Das Rätsel der verschwundenen Briefe

Kleine Ursache, große Wirkung: Weil der Briefkasten einer Familie aus Ormont drei Tage lang abmontiert war, bekommt sie keine Post mehr. "Empfänger unbekannt verzogen", steht auf den Briefen, die doch noch angekommen sind. Annemie Hoffmann versteht die Welt nicht mehr.

Ormont. Alles beginnt damit, dass die seit vielen Jahren in Ormont wohnende Familie Hoffmann vor ihrem Haus einiges neumachen ließ. Dazu muss auch der Briefkasten für ein paar Tage verschwinden. Zunächst bemerkt Annemie Hoffmann gar nicht, dass sie seitdem keine Post mehr bekommt. Erst als ein Zeitschriften-Verlag sich bei ihr meldet, fällt das Problem auf. "Die hatten von der Post eine Nachricht bekommen, dass der Empfänger unbekannt verzogen sei, und haben bei mir angerufen", sagt Annemie Hoffmann. Ihr Sohn bekommt auf seiner Arbeitsstelle in Prüm einen Brief in die Hand gedrückt, der ebenfalls von der Post zurückgeschickt wurde. Angeblich sei er nicht zustellbar gewesen. Annemie Hoffmann versucht mehrfach, den offensichtlichen Irrtum auszuräumen. "Ich wohne schließlich schon 22 Jahre hier", sagt sie. Auch wenn der Briefkasten nicht da gewesen ist, stehen dennoch die Nummer am Haus und der Name der Familie an der Tür. "Man hätte ja einfach mal klingeln und fragen können." Sie versteht nicht, warum jemand offensichtlich auf die Idee gekommen ist, dass niemand mehr in dem Haus wohnt.

Sorge bereitet ihr vor allem, dass sie in den vergangenen Wochen wichtige Briefe nicht bekommen hat. Außerdem erwartet sie ein wichtiges Einschreiben, das eigentlich schon hätte da sein müssen "Es weiß ja niemand, wo die ganzen Briefe gelandet sind." Zudem sei ja auch an verschiedenen Stellen die Nachricht gelandet, dass sie unbekannt verzogen sei. Das müsse ja alles wieder richtiggestellt werden. "Das ist ein ganzer Rattenschwanz, den das nach sich zieht" - vom ganzen Ärger und zahllosen Telefonanrufen ganz abgesehen.

Sie will sich an das Post-Verteilzentrum in Prüm wenden, doch landet sie über das Kundentelefon der Post beim Beschwerdezentrum in Schwerin (Mecklenburg-Vorpommern). Dort verspricht man, den Hinweis an den zuständigen Abteilungsleiter in Wittlich weiterzuleiten. Auch ihre Versuche, den Zusteller direkt anzusprechen, scheitern. "Die erwischt man so schwer", sagt Hoffmann. Denn wenn sie keine Post auszutragen haben, brausen sie mit ihren gelben Postautos einfach vorbei. Dagegen hilft auch der große Zettel nicht, den die Hoffmanns auf ihren Briefkasten geklebt haben. Darin fordern sie den Zusteller auf, sich bei der Familie zu melden, damit der Irrtum ausgeräumt werden kann. Erst vor kurzem hatte sie Erfolg und konnte tatsächlich eine Zustellerin zur Rede stellen. Das Gespräch brachte zumindest ein bisschen Licht ins Dunkel. Offenbar war tatsächlich ein Zusteller wegen des verschwundenen Briefkastens irritiert. Aber immerhin hat mittlerweile die Nachricht über den "Wiedereinzug" der Familie Hoffmann aus Schwerin über Wittlich den Weg nach Prüm gefunden und ist bei den örtlichen Zustellern angekommen. Und tatsächlich hat die Zustellerin einige Briefe für die Hoffmanns in der Tasche.

Für die Post ist der Vorgang keine Überraschung. "Wenn der Zusteller keinen Briefkasten findet und auch sonst keine Möglichkeit sieht, die Post ordnungsmäß zu überbringen, muss er sie wieder mitnehmen", sagt Pressesprecher Thomas Kutsch. "Er kann sie ja nicht einfach irgendwo ablegen." Auch im Verteilzentrum müsse dann irgendwas mit den Sendungen passieren, schließlich können sie ja nicht liegenbleiben. Also bekämen die Absender den Hinweis, dass der Adressat unbekannt verzogen sei. Um eine solche Situation zu vermeiden, sei es am besten, dies vorher anzukündigen oder anstelle des Briefkastens einen Zettel aufzuhängen, wo die Post zugestellt werden kann, sagt Kutsch. "Kommunikation ist einfach alles."

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