hinterlassen hat, wäre zum Beispiel der hervorragende Fotograf Fredy Lange, der seine Kindheit im Forsthaus bei der Kasselburg verbracht hatte, dann in Gerolstein wohnte und ein Fotogeschäft betrieb.
Er begann schon als Jugendlicher, mit der Glasplattenkamera und später mit Rollfilmen Gerolstein und die ganze Umgebung zu fotografieren.
Als Berufsfotograf dokumentierte er alle Familienfeste in Gerolstein und den umliegenden Dörfern in wunderschönen Bildern, die heute im Fredy-Lange-Archiv aufbewahrt werden. Er hätte wirklich einen Straßennamen verdient. Er hat "Spuren" hinterlassen.
Es ist lobenswert, mit Schülern alte Schulchroniken auszuwerten, aber statt eine heute unbekannte Künstlerin mit einem Straßennamen herauszuheben, wäre das Thema der "braunen Vergangenheit" Gerolsteins ein wichtigeres Thema.
Das wäre ortsnaher Geschichtsunterricht. Die Nazizeit ist sehr ausführlich in der Schulchronik dokumentiert.
Gleichzeitig kann man Schülern zeigen, wie vorsichtig man mit alten Schriftstücken und Dokumenten umgehen muss. Die Chronik von 1945 bis 1966 weist bereits, abgesehen von Alterserscheinungen, erhebliche Gebrauchsspuren auf.
Thea Merkelbach,
Pelm
(Lehrerin an der damaligen Hauptschule Gerolstein)

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