"Jung', wat woar dat jelattich"

Schlittenfahren hat heute nicht mehr so einen großen Stellenwert bei den Kindern wie früher. Vor wenigen Jahrzehnten fieberte die Jugend im Winter dem Zeitpunkt entgegen, in dem dann der seit Generationen vererbte Schlitten herausgeholt wurde. Mit Schmirgelpapier oder Speckschwarten wurden die Kufen blank gerieben und dann mit lautem Hallo zur nächstbesten Rodelbahn gezogen.

 Spaß vor einem halben Jahrhundert: Schlittenfahren 1958 in der Dockweiler Straße. Foto: Alois Mayer

Spaß vor einem halben Jahrhundert: Schlittenfahren 1958 in der Dockweiler Straße. Foto: Alois Mayer

Daun. Schlittenfahrer waren nie allein. An jedem Abhang konnte man genügend Altersgenossen treffen, begrüßte sich mit einem Schneeballwurf und rodelte bis zur Dunkelheit. Kalte Finger, blaue Nasen, eisverkrustete Strümpfe und mancher Hosenboden, oft als letzte Bremse benutzt, zeugten von Ausgelassenheit.

Sprungschanzen wurden gebaut, die manchen schwachen Schlitten wieder in seine Einzelteile zerlegten. Es wurde "Bauchjes" gefahren oder "Bimmelbahn", vornweg der beste Lenker mit Schlittschuhen. Beifall wurde dem geklatscht, der die weitesten Sprünge mit seinem Schlitten schaffte, Gelächter für denjenigen, der purzelnd ohne Schlitten das Ziel des steilen Hangs erreichte, oder Mitleid für den, der im nahen Bombentrichter landete und nun schleunigst nach Hause musste, um die nassen Kleider zu wechseln.

Rasbach, Kreuzberg, Wehrbüsch, Rosenberg, Rammels-pädchen, Hommese Päsch und andere Stellen waren beliebte Rodelbahnen in Daun und in den Schulpausen oft das Gesprächsthema Nummer eins. Doch nichts ging über jene Bahnen, die die glatten Straßen, die den heutigen Autoverkehr noch nicht kannten, abgaben.

Stolz erzählen noch heute viele Erwachsene, wie sie mit selbstgebauten Bobs vom Berg hinab zur Mühle rasten, dass die Funken spritzten und der eisige Winterwind Tränen in die Augen trieb. Wahre Heldenepen ranken sich um tollkühne Fahrer, die vom steilen Burgberg herab ihre Schlittenfahrerkunst bewiesen.

Was für kindgemäße Freude war doch vorhanden, trotz manch blutiger Schrammen und blauer Beulen, die stolz herumgezeigt wurden, und trotz manch kleinen Ärgers. Da streute einer Asche auf die Fahrbahn, um Sicherheit für die Fußgänger zu schaffen. "Die dohn dat nur, um oos ze ärjern"! war die einhellige Meinung der Kinder, und mit quergestelltem Schlitten schrubbte man die bremsende Asche zu Seite.

Schlittenfahren war schön und kräftemessend, ein Erlebnis, vielleicht auch nur für Kinder in ihrer fantasievollen Erlebniswelt. Schlittenfahren war ein Wagnis, von dem Erwachsene viel verloren haben. Und heute?

Interessant, was ein Dauner am 17. 1. 1924 geschrieben hat: "Jung', wat war et d'Morgen jelattich un Daun. S'schlochen d'Kabelz oam Kimmelmannsecken un oann der Kehr, dat war en wahre Staat. D'Kunner seyn Daun eroaf ob d'n Tornistern bos oan d'Schull gerutscht. Et war ä richtije Pläseer, doa zozekucken. Doa jafen d'aal' zerresse Strimp noch ees noajekuckt un die iwer d'Schon gestreppt, dat mer net Hals un Been zerbrächen sollt, wä mer durch Daun joa moßt. All' Ogebleck loag enen doa, esu lank wie ä woar. Oan der Dreesjaß joang et drinner un driwer; s'hoan sich überschloan doa. Wie eene mint, ä wär bal oan der Poß, da rutscht ‚n at wer äroaf bos oan d'n Drees. Firr ä paor Dag hatten s'Säjmäl j'streit durch Daun, dat d'Kunner net mi esu viel Schlidde foarren un die aal Leut net mi usrutsche sollten ob d'r Stroaß. Dat war nau d'Morjen all zojedeckt un d'Schlidde joonge wer wie fröer: d'Holl äroaf bos inner d'Säukaul un von Härebeckesch bos oan d'Bauremill. Dernoa joaf Ääsch, Säjmäl, Koaf un soß allerlei Dreck jestreit, du war et wer eriwer mot der Schliddefoarrerei durch Daun."

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