Schach ist doch für Kinder
Bitburg · "Lasst mich mal", ruft ein Steppke in der Kindertagesstätte (Kita) Zuckerborn den anderen kleinen Besuchern zu, die hinter weißen, überdimensionalen Schachfiguren hocken - und fügt gleich noch hinzu, warum man ihm den nächsten Spielzug vertrauensvoll überlassen dürfe: "Ich habe einen Expertenplan!" Und den braucht es tatsächlich: Schließlich spielen die Gegner hinter den schwarzen Figuren auch nicht erst seit gestern Schach, sondern seit zwei Jahren: Der Zuckerborn hat als erste Kita im Eifelkreis Bitburg-Prüm am Projekt "Schach für Kids" teilgenommen. Das wurde initiiert vom Sprockhöveler Ralf Schreiber, nachdem dessen Tochter mit gerade mal zwei Jahren das Schachspiel lernte.
Er wollte wissen, "ob wir unseren Schützlingen im Kindergarten zu wenig zutrauen", so Schreiber, der mit einem Praxisversuch einiges ins Rollen brachte: Zunächst wurden in Hunderten Kindergärten die Erzieher geschult und mit speziellen Lernsets ausgestattet.
Eine anschließende wissenschaftliche Studie sah den Nachweis, dass "Schach im Kindergarten die soziale und individuelle Entwicklung der Kinder bestmöglich stimuliert". Es trage zur Charakterbildung bei, Konfliktpotenziale werden relativiert, und die Verschiedenheit der Spielpartner werde respektiert, die Atmosphäre im Kindergartenalltag beruhige sich. Eine Einschätzung, die die Erika Dlugoß, Leiterin der Kita Zuckerborn, bestätigt: "Die Teamfähigkeit wird gefördert, wenn die Kinder gemeinsam gewinnen, verlieren, überlegen und kommunizieren", sagt die Erika Dlugoß.
Der Rotarier-Club Bitburg Prüm hat für das Projekt die Patenschaft übernommen und bietet jetzt 56 Kitas im Eifelkreis die Teilnahme an, Landrat Joachim Streit ist Schirmherr. Während Rotary-Präsident Harald Enders auf viele positive Antworten hofft, bestätigt auch Erzieherin Martina Bergert den positiven Effekt: "Am Ende des Projekts verliert man auch schon mal gegen einen Sechsjährigen." fgg
