Bienenkörbe, Frösche und Kokosnüsse

Schönecken · Das Sammelfieber hat ihn vor 30 Jahren gepackt. Damals legte Lothar Graff aus Schönecken den Grundstein für sein Hobby. Lothar Graff sammelt seit 1981 Spardosen. Einzige Bedingung: Sie muss vor 1940 hergestellt worden sein.

 Eines der wertvollsten Stücke von Lothar Graff: Die Kiste aus Holz zeigt den heiligen Antonius und das Fegefeuer. Sie wurde um das Jahr 1700 geschnitzt. TV-Foto: Bettina Bartzen

Eines der wertvollsten Stücke von Lothar Graff: Die Kiste aus Holz zeigt den heiligen Antonius und das Fegefeuer. Sie wurde um das Jahr 1700 geschnitzt. TV-Foto: Bettina Bartzen

Schönecken. "Gib mir - mir viel mehr". Dieser Spruch steht auf dem ersten Sammlerstück von Lothar Graff. Das war der Anfang einer großen Leidenschaft. Innerhalb von 30 Jahren sammelte Graff 2000 Spardosen. Sie alle haben eines gemeinsam: Sie sind vor dem Jahr 1940 entstanden. "Mit der Massenproduktion, die nach dem Krieg begann, sind die Figuren nicht mehr so schön verarbeitet", sagt Graff. Ansonsten überwiegen die Unterschiede: Sie sind groß oder klein. Sie bestehen aus Keramik, Metallguss, Silber oder Elfenbein.
Sammel leidenschaft



Aus Nord- und Südamerika stammen reich verzierte Kokosnüsse und Figuren aus der jeweiligen Volkskunst. Im europäischen Raum ist das Sparschwein sehr beliebt. Wer früher ein Schwein zu Hause hatte, musste keinen Hunger leiden und hatte im wahrsten Sinne des Wortes "Schwein gehabt".
In den Vitrinen steht das versilberte Luftschiff Graf Zeppelin, Napoleon aus Porzellan und der österreichische Kaiser Franz-Josef. Diese Spardose ist nach Angaben von Graff wegen des beginnenden Nationalsozialismus nie zum Einsatz gekommen. Deshalb existieren nur fünf Exemplare.
Viele Nippesdosen wurden um 1900 in den Wohnzimmervitrinen ausgestellt. Da sind alle möglichen Formen vertreten. Märchenfiguren, Hasen, Zwerge, Frösche, Schuhe, Bienenkörbe oder Obst. Der Sparschlitz liegt manchmal versteckt. Oft fehlt die zweite Öffnung. Dann musste die Spardose zerstört werden, um wieder an das Geld zu kommen.
Seitdem es Münzen gibt, werden Behälter zur Aufbewahrung hergestellt. Die Römer brannten kugelförmige Gefäße aus Ton. Graff besitzt eine Kopie der ältesten Spardose aus dem zweiten Jahrhundert vor Christi Geburt, die in der heutigen Türkei ausgegraben wurde.
Das Gebäude stellt eine Schatzkammer dar, ein Vorläufer der heutigen Bank. Dort bewahrte die Bevölkerung ihre Wertgegenstände auf.
Ein wahrer Schatz ist eine Spardose mit dem heiligen Antonius zum Freikaufen der Sünden, um das Jahr 1700 aus Holz geschnitzt.
Je mehr gespendet wurde, desto früher kam man aus dem Fegefeuer. Zum Spendenaufruf für Missionsarbeit stellte die Kirche "Nick-Neger" auf. Der Spender wurde mit einem dankbaren Kopfnicken belohnt. Allerdings seien diese Spardosen in den 1960er Jahren wegen Rassendiskriminierung abgeschafft worden. Auch Firmen entwickelten ungewöhnliche Spardosen. So produzierte die Firma Stollwerck für Kinder kleine Automaten mit Süßigkeiten. Bei anderen Sammlerstücken von Graff wurde der Sparer mit einem Lied belohnt. Manche Exponate sind mit einer Pfeife versehen.
Lothar Graff ist Präsident des Spardosenclubs EMBC (Europäische Spardosensammler), der sich einmal im Jahr zum Austausch trifft.
In diesem Jahr wird das Treffen in Dresden sein. Dort wird auch eine Ausstellung über Spardosen zu sehen sein, die einen Bezug zur Stadt haben.
Haben auch Sie eine Leidenschaft, die Sie schon seit Jahren nicht loslässt und inzwischen zu einer großen Sammlung geführt hat? Ob Postkarten, Feuerzeuge, Zuckerstückchen oder was auch immer: Mailen Sie uns Ihren Namen und Ihre Kontaktdaten mit einem Stichwort zu Ihrer Sammlung an eifel@volksfreund.de
Wir stellen in unserer neuen Reihe "Sammelleidenschaft" Menschen und ihr Hobby vor.

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