Kreis zahlt nicht mehr für Niederprümer Schüler

Prüm/Niederprüm · Nach den Sommerferien bekommen 13 Schüler aus Niederprüm ihre Busfahrkarte nicht mehr vom Eifelkreis Bitburg-Prüm bezahlt. Der Grund: Ihr Schulweg sei nicht lang und nicht gefährlich genug.

 Nicht gefährlich genug? David Barth müsste entlang der B 410 zur Schule gehen und eine breite Einmündung überqueren. TV-Foto: Stefanie Glandien

Nicht gefährlich genug? David Barth müsste entlang der B 410 zur Schule gehen und eine breite Einmündung überqueren. TV-Foto: Stefanie Glandien

Prüm/Niederprüm. Alexandra Barth aus Niederprüm war alles andere als begeistert, als sie in einem Schreiben des Eifelkreises Bitburg-Prüm mitgeteilt bekam, dass die Fahrtkosten für den Bustransport ihres Sohnes David nicht übernommen werden. David geht zurzeit noch in den Kindergarten und soll nach den Sommerferien die erste Klasse in der Bertrada-Grundschule in Prüm besuchen. Da sein Schulweg aber nicht länger als zwei Kilometer ist, sondern nur 1900 Meter, und als nicht besonders gefährlich eingeschätzt wird, lehnt die Kreisverwaltung Bitburg-Prüm eine Übernahme der Fahrtkosten ab. Das Gleiche gilt auch für zwölf weitere Niederprümer Schüler, die Grund- und weiterführende Schulen in Prüm besuchen. Sie bekamen ein entsprechendes Schreiben in der Schule ausgehändigt.Stark befahrene Bundesstraße

Alexandra Barth ist nicht bereit, diese Entscheidung widerstandslos zu akzeptieren. Sie hält den Schulweg für ihren Sohn für nicht zumutbar. "David müsste entlang der stark befahrenen B 410 gehen. Morgens herrscht da richtig viel Verkehr", sagt sie. "Vor allem, wenn die A 60 wegen Bauarbeiten oder Unfällen gesperrt wird, donnern die 40-Tonner bis in die Nacht durch Niederprüm." Und im Winter sei der Weg bei Schneefall nicht immer rechtzeitig geräumt.Die Fahrkarte für David würde monatlich 44,70 Euro kosten, im Jahr wären das mehr als 500 Euro, die auf die Mutter zukommen. Ausgaben, die sich Alexandra Barth nicht so ohne weiteres leisten kann. Sie wäre bereit, einen Teil der Fahrtkosten zu übernehmen, doch die Behörde habe nicht mit sich handeln lassen, sagt sie. Dass der Transport ihres Sohnes dem Kreis Mehrkosten verursache, kann sie nicht nachvollziehen: "Es muss ja nicht extra eine Linie eingesetzt werden. Es fahren morgens mindestens fünf Busse Richtung Prüm." Stimmt nicht, sagt die Kreisverwaltung. Da die Schüler im öffentlichen Linienverkehr und nicht im freigestellten Schülerverkehr transportiert werden, verursachen sie Kosten, da die Rhein-Mosel-Verkehrs-GmbH pro Schüler abrechnet und nicht eine Tagespauschale bekommt, heißt es in einer Stellungnahme.Bislang hat der Eifelkreis den Bustransfer für die Niederprümer Schüler übernommen, weil der Weg als besonders gefährlich galt. Eine erneute Überprüfung ergab nun jedoch, dass sich in den vergangenen Jahren die örtliche Situation verändert habe. "Der Schulweg wurde von Mitarbeitern der Kreisverwaltung sowie Vertretern der Polizeiinspektion Prüm sowohl abgefahren als auch fußläufig zurückgelegt. Übereinstimmend wurde festgestellt, dass der Schulweg von Niederprüm nach Prüm nicht als besonders gefährlich anzusehen ist", teilt Heike Linden, Pressesprecherin der Kreisverwaltung, auf TV-Anfrage mit. Somit würde es sich bei der Übernahme der Fahrtkosten künftig um eine freiwillige Ausgabe handeln. Der Landesrechnungshof moniert jedoch solche Ausgaben. So wurden im vergangenen Jahr im Kreis Bernkastel-Wittlich aus diesem Grund ebenfalls Busfahrten für Schüler gestrichen. Alexandra Barth möchte sich trotzdem gegen den Bescheid wehren und überlegt, ob sie rechtlich dagegen vorgehen soll. Meinung

Expertenmeinung kontra BauchgefühlJahrelang durften die Niederprümer Schüler mit dem Bus zur Schule fahren. Doch auf einmal gelten andere Gesetze. Ein Schulweg, der bislang gefährlich war, ist es nun nicht mehr. Das ist für die Eltern schwer nachvollziehbar. Für ein i-Dötzchen ist der Schulweg zwischen Niederprüm und Prüm eine echte Herausforderung, auch wenn Fachleute das anders sehen. Da es vor Gericht schon Grundsatzentscheidungen in ähnlichen Fällen gegeben hat, werden es die Eltern in Niederprüm schwer haben, sich gegen den Bescheid zu wehren. Sollten sie es nicht schaffen, bleibt ihnen nur die Möglichkeit, die Fahrtkosten selbst zu tragen, ihr Kind zur Schule zu fahren oder es den Schulweg alleine gehen zu lassen und dabei täglich ein ungutes Gefühl zu haben, ob ihr Kind heil ankommt. s.glandien@volksfreund.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort