Die "Heiligen" sind zurück

DITTLINGEN. Es mutet fast an wie ein Krimi: Unter mysteriösen Umständen verschwanden in den vierziger Jahren zwei Heiligenfiguren aus der Dittlinger Kapelle, die jetzt - nach mehr als sechs Jahrzehnten - auf einem verstaubten Speicher wieder aufgetaucht sind. Besucher des Gotteshauses können die frisch restaurierten Statuen der Heiligen Celsus und Ignatius nun wieder bewundern.

Werner Kleutsch, Ortsvorsteher und Vorsitzender desKapellenvereins Dittlingen, war begeistert. "Heute ist ein großerTag für Dittlingen, der in die Ortsgeschichte eingehen wird. Wirhaben unsere Heiligen wiedergefunden", sagte er in seinemGrußwort anlässlich der Einsegnung der Figuren durch PfarrerErwin Puhl. Rund 30 Bürgerinnen und Bürger des MerzkirchenerOrtsteils trafen sich zu der Feierstunde in dem heiligen Gemäuer.Doch wie kam es zu dem unerwarteten "Wiedersehen" mit denSchutzpatronen der Dittlinger Kapelle? Auf dem Speicher eines alten Hauses

Ernst Steffny, ehemals Restaurator beim Denkmalamt des Bistums Trier, arbeitet zurzeit an der Kirchenchronik der Pfarrgemeinde Merzkirchen. Während seiner Recherche fand er im vergangenen Jahr auf dem Speicher eines alten Hauses in Dittlingen zwei Tonfiguren. Nach eingehender Untersuchung kam er zu dem Schluss, dass die etwa einen Meter großen Statuen die Heiligen Celsus und Ignatius darstellen.

Nun stellte sich Steffny die Frage nach der Herkunft der offensichtlich sehr alten, aber noch relativ gut erhaltenen Skulpturen, zu der auch der Hauseigentümer keine Antwort wusste. Nachforschungen, an denen auch Ortsvorsteher Kleutsch beteiligt war, ergaben, dass der heilige Celsus im 5. Jahrhundert nach Christus Bischof von Trier war. Allerdings fehlte bei der Tonfigur der charakteristische Bischofsstab.

Die 82-Jährige Pauline Wolf aus Dittlingen, Mitglied des Kapellenvereins, erinnerte sich schließlich, dass in ihrer Jugend - der Zweite Weltkrieg hatte bereits begonnen - eine gewisse Käthe König jedes Jahr am 6. Dezember einer Heiligenfigur aus der Kapelle den Bischofsstab entlieh. Mit diesem und als heiliger Nikolaus verkleidet zog sie von Haus zu Haus durch den Ort, um die Dittlinger Kinder zu beschenken. "Irgendwann war die Figur dann verschwunden und niemand im Dorf konnte sich erklären, wo sie verblieben war", glaubte Pauline Wolf zu wissen.

Die Begebenheit ließ Ernst Steffny annehmen, dass zumindest Celsus einst die im Jahre 1834 erbaute Kapelle von Dittlingen zierte. Eine Bestätigung fand er unter anderem in einem Visitationsbericht aus dem Jahr 1928, in dem zum Inventar des Gotteshauses auch zwei Statuen gezählt wurden. Neben dem heiligen Celsus war auch eine weitere genannt: der heilige Ignatius.

Unklar ist jedenfalls bis heute noch, was im Laufe der vergangenen sechs Jahrzehnte mit den Heiligenfiguren geschah. Ortsvorsteher Kleutsch kann nur vermuten: "Während des Zweiten Weltkrieges wurde die Kapelle stark beschädigt, und als man die Trümmer beseitigen wollte, hat wohl irgendeiner die Statuen gefunden." Wie sie letztlich auf besagten Dachboden kamen, ist laut Kleutsch nicht mehr nachvollziehbar. "Wir wollen jetzt nicht mehr lange fragen, sondern wir sind einfach nur froh, dass wir die beiden wieder haben", freut er sich.

Restauration dauert mehrere Monate

Nachdem endlich die Herkunft der Tonfiguren feststand, gab es für den Kapellenverein nur noch ein Ziel: Die Heiligen werden restauriert und wieder an ihrem alten Platz in der Kapelle aufgestellt. Als Fachmann mit langjähriger Erfahrung auf seinem Arbeitsgebiet nahm Restaurator Ernst Steffny die Wiederherstellung in Angriff.

Nach einer mehrere Monate dauernden Arbeit in seiner Werkstatt in Kelsen stehen die Kunstwerke nun wieder in altem Glanz an ihrem ursprünglichen Standort. Die Kosten für die Restauration in Höhe von 600 Euro brachte der Verein durch Geldspenden auf.

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