Zähes Ringen, reicher Lohn

KASCHENBACH. Ein Dorf räumt auf: In Kaschenbach zeigt die Bodenordnung der vergangenen Jahre Wirkung. Ergebnis: Mehr Großparzellen, mehr landschaftliche Strukturen, deutlich weniger Aufwand in der Bewirtschaftung.

Dienstagmorgen, Kaschenbach: Ein Staatssekretär kommt ins Schwärmen. Nach dem Rundgang durch das blitzsaubere 52-Seelen-Dorf und den Bauernhof der Billen-Brüder, lobt Walter Strutz vom Wirtschaftsministerium die "beeindruckende Demonstration, wie Landwirtschaft funktioniert und wie sie Zukunft hat". Anlass des Besuchs und der Begeisterung aus Mainz: Die "integrierte Bodenordnung" der vergangenen Jahre. Früher nannte man das Flurbereinigung, und nicht jedem gefielen die Ergebnisse. Früher kümmerte sich darum das Kulturamt, heute auch, nur heißt das jetzt "Dienstleistungszentrum ländlicher Raum" (DLR). Aber nicht nur die Namen haben sich geändert, vor allem die Resultate scheinen zu überzeugen. Denn ein Kreis wie Bitburg-Prüm - mit rund 80 000 Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche und mit immer noch mehr als 2000 Höfen - brauche die Bodenordnung praktisch wie die Luft zum Atmen, findet Landrat Roger Graef. Nicht nur in Kaschenbach: Deshalb wirbt er mit Nachdruck für die Fortsetzung der Bodenordnung in anderen Gemeinden. "Weil sie wettbewerbsfähige Betriebsstrukturen ermöglicht." Beispiel: der Billen-Hof. "Früher hatten wir 78 verschiedene Felder. Jetzt haben wir nur noch sieben", sagt Michael Billen, Bauer und Landtagsabgeordneter. Billen, sein Bruder und Ortsbürgermeister Johannes und die drei Söhne der beiden sind mitsamt ihren Familien direkte Nutznießer der Flächen-Neusortierung. Und die hat in Kaschenbach deutlich aufgeräumtere Verhältnisse hinterlassen: Aus 440 Grundstücken wurden 80, und das alles ohne ein einziges Widerspruchsverfahren, wie der Prümer DLR-Chef Hartmut Schmidt am Dienstag berichtet. Vor allem aber die Bewirtschaftung der zusammengelegten neuen Großflächen funktioniert erheblich besser. Denn wer seinen - auf Stundenbasis gemieteten - Häcksler nicht mehr ständig wenden muss, weil er auf den Kleinflächen einfach keine Meter machen kann, der gewinnt Zeit und Geld. Auf rund 30 Prozent berechnen die Billen-Brüder und -Söhne ihre Einsparungen im Zuge der Zusammenlegungen. Andererseits konnten sie weiter investieren. Zum Beispiel in die vergrößerte Biogas-Anlage, die Michaels Junior Arno erklärt: 6600 Kilowattstunden Strom liefert die Anlage täglich - und sie versorgt zugleich acht Häuser im Ort mit Fernwärme.Potenzial für Generationen

Seit 1980 habe er mit vielen anderen dafür gekämpft, dass die Bodenordnung in Angriff genommen werde, sagt Johannes Billen. "Es war ein langes und zähes Ringen. Aber es hat sich nicht nur gelohnt, es hat unsere kühnsten Erwartungen bei weitem übertroffen", meint er und dankt den DLR-Verantwortlichen: "Sie haben hier Außergewöhnliches geleistet. Die Flurbereinigung ist zum Fundament und dem Rohbau unserer weiteren Entwicklung geworden." Denn nicht nur der eigene Hof (der fünf Familien versorgt) profitiere davon: Die Ausweisung von Bauplätzen habe Einheimische im Ort gehalten. Frei werdende und nun ebenfalls günstiger zugeschnittene Flächen von ehemaligen Betrieben konnten von anderen übernommen werden. Die geglückte Bodenordnung aber höre "nicht mit der Schlussfeststellung auf", sagt der Ortsbürgermeister. "Vom Potenzial, das hier geschaffen wurde, leben sicher noch zwei Generationen." Schlusswort des Staatssekretärs Walter Strutz: "Ich würde mich freuen, wenn wir überall Kaschenbachs hätten."

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