Kleine Aktionen, große Wirkung

SAARBURG. Auch wenn weniger kamen als erwartet: Das rollende Demenzcafé machte zum ersten Mal in Saarburg Halt, und die Veranstalter zeigten sich optimistisch für die Zukunft.

Ein langer Tisch, Kaffee und Kuchen, von draußen schien die Spätsommersonne in die Glockengießerei - eine außergewöhnliche und alte Kulisse für ein neues Projekt: Lebensfreude und Selbstwertgefühl von Erkrankten und Angehörigen fördern, das war ein Ziel des "rollenden Demenzcafés", das am Mittwochnachmittag zum ersten Mal in Saarburg Station machte. Eingeladen hatte das Demenzzentrum für die Region Trier in Zusammenarbeit mit der AG Altenhilfe der Verbandsgemeinde Saarburg. Doch nur wenige kamen. "Es ist schade, dass letztlich nur vier Leute hier waren", zog Uschi Wihr vom Demenzzentrum Trier erste Bilanz. Dennoch sah sie die Aktion als einen wichtigen Schritt in die richtige Richtung: "Die ländlichen Gegenden sind von der Beratungsstrukur her benachteiligt", sagte Uschi Wihr, "doch genau dahin wollen wir mit unserem Angebot gehen." 60 000 bis 70 000 Demenzkranke gibt es schätzungsweise in Rheinland-Pfalz, gesprochen wird oftmals nur wenig darüber. Um vielen die Hemmschwelle zu nehmen, Beratung aufzusuchen, und vor allem, um den Angehörigen und Erkrankten den vielleicht etwas weiteren Weg nach Trier zu ersparen, ist das Demenzcafé nun auch im Landkreis Trier-Saarburg unterwegs. In Trier ist die Resonanz bereits groß. Das rollende Demenzcafé spricht Erkrankte wie Angehörige gleichermaßen an. Die Angehörigen sollen entlastet werden, die Möglichkeit haben, sich auszutauschen und Beratung zu bekommen. Die Erkrankten sollen gefördert und aktiviert, ihr Gedächtnis trainiert werden. Zum Beispiel durch geselliges Zusammensein bei Kaffee und Kuchen, was gerade für Demenzkranke sehr wichtig sei. Genauso wie aktiv sein. Das Singen von alten Liedern und das Aufsagen von Sprichwörtern holt Erinnerungen aus dem Langzeitgedächtnis hervor. "Daneben spielt auch die motorische Aktivierung eine Rolle", erzählt Stefan Kugel. Luftballonwerfen, Basteln, das alles sei sehr wichtig. "Die Kranken werden lebhafter, es macht ihnen sichtlich Spaß", sagt der Diplom-Pädagoge, der neben Uschi Wihr für das Demenzcafé verantwortlich ist. "Und so mancher, der vorher nicht mehr geredet hat, fängt wieder an, Dinge zu sagen", ergänzt seine Kollegin. Zur Aktivierung beigetragen hat wohl auch die Kulisse dieses ersten Demenzcafés in Saarburg: In den alten Fabrik-Gemäuern der Glockengießerei wurden noch einmal in besonderem Maße die Sinne angesprochen und Erinnerungen geweckt. Auch wenn die Resonanz am ersten Termin mit nur zwei Ehepaaren noch nicht so groß war wie erhofft - die Veranstalter blicken positiv in die Zukunft, sind zusätzlich motiviert. Uschi Wihr: "Das bekräftigt mich, noch mehr in die ländlichen Gebiete zu gehen und Demenz zum Thema zu machen." Und somit auch Betroffenen und deren Angehörigen eine Anlaufstelle zu bieten, für die man nicht den Weg nach Trier auf sich nehmen muss. Mehr Informationen gibt es beim Demenzzentrum für die Region Trier, Uschi Wihr und Stefan Kugel, Telefon 0651/4604747.

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