Eier legen hinter dem roten Vorhang

Sülm · Die Familie Huber aus Sülm hat im vergangenen Jahr einen neuen Hennenstall gebaut. Dort legen durchschnittlich 22 000 Hennen ihre Eier. Als zweites Standbein dient der Ackerbau. So bearbeitet die Familie zusätzlich noch 70 Hektar Land.

Sülm. Wenn sich die Tür zum Stall öffnet, blicken einen Zigtausende Hühner neugierig an, gackern und drängen in Richtung Besucher. Rund 900 000 Euro hat Jörg Huber im vergangenen Jahr in einen neuen Stall am Ortsrand investiert. Vorangegangen waren fast zwei Jahre Planung und Kostenkalkulation.
Dabei ist Jörg Huber vom Fach. Der gebürtige Hubbelrather (bei Düsseldorf) stammt aus einem landwirtschaftlichen Betrieb mit Legehennen und hat deshalb schon früh Erfahrung mit dem Federvieh gesammelt. Als er seine Frau kennenlernt und nach Sülm in die Eifel zieht, übernimmt er zunächst den Betrieb der Schwiegereltern, die damals noch Sauen gehalten haben.
Regionale Vermarktung



Ein Schulkollege, der von ihm Infos über Hennenhaltung haben wollte, brachte ihn auf den Gedanken, doch im alten Metier wieder anzufangen.
Seine Eier werden regional vom Geflügelhof Andres in Mendig bei Koblenz vermarktet. "Es war uns wichtig, dass unsere Eier als Eifel-Eier verkauft werden."
Seine durchschnittlich 22 000 Hennen laufen in einem großen Raum umher. Die gesamte Nutzfläche beträgt rund 2800 Quadratmeter. Die Tiere haben die Möglichkeit, sich auf Stangen zu setzen und in sogenannten Legenestern, hinter einem roten Vorhang, ihre Eier abzulegen. Bodenhaltung nennt man das offiziell.
Auf Freilandhaltung zu setzen, war ihm zu riskant. "In unseren Breitengraden ganzjährig Freiland-Hühner zu halten, ist nicht möglich", sagt der 47-Jährige. Wenn die Hühner bei Minustemperaturen draußen rumlaufen, könnten sie krank werden.
Ein großer Stall, Tausende Tiere - gibt es da auch Kannibalismus? "Das gibt es bei uns nicht", sagt er. Die Tiere machen einen friedlichen, gepflegten Eindruck. Als sich Schwiegervater Hans Müller eine Henne auf den Arm setzt und über das Gefieder streichelt, bleibt diese zufrieden sitzen. "Die laufen einem nach wie Hunde, wenn ich in den Stall gehe", sagt der 67-Jährige.
In der Familie Müller/Huber wird bereits in der achten Generation Landwirtschaft betrieben. "Wir hatten allerdings jedes Mal einen Namenswechsel, weil immer der Schwiegersohn den Hof übernommen hat", sagt Hans Müller, der seinem Schwiegersohn gerne noch tatkräftig unter die Arme greift.
Während die Milchbauern einen Milchpreis von mindestens 35 Cent brauchen, um rentabel arbeiten zu können, kalkuliert Huber mit einem Preis von 8 bis 8,5 Cent pro Ei. Für ihn sei es erschreckend, dass im Discounter Eier schon für zehn Cent angeboten würden.
280 Eier legt eine Henne durchschnittlich im Jahr. "So viele, wie ein Bundesbürger im Jahr verbraucht", sagt Huber. Etwa 15 Monate lang hält der Landwirt seinen Bestand, dann werden die Tiere ausgestallt und als Suppenhühner verkauft. Der Stall wird gereinigt und desinfiziert, bevor neue Hühner einziehen. Von der Politik wünscht er sich langfristig gültige Gesetze. "Agrarpolitik muss ehrlicher und sachlicher werden, damit wir Landwirte besser planen können", fordert er.
Der aktuelle Bio-Eier-Skandal in Niedersachsen ärgert ihn. Das seien wieder wenige Kriminelle, die eine ganze Branche in Verruf bringen. Die Strafen für Betrug könnten seiner Meinung nach rigoroser werden. Doch die Verbraucher müssten auch bedenken: "Bio zum Discounterpreis zu produzieren, geht nicht.
Extra

Im Jahr 2010 gab es im Eifelkreis Bitburg-Prüm 145 landwirtschaftliche Betriebe mit insgesamt rund 51 000 Legehennen. In der Region Trier gab es insgesamt 292 Betriebe mit insgesamt 70 600 Hennen, in Rheinland-Pfalz 1565 Betriebe. Bei der Bodenhaltung dürfen maximal neun Hühner pro Quadratmeter Stallgrundfläche gehalten werden. In der Voliere, also verteilt auf mehrere Ebenen, maximal 18 Hühner pro Quadratmeter. Bei der Freilandhaltung muss ein zusätzlicher Auslauf von mindestens vier Quadratmeter pro Huhn vorgehalten werden. Seit dem Verbot der klassischen Käfighaltung dominiert die Bodenhaltung. In der Freilandhaltung und der ökologischen Haltung wurden 3,7 Prozent der Haltungsplätze registriert. Quelle: Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum Eifel

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